Im letzten Quartal des vergangenen Jahres musste der Finanzkoloss Deutsche Bank einen überraschend großen Verlust hinnehmen: 2,2 Milliarden Euro. Doch gemessen an den immensen Risiken, die sich in den hinteren Büchern der Bank noch befinden, ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Das wirklich bermerkenswerte sind die Derivate-Geschäfte der Bank.
In ihrem Risikobericht gibt die Deutsche Bank ein Kreditrisiko-Engagement aus Derivaten im Umfang von 59,195445 Billionen Euro an (Stand 31.12.2011, der aktuellste Bericht). Das entspricht fast einem Sechstel der in Europa in Umlauf befindlichen Derivate (mehr hier). Allein von diesen fast 60 Billionen Euro sind über 48 Billionen Euro in zinsbezogene Derivate „investiert“ – also schlicht in Wetten auf Kursentwicklungen.
Wenn die Deutsche Bank bei ihren Derivate-Geschäften nur einen Ausfall von 10 Prozent hat, steht nicht nur die Deutsche Bank vor dem Kollaps. Die Deutsche Bank ist mehr als nur systemrelevant. Schon seit längerer Zeit hatten auch ehemalige Mitarbeiter der Deutschen Bank auf das immense Risiko hingewiesen, dass in der Deutschen Bank steckt. Ein Risiko, das die Bank den Vorwürfen zufolge offenbar mit Zinsmanipulationen zu schmälern suchte (hier).
Der ehemalige Chefökonom des IWF, Simon Johnson, fordert seit längerer Zeit, die Deutsche Bank zu zwingen, mehr Eigenkapital aufzubringen. „Der deutsche Steuerzahler sollte sehr besorgt sein“, zitiert Bloomberg Johnson. Die Deutsche Bank ist unzweifelhaft „too big to fail“. Sie ist systemrelevant – und deshalb werden im Zweifel die deutschen Steuerzahler zur Kasse gebeten werden. Johnson hält die Notwendigkeit eines Bailouts für die Deutsche Bank für durchaus möglich. Die Bank sei zu extrem „gehebelt“. Das Risiko-Management sei nicht ausreichend.
Bisher war die EU, wenn es um die Risiken der Banken geht, immer hinterher, die Finanzinstitute, die in eine gescheiterte Bankinvestiert hatten, selbst nicht in die Pflicht zu nehmen. In Irland beispielsweise musste die Deutsche Bank keine herben Verluste auf Bankanleihen fürchten, hier standen die Steuer dafür gerade. Erst seit Zypern werden die Banken mit einbezogen. Doch selbst hier zögerte man das Bailout und das Bail-In so lange heraus, bis deutsche und französische Banken den Großteil ihrer Gelder aus dem Land abgezogen hatten (hier). Doch angesichts des Billionen-Risikos bei der Deutschen Bank, kann die EU nicht überall versuchen, das Schlimmste zu verhindern – es gibt Grenzen.