Technologie

Ratingagentur warnt Unternehmen vor Risiken beim Einsatz von Blockchain

In einem aktuellen Bericht warnt die Ratingagentur Moody's vor den Risiken im Zusammenhang mit dem Einsatz privater Blockchains in Unternehmen.
30.04.2019 17:13
Lesezeit: 2 min

Die Ratingagentur Moody's hat in einem Bericht für ihre Kunden den Einsatz privater Blockchains in Finanzunternehmen untersucht. Der Bericht vom 25. April erklärt, wie Unternehmen die Technologie zu ihrem Vorteil nutzen können, warnt aber auch vor den damit verbundenen Risiken.

Moody's verweist auf die Unterschiede im Hinblick auf die Sicherheit zwischen privaten Blockchains, die von Dienstleistern wie Accenture oder IBM zur Verfügung gestellt werden, und öffentlichen Blockchains wie Bitcoin, die dezentral organisiert sind. Demnach sind die Konsensmechanismen bei privaten Ketten möglicherweise nicht so stark, oder sie fehlen ganz.

"Private/zentralisierte Blockchains sind stärker dem Betrugsrisiko ausgesetzt, da das Design und die Administration des Systems auf eine oder wenige Parteien konzentriert bleiben", heißt es in dem Bericht.

Laut Moody's bringt die Blockchain-Technologie neue Arten von Risiken mit sich. Denn sie ersetze das Vertrauen in den "bekannten anderen", also in andere Menschen oder Institutionen Vermittler, durch das Vertrauen in den "unbekannten anderen", also in Programmiercode oder in Dynamiken, die schwer zu verstehen sind.

Zu den Risiken privater Blockchains gehören laut Moody's die hohe Abhängigkeit von einem anderen Unternehmen, IT- und operationelle Risiken, unangemessene Blockchain-Governance sowie rechtliche und regulatorische Fragen.

Zu den Vorteilen der Technologie gehört dem Bericht zufolge beispielsweise der Einsatz von intelligenten Verträgen (Smart Contracts), welche zum Beispiel die Erstellung und Verwaltung von Wertpapieren rationalisieren können.

Da diese Technologie aber noch nicht ausgereift sei, seien Anwendungen in diesem Bereich vorerst experimentell und beschränkt auf Pilotprojekte mit wenigen Teilnehmern oder mit einer parallelen Verarbeitung mithilfe von konventionellen Technologien.

Ein weiterer vielversprechender Anwendungsfall ist laut Moody's die Kreditvergabe. Das Einstellen von Kreditinformationen auf eine Blockchain zusammen mit den Daten von kreditbesicherten Wertpapieren macht die Kommunikation über das Geschäft einer Bank schneller und einfacher, da die Informationen automatisch aktualisiert und geändert werden.

"Die Verbriefungsblockchain kann sich auf die Daten der Kreditblockchain verlassen, die (automatisierten) Prüfungen und Kontrollen unterliegen", so der Bericht.

Moody's beschreibt auch einige der produktiven Arbeiten, die bereits mithilfe von Blockchain geleistet wurden. So stellt der Bericht fest, dass einige EU-Länder bereits die Arbeit mit Blockchain-Grundbuchämtern begonnen haben. "Ohne Blockchain-basierte Grundbücher bleiben Effizienzgewinne auf der Aktivseite einer hypothekarisch gesicherten Verbriefungstransaktion begrenzt", so der Bericht.

Der Bericht geht auch auf die Möglichkeit ein, intelligente Verträge in Zukunft als rechtsverbindliche Vereinbarungen zu nutzen. Doch nach Ansicht der Autoren ist diese Zukunft noch weit entfernt.

"Ein vollständiger Ersatz von natürlichen Sprachverträgen durch Computercode ist unwahrscheinlich, da die Flexibilität in Bezug auf die Skriptsprache fehlt. Darüber hinaus sollten die Parteien eines Smart Contract über Governance- und Kontrollmechanismen nachdenken, um sicherzustellen, dass Änderungen am ursprünglichen Vertrag zu einem späteren Zeitpunkt ohne größere Schwierigkeiten vorgenommen werden können", schreiben sie.

Moody's überwacht die Blockchain-Technologie bereits seit einigen Jahren. Bereits im Jahr 2016 berichtete das Unternehmen, dass die Regierungen und Unternehmen, die es bewertet hatte, an bis zu 120 verschiedenen Blockchain-bezogenen Projekten arbeiten. Im April letzten Jahres veröffentlichte das Unternehmen einen Bericht, wonach die Technologie der US-Hypothekenindustrie helfen könnte, ihre Kosten um bis zu 1 Milliarde Dollar zu senken.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzverwalter: „Enorme Geldverbrennung“ bei Wirecard
11.07.2025

Der Anwalt Jaffé ist seit fünf Jahren mit der Sicherung des übrig gebliebenen Vermögens beschäftigt. Er fand nach eigenen Angaben im...

DWN
Finanzen
Finanzen Kupferpreis explodiert: Was Trumps Zollfantasien auslösen
11.07.2025

Eine 50-Prozent-Zollandrohung von Trump lässt den Kupferpreis durch die Decke schießen – und sorgt für ein historisches Börsenchaos....

DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....