Finanzen

Urteil: Commerzbank verlangt rechtswidrige Gebühren

Das Landgericht Frankfurt hat erneut ein Gebühren-Modell der Commerzbank für rechtswidrig erklärt. Die Bank kassiert eine Pauschale von 300 Euro für die Berechnung der Vorfälligkeits-Entschädigung bei Immo-Krediten. Allerdings dürfen sich nur Commerzbank-Kunden über das Urteil freuen.
11.04.2013 01:58
Lesezeit: 1 min

Zum zweiten Mal hat das Landgericht Frankfurt der Commerzbank untersagt, eine spezielle Form der Gebühr bei Hypothekardarlehen einzuheben. 300 Euro hatte das Institut bisher jedes Mal verlangt, wenn ein Immobilienkredit vorzeitig zurückgezahlt wurde.

Dies ist dann der Fall, wenn ein Immobilienkäufer oder Bauherr sein Haus oder seine Wohnung vor Ende der Zinsbindungsfrist verkaufen will bzw. muss. In dem Fall darf er den Vertrag kündigen. Allerdings muss er dann der Bank eine sogenannte Vorfälligkeitsentschädigung zahlen und ihr den entgangenen Zinsgewinn erstatten.

Die Berechnung der Entschädigungshöhe ist kompliziert. Die dafür verhängte Gebühr beläuft sich je nach den jeweiligen Umständen auf bis zu 350 Euro. In einer Aufstellung der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg über 116 Beschwerden von Bankkunden aus dem Jahr 2011 lag das Entgelt durchschnittlich bei 149 Euro.

Die Verbraucherzentrale war es auch, die als Klägerin im Januar 2012 das erste verbraucherfreundliche Urteil erkämpfte. Nachdem die Commerzbank dagegen Berufung einlegte, steht am 17.4. die Urteilsverkündigung der nächsthöheren Instanz, des Oberlandesgerichts Frankfurt, an.

Klägerin beim aktuellen zweiten Urteil war die Schutzgemeinschaft der Bankkunden. Dutzende Beschwerden von ehemaligen Commerzbank-Kunden waren zuvor bei der Institution eingegangen, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Wie viele Menschen jährlich davon betroffen sind, könne man schwer abschätzen. In vielen Fällen sei das Vorgehen der Commerzbank aber unzumutbar. Besonders bei kleinen Darlehensbeträgen im vierstelligen Bereich mache eine Verrechnungsgebühr von mehreren Hundert Euro viel aus.

Die Verbraucherzentrale strebt eine höchstrichterliche Klärung an, um das verbraucherfeindliche Verhalten der Bank endgültig verbieten zu lassen. Vorfälligkeitsentschädigungen von anderen Banken wurden in der Vergangenheit wiederholt für rechtens erklärt. Danach kann das Institut den tatsächlichen Aufwand einfordern, der durch die Gebührenberechnung entsteht.

Der Unterschied zur Commerzbank: Sie forderte stets pauschal 300 Euro ein, ohne auf die Details des jeweiligen Falles einzugehen. Überdies ist die verlangte Summe viel zu hoch angesetzt. Geht es nach dem nicht rechtskräftigen Urteil des Landgerichtes, ist es damit nun vorbei. Die Commerzbank kann dagegen berufen.

Wird eines der beiden Urteile jedoch rechtskräftig, könnte die Commerzbank zur Rückzahlung bereits verlangter Gebühren gezwungen werden. Kunden anderer Institute werden bei frühzeitiger Rückzahlung eines Hypothekarkredits aber wohl auch in Zukunft zur Kasse gebeten. Wenn die Gebührenklausel Kunden zumindest die Möglichkeit gibt, die Höhe der Kosten anzuzweifeln, darf die Bank kassieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...