Finanzen

Wenn Übernahmen bevorstehen, sollten Aktionäre hellhörig werden

Die Spekulationen um eine mögliche Übernahme der Commerzbank durch die Deutsche Bank oder andere Kandidaten reißen nicht ab. Für Anleger bieten sich Chancen auf schnelle Kursgewinne.
19.04.2019 08:18
Lesezeit: 2 min

Nicht wenige Investoren sind gerade an Szenarien wie diesen Übernahmen interessiert und beobachten daher das Umfeld ganz genau. Sie wissen: Immer wenn eine Gesellschaft sich anschickt, eine andere zu übernehmen bzw. mit einer anderen fusionieren will, kann das unverhoffte Kurssprünge verursachen, die sich wiederum in bares Geld ummünzen lassen.

Wie auch jetzt bei der im Raum stehenden Übernahme der Commerzbank durch die Deutsche Bank profitieren in erster Linie die Aktionäre des zu übernehmenden Unternehmens. So hat der Kurs der Commerzbank-Aktie innerhalb weniger Tage (vom 01. Bis 05. April 2019) um fast zehn Prozent zugelegt, während sich die Anteilscheine der Deutsche Bank im gleichen Zeitraum „nur“ um rund vier Prozent verbessert haben. Woran liegt das?

Hauptgrund für dieses Phänomen ist das Procedere bei der Übernahme von Aktiengesellschaften. Denn ein solcher Deal ist nicht nur ein Geschäft zwischen zwei Parteien. Vielmehr muss der überwiegende Teil der Aktionäre des zur Disposition stehenden Unternehmens der Übernahme zustimmen.

Daher wird den Aktionären der in den Fokus eines Konkurrenten geratenen Gesellschaft von dem kaufinteressierten Unternehmen ein sogenanntes Übernahmeangebot unterbreitet. Konkret bedeutet das: Den Investoren wird ein fester Preis für ihre Aktien geboten. Um eine Mehrheit für die Zustimmung der Übernahme zusammenzubekommen, liegt dieser meist weit über dem aktuellen Börsenkurs.

Was auf diese Weise entsteht, ist gar nicht so selten und wird von den Marktteilnehmern mit Übernahmefantasie umschrieben. Eine der spektakulärsten Übernahmen der deutschen Wirtschaftsgeschichte ist der Kauf von Mannesmann durch Vodafone. Der wochenlange Übernahme-Poker Anfang des Jahres 2000 war ein echter Kampf, der den Mannesmann-Altaktionären einen wahren Geldsegen bereitete.

Ende des Jahre 1999 hatte der britische Mobilfunkbetreiber Vodafone Group Bestrebungen zu einer feindlichen Übernahme von Mannesmann eingeleitet. Es sollte die bis dahin teuerste der Welt werden. Anfangs hatte Vodafone rund 100 Mrd. Euro geboten, was vom damaligen Mannesmann-Vorsitzenden Klaus Esser als „völlig unangemessen“ abgelehnt wurde. Am Ende der Übernahmeverhandlungen stimmte der Aufsichtsrat schließlich am 4. Februar 2000 dem Verkauf des Unternehmens für letztlich rund 190 Mrd. Euro zu.

Der Anstieg des Mannesmann-Aktienkurses war nicht nur darin begründet, dass Vodafone sein Angebot immer wieder nachbesserte, weil die deutschen Mobilfunk-Manager äußerst unnachgiebig waren, sondern auch, weil zwischenzeitlich weitere international aufgestellte Konkurrenten wie etwa mit dem französischen Medien- und Telekomkonzern Vivendi

ihrerseits Vorschläge und Offerten für den deutschen Telekommunikationsdienstleister auf den Tisch legten.

Auch im aktuellen Fall der möglichen Commerzbank-Übernahme durch die Deutsche Bank ist mit der italienischen Großbank UniCredit ein weiterer Wettbewerber auf den Plan getreten. Sicher zu sein scheint: Wenn es wirklich zu einem Verkauf der Commerzbank - an wen auch immer - kommt, dürfte dies nicht zum Schaden der Altaktionäre werden.

Allerdings – und das gilt es in jeden Fall zu bedenken – an der Börse gibt es keine Chancen ohne ein Risiko. Wenn nämlich wider Erwarten keine Übernahme der Commerzbank zustande kommt und das Geldinstitut so weitermachen wird wie bisher, könnte nicht nur der bislang gesehene Kursaufschwung auf dem Spiel stehen.

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