Finanzen

Analyst: Beim Handelskrieg geht es um die technologische Weltherrschaft

Lesezeit: 2 min
11.04.2019 17:23
Nach Ansicht von Lars Skovgaard Andersen, Investmentstratege bei Danske Invest, geht es im Handelskrieg zwischen den USA und China letztendlich um die Weltherrschaft im Technologiebereich.
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Der offiziellen Lesart zufolge hat US-Präsidenten Donald Trump den Handelskrieg mit China vom Zaun gebrochen, weil er sich wünscht, dass die Chinesen mehr US-Waren kaufen und somit das extreme Handelsdefizit der USA abmildern. Und auch, dass die Vereinigten Staaten gerne einen leichteren Zugang zum chinesischen Markt hätten.

Nach Meinung von Lars Skovgaard Andersen – einem Analysten bei Danske Invest – liegt der eigentliche Grund für den Konflikt jedoch in Befürchtungen auf Seiten der Amerikaner, dass die Chinesen die globale Vorherrschaft in der Technologie-Branche übernehmen könnten.

Die weltweite Dominanz der USA auf dem Technologiesektor der vergangenen 50 bis 60 Jahre habe unter anderem seine Ursache in der Forderung des damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy, eine bemannte Mondlandung sei im Interesse der ganzen Nation und das Wettrennen um die Eroberung des Weltalls mit der Sowjetunion müsse gewonnen werden.

Die damit in Verbindung stehenden massive finanzielle Unterstützung hatten zu einem großen Umdenken und zahlreichen Versuchen mit neuen Technologien geführt. Eine der Technologien, die davon profitiert habe, sei die Entwicklung von Halbleitern gewesen, die in elektronischen Geräten Verwendung finde. Zudem habe das Projekt Anstöße für eine Reihe von Entwicklungen im High-Tech-Bereich geliefert, die für die technologische Überlegenheit der USA entscheidend gewesen seien - sowohl unter zivilen wie auch unter militärischen Aspekten.

Die Art und Weise, in großen Dimensionen zu denken, sei in den USA und der übrigen westlichen Welt in den zurückliegenden Jahrzehnten mehr und mehr in Vergessenheit geraten. Dagegen habe in China die Vision, auf dem IT-Sektor Weltmarktführer der Zukunft zu werden, sowohl wirtschaftlich als auch politisch massive Unterstützung erfahren. Daher sorgten sich die US-Amerikaner zunehmend, Chinas massive Investitionen in High-Tech seien ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einer neuen globalen Supermacht.

Ein Beispiel für die chinesischen Bestrebungen, tonangebend im High-Tech-Bereich zu werden, ist die 5G-Technologie. Dieses Verfahren ermöglicht durch eine wesentlich höhere Datengeschwindigkeit einen Quantensprung bei der Internetnutzung. Allerdings sind dafür sehr hohe Investitionen notwendig, die im Westen von Privatunternehmen kaum zu stemmen seien. Dagegen betrachte die chinesische Regierung 5G inzwischen als nationale Angelegenheit, weshalb die Einführung dort viel schneller und systematischer von statten gehe.

Die USA würden alles daransetzen, dass das technologische Vorpreschen Chinas nicht reibungslos verlaufe, sagt Andersen. Daher verhinderten die Amerikaner – bislang erfolgreich – dass China Zugang zum amerikanischen Erbe ihrer Raumfahrt, den Halbleitern, erlange. So habe das US-Handelsministerium im Jahr 2018 den Verkauf von Halbleitern von Qualcomm an den chinesischen Telekommunikationsausrüster ZTE verboten. Bei komplexeren Produkten der Branche seien chinesische Unternehmen beispielsweise nach wie vor Jahre im Rückstand.

Andersen zufolge geht es bei dem Handelskrieg daher in erster Linie um den IT-Sektor und nicht um andere in den Medien genannte Branchen wie beispielsweise die Stahlindustrie. Laut Danske Invest werde vermutlich schon recht bald ein Handelsabkommen getroffen, doch es wäre nicht überraschend, wenn das fällige Abkommen den IT-Sektor gar nicht oder nur teilweise beinhalte, weil dort keine grundsätzliche Einigung zwischen den Kontrahenten möglich sei.


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