Politik

Seltene Erden: Chinas schärfste Waffe im Handelskrieg

Präsident Xi Jinping hat erkennen lassen, dass China seltene Erden im Handelsstreit mit den USA als Druckmittel einsetzen könnten. Doch was wären die Folgen eines chinesischen Exportstopps für die amerikanische Wirtschaft?
28.05.2019 17:16
Lesezeit: 2 min
Seltene Erden: Chinas schärfste Waffe im Handelskrieg
Chinas Präsident Xi Jinping. (Foto: AFP) Foto: AFP

Am 20. Mai auf einer Reise in die Stadt Ganzhou besuchte Chinas Präsident Xi Jinping auch mehrere große Hersteller von sogenannten seltenen Erden. Dabei handelt es sich um verschiedene Metalle, die in vielen Schlüsseltechnologien eingesetzt werden.

Der Besuch von Präsident Xi bei den Unternehmen zu jenem Zeitpunkt wurde von manchen Beobachtern im Westen als Drohung gedeutet, dass China, der weltgrößte Produzent seltener Erden, den Export in die USA drosseln oder beenden könnte. Dies würde große Teile der amerikanischen Industrie lahmlegen.

Seltene Erden werden in großem Umfang zum Beispiel in Smartphones, Batterien, Turbinen, Lasern, elektromagnetischen Geschützen, Raketen, Waffensensoren, Elektromotoren und Windkraftanlagen verwendet.

Warum China seltene Erden gegen die USA ausspielen könnte

China hat in den vergangenen zehn Jahren mehr als 90 Prozent des weltweiten Angebots an diesen entscheidenden Rohstoffen produziert. Allerdings lag der chinesische Anteil im vergangenen Jahr mit nur noch 71,4 Prozent deutlich niedriger.

Vor allem die USA sind stark auf den fortdauernden Import dieser Mineralien angewiesen. Denn sie produzieren weniger als ein Zehntel der weltweiten Vorräte und müssen daher etwa die Hälfte ihres Verbrauchs importieren.

Daher gehörten die seltenen Erden auch zu den wenigen Importen aus China, die US-Präsident Donald Trump im Rahmen des eskalierenden Handelsstreits zwischen den beiden Ländern zuletzt nicht mit Zöllen belegte.

Der Handelskrieg China gegen USA eskaliert

Präsident Trump hat angeordnet, dass Chinas größtes Technologieunternehmen Huawei keine Geschäfte mit US-Unternehmen mehr tätigen darf. Zwar ist noch Zeit für Verhandlungen, da Huawei einen Aufschub um 90 Tage erhalten hat. Doch es sind auch harte Gegenreaktionen aus Peking möglich. Die staatliche chinesische Zeitung Global Times veröffentlichte bereits am 16. Mai einen Artikel mit dem Titel "Der Bedarf der USA an seltenen Erden ist ein Ass auf Pekings Hand".

Kurzfristig wäre ein chinesischer Exportstopp von seltenen Erden in die USA ein schwerer Schlag für die US-Industrie. Die Technologiebranche des Landes wäre nach Einschätzung einiger Experten um einige Jahrzehnte zurückgeworfen.

Warum geht Donald Trump dieses Risiko ein?

Doch laut Tim Worstall, einem ehemaligen Händler von seltenen Erden, wäre ein chinesischer Exportstopp von seltenen Erden nur vorübergehend ein Problem für die US-Regierung, das diese bald lösen könnten.

Unternehmen im Militärsektor, die stark auf seltene Erden angewiesen sind, hätten wahrscheinlich mehr als ausreichende Lagerbestände, um ein chinesisches Exportverbot verkraften zu können. Zudem sind nicht alle Seltenen Erden wirklich selten. Der  United States Geological Survey (USGS) stuft 17 dieser Elemente als "mäßig häufig" mit signifikanten Vorkommen in den USA, Kanada, Brasilien, Indien und Australien ein.

"Das Hauptproblem für die USA wäre nicht der Mangel an diesen Ressourcen an sich, sondern die Frage, wie schnell sie die Produktion in ihren bestehenden Anlagen steigern können - und möglicherweise vergrößern", schreibt Alex Kimani auf Oilprice.com.

Erinnerung an den Konflikt zwischen China und Japan

Eugene Gholz, Professor an der University of Notre Dame und Experte für seltene Erden, sagte gegenüber The Verge, dass ein ähnlicher Streit zwischen China und Japan wertvolle Lektionen bietet. Im Jahr 2010 exportierte China seltene Erden nicht mehr nach Japan.

Damals schnellten die Preise in die Höhe, sodass chinesische Schmuggler die seltenen Erden illegal lieferten. Auch stieg die Produktion in anderen Regionen schnell an, und japanische Hersteller fanden Mittel und Wege, um weniger seltene Erden verwenden zu müssen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zweifel nach dem Jobwechsel? So sollten Sie reagieren - die besten Tipps
25.05.2025

Ein Jobwechsel bringt Chancen – aber manchmal auch Enttäuschungen. Was tun, wenn der neue Job nicht hält, was er verspricht? Wann ist...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Abkopplung von den USA: Wann erhebt die EU Zölle gegen China?
25.05.2025

Die USA nähern sich China taktisch an – strategisch aber bleibt das Ziel dasselbe: sich von chinesischem Import Schritt für Schritt...

DWN
Panorama
Panorama Abnehmspritzen: Wie Ozempic, Wegovy und Co. in den Fokus von Kriminellen geraten
25.05.2025

Abnehmspritzen wie Ozempic und Wegovy sind gefragt wie nie – doch die Schattenseiten nehmen zu. Kriminelle nutzen die Situation aus. Wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Debt und Mittelstandsfinanzierung: Wie Unternehmer in Unternehmer investieren
25.05.2025

Der Kreditmarkt wandelt sich: Immer mehr Mittelständler finanzieren sich abseits der Banken – private Investoren schließen die Lücke....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Diesel-Preisvergleich: Neue Plattform zeigt, wie viel Diesel wirklich kostet
25.05.2025

Kraftstoffpreise im Transportsektor sind ein Mysterium – oft verschleiert, manipuliert oder schlicht falsch verstanden. Ein Start-up will...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Führen im Blindflug: Warum Unternehmen jetzt entschlossener handeln müssen
25.05.2025

Geopolitik, Digitalisierung, Rezessionsangst – Unternehmen stehen unter massivem Druck. Doch wer auf alte Strategien setzt, verliert....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wie London und Brüssel ihre Beziehung neu beleben wollen
25.05.2025

Brüssel und London nähern sich nach Jahren des Stillstands wieder an. Ein neues Partnerschaftsabkommen soll gemeinsame Interessen...

DWN
Immobilien
Immobilien Sturm auf Russlands Wohnimmobilienmarkt: Kaufen wie Mieten wird unerschwinglich
25.05.2025

Der russische Wohnungsmarkt gerät zunehmend unter Druck: Mit der drastischen Anhebung der Leitzinsen, dem Auslaufen staatlicher...