Politik

Diese Strafen drohen Reisenden ohne A1-Bescheinigung in Europa

Geschäftsreisenden, die in Europa ohne A1-Bescheinigung unterwegs sind, drohen Geldstrafen und Verlust des Versicherungsschutzes.
10.05.2019 06:48
Lesezeit: 1 min

EU-Bürger, die als Angestellte oder Selbständige eine Geschäftsreise ins EU-Ausland unternehmen, müssen eine sogenannte A1-Bescheinigung mit sich führen. Diese dient dem Nachweis, dass der Reisende in seinem Heimatland sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist. Der Dauer des Auslandsaufenthalts spielt keine Rolle; selbst bei kurzen Grenzübertritten ist das Mitführen der Bescheinigung Pflicht (beispielsweise beim Auftanken des Firmenwagens, wenn der Treibstoff günstiger ist als in Deutschland). Bescheinigungen für einen bestimmten Zeitraum - beispielweise für drei Monate, wenn in dieser Zeit mehrere Grenzübertritte geplant sind - gibt es nicht, für jede einzelne Reise wird eine Extra-Bescheinigung benötigt. Ausgestellt werden die Bescheinigungen von der jeweiligen Krankenkasse des Reisenden. Grundlage der Bescheinigungspflicht sind die Verordnungen (EG) 883/2004 sowie (EG) 987/2009.

Arbeitgeber von EU-Reisenden, die keine Bescheinigung mit sich führen, können mit Bußgeldern in Höhe von bis zu 10.000 Euro belangt werden. Ein AOK-Sprecher sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass vor allem in Frankreich sowie in Österreich (dort ist die Finanzpolizei zuständig) die Zahl der Kontrollen in den letzten Jahren zugenommen hätten. Die stellvertretende Sprecherin des österreichischen Finanzministeriums, Andrea Doscy, sagte den DWN, in Österreich würden vor allem Baustellen überprüft, um „Lohn- und Sozial-Dumping“ zu bekämpfen. In einer Reihe von EU-Staaten kommt es zu gelegentlichen Überprüfungen an Flughäfen und Bahnhöfen sowie auf Messen. In einigen Ländern lassen sich die zuständigen Behörden sogar von Hotels die Gästelisten zeigen, um anschließend die ausländischen Reisenden zu überprüfen.

Neben Bußgeldern kann das Nichtmitführen der Bescheinigung auch zu Problemen mit ausländischen Gesundheits-Versorgern (Krankenhäuser, Ärzte) führen. Im Extremfall kann es dazu kommen, dass die Unfallversicherung eine Kostenübernahme ablehnt.

Für deutsche Unternehmen stellen die Vorschriften der A1-Regelung laut dem Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) „die derzeit größten Hindernisse im Reise-Management“ dar. VDR-Präsidiumsmitglied Christoph Carnier sagt: „„Die verschärften EU-Entsenderichtlinien stellen Unternehmen vor immense organisatorische Probleme und bedeuten insbesondere für den breit aufgestellten deutschen Mittelstand einen oftmals nicht zu stemmenden Zusatzaufwand.“ Daher seien „dringend Vereinfachungen“ notwendig. Ein großes Problem ist darüber hinaus, dass viele kleine Unternehmen, die nur selten Mitarbeiter ins Ausland schicken, von der A1-Pflicht gar nichts wissen - das böse Ende kommt da leicht vor dem Erwachen.

In Deutschland ist übrigens der Zoll für die Überwachung der A1-Pflichten zuständig. „Die meisten Kontrollen finden auf Baustellen statt“, so Alwin Bogan, Fachsprecher Zollfahndungsdienst bei der Generalzolldirektion (Bonn), im Gespräch mit den DWN. Verstöße „melden wir der Staatsanwaltschaft“.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik EU-Milliarden für Digitalisierung: Diese Programme bringen Unternehmen nach vorn
24.05.2025

Europa zahlt – und Unternehmen, die jetzt nicht zugreifen, verspielen ihre digitale Zukunft. Mit 1,3 Milliarden Euro will die EU ihre...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zwang zur Kontoerstellung kostet Online-Shops Kunden - was erfolgreiche Unternehmen besser machen
24.05.2025

Eine Kontoerstellung vor dem Kauf schreckt Kunden ab und führt zu Kaufabbrüchen. Über 50 Prozent der Online-Shops verlieren so Umsatz....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Auto-Offensive scheitert an Deutschland – Misstrauen schlägt Billigpreis
24.05.2025

Trotz Hightech und Kampfpreisen bleiben Chinas Autobauer in Deutschland Ladenhüter. Händler fürchten Pleiten, Kunden trauen den Marken...

DWN
Panorama
Panorama Pandemievertrag: Wie die WHO besser auf Gesundheitskrisen reagieren will
24.05.2025

Der neue Pandemievertrag soll globale Gesundheitskrisen künftig besser eindämmen. Doch wie wirksam ist er wirklich – und was steht noch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Handelschaos ist Europas Chance – wer jetzt schnell handelt, gewinnt
24.05.2025

Während Trump mit Strafzöllen die Welt verunsichert, bietet Europa plötzlich das, was vielen fehlt: Stabilität. Für clevere...

DWN
Politik
Politik Messerangriff in Hamburg: Mehrere Schwerverletzte am Hamburger Hauptbahnhof
23.05.2025

Bei einem Messerangriff im Hamburger Hauptbahnhof werden mehrere Menschen schwer verletzt. Eine Frau wird festgenommen. Befand sie sich in...

DWN
Politik
Politik Frühere AfD-Chefin: Frauke Petry kündigt Gründung neuer Partei an - Alternative für die FDP?
23.05.2025

Die frühere Vorsitzende der AfD will vom kommenden Jahr an mit einer neuen Partei bei Wahlen antreten. Ziel der Partei soll sein, dass...

DWN
Politik
Politik Kommt die Wegzugsbesteuerung für deutsche Fondsanleger? Neues Hindernis gegen die Abwanderung ins Ausland beschlossen
23.05.2025

Eine geplante Wegzugsbesteuerung bei Investmentfonds soll zunehmende Abwanderung von Geld und Fachkräften aus Deutschland stoppen! Wie die...