Politik

Geschäfte in China werden schwieriger für Europas Unternehmen

Die EU-Handelskammer hat eine großangelegte Befragung von Europas Unternehmen in China durchgeführt. Die Mehrheit sagt, dass die Geschäfte schwieriger geworden sind.
21.05.2019 12:01
Lesezeit: 3 min
Geschäfte in China werden schwieriger für Europas Unternehmen
Von Europas Unternehmen, die China in tätig sind, sehen 62 Prozent das Land in den Top-3 der besten Länder für neue Investitionen und 56 Prozent erwägen eine Ausweitung ihrer dortigen Geschäfte. (Grafik: EU-Handelskammer in China)

Für europäische Unternehmen, die in China operieren, sind die Geschäfte dort nach eigenen Angaben im letzten Jahr schwieriger geworden. Zu den Problemen für in China tätige Unternehmen gehören die wirtschaftliche Abkühlung, steigende Löhne und der andauernde Handelskrieg mit den USA.

Laut einer am Montag von der Europäischen Handelskammer in China veröffentlichten Umfrage sagten 53 Prozent der befragten Manager, dass die Geschäftstätigkeit in China schwieriger geworden sei. Das ist mehr als ein Jahr zuvor, als dies 48 Prozent der Befragten angegeben hatten.

Die Sorgen von Europas Unternehmen in China

In der Umfrage, die im Januar und Februar durchgeführt wurde, stuften die Manager die wirtschaftliche Abkühlung in China als das größte Problem ein. In den Monaten seit dieser Umfrage hat die chinesische Wirtschaft noch weiter an Dynamik verloren. Schwacher Inlandskonsum und sinkende Exporte führten zum geringsten Wachstum seit Jahren.

Die nächstgrößeren Sorgen von Europas Unternehmen in China waren die weltweite Konjunkturabschwächung und die steigenden Lohnkosten, gefolgt vom Handelskrieg zwischen den USA und China.

Anfang dieses Jahres hatten US-Unternehmen schon ähnliche Bedenken geäußert, berichtet Bloomberg. Dabei war der Handelskrieg die größte Sorge der Unternehmen, dicht gefolgt von den seit längerem bestehenden Problemen mit den Arbeitskosten und mit der unverlässlichen Regulierung durch die chinesischen Behörden.

Regulatorische Unsicherheiten in China

"Was wir für die europäischen Unternehmen in China brauchen, ist ein berechenbares, zuverlässiges und faires Geschäftsumfeld", sagte Charlotte Roule, Vizepräsidentin der EU-Handelskammer in China, auf einer Pressekonferenz am Montag.

Viele der wichtigsten Bedenken der europäischen Unternehmen mit Hinblick auf die regulatorischen Hindernisse in China seien auch Auslöser für den Streit mit den USA gewesen, so Charlotte Roule.

Die EU setze sich dafür ein, diese Probleme im Rahmen Welthandelsorganisation zu lösen. Doch die Methoden der USA im Handelsstreit mit China lehne die EU-Handelskammer in China ab, sagte deren Vizepräsidentin.

US-Zölle belasten europäische Unternehmen in China

Etwas mehr als ein Drittel der insgesamt 585 europäischen Unternehmen, die an der Umfrage teilnahmen, gaben an, dass sie von den Zöllen der USA im Handelskrieg gegen China negativ betroffen waren. Doch weil viele der befragten Unternehmen für den chinesischen Markt produzieren, war die Mehrheit von den Zöllen nicht betroffen.

Nur 6 Prozent der Unternehmen haben Geschäfte bereits verlagert oder erwägen, relevante Produktion aus China zu verlagern. Eine Eskalation der Spannungen würde jedoch "die Stimmung der Unternehmen stark belasten und zu einer Kürzung von Investitionen führen", so der Bericht der EU-Handelskammer.

Europäische Unternehmen beklagen sich außerdem darüber, dass ihnen der Marktzugang erschwert wird, und über regulatorische Hindernisse. Dies sind zwei seit langem bestehende Probleme, mit denen ausländische Unternehmen in China konfrontiert sind.

EU-Handelskammer kritisiert Chinas "Reformdefizit"

Die Kammer fordert von China, dass Reformen und die Öffnung des Landes mit dem schnellen Wirtschaftswachstum Schritt halten."Einer der größten Mängel von Chinas Reformagenda ist, dass man die versprochene Verbesserung des Geschäftsumfelds für internationale Unternehmen nicht in konkrete Maßnahmen umsetzt", so der Bericht.

Die EU ist frustriert über das langsame Tempo der seit 2013 andauernden Gespräche mit Peking über ein bilaterales Investitionsabkommen, das die chinesischen Marktbarrieren für europäische Unternehmen abbauen soll.

Im vergangenen Monat unterzeichneten China und die EU eine gemeinsame Erklärung, worin Peking wichtige Zugeständnisse bei der Reduzierung der Subventionen für einheimische Unternehmen und bei der Erleichterung des Marktzugangs für ausländische Unternehmen signalisierte.

In einem Strategiepapier, das die Europäische Kommission am 12. März veröffentlichte, wird China in einigen Bereichen als ein "Kooperationspartner" und in anderen Bereich als ein "systemischer Konkurrent" bezeichnet.

China forciert den Technologietransfer

Im Bericht der EU-Handelskammer wurde auch die anhaltende Besorgnis über den erzwungenen Technologietransfer hervorgehoben. Demnach sagten 20 Prozent der Befragten, dass sie sich gezwungen fühlten, Know-how zu übergeben, um weiterhin Zugang zum chinesischen Markt zu erhalten - doppelt so viele wie im Vorjahr.

Zu den Branchen, die besonders vom erzwungenen Technologietransfer in China betroffen sind, gehören vor allem die hochwertigen Hightech-Branchen wie Chemie, Erdöl, Medizinprodukte, Pharmazeutika und Autos.

Positiv vermerkt der Bericht, dass China in den Augen von Europas Unternehmen innovativer wird. So sagten 62 Prozent der befragten Unternehmen, dass ihre chinesischen Kollegen derzeit mindestens genauso innovativ sind wie europäische Unternehmen.

Es ist das zweite Jahr in Folge, dass eine Mehrheit der befragten Unternehmen dies so sieht. Und 81 Prozent der Befragten halten Chinas Neigung zur Innovation für eine Chance. Denn Innovation bringt einen stärkeren Wettbewerb unter den chinesischen Zulieferern mit sich.

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