Gemischtes

Mit dem autonomen Auto geht die Ära des Individual-Verkehrs zu Ende

Lesezeit: 1 min
07.07.2019 12:45
Das autonome Fahren könnte zu einer höheren Umweltbelastung führen. Wissenschaftler fordern, die Zahl an Privatwagen drastisch zu beschränken.
Mit dem autonomen Auto geht die Ära des Individual-Verkehrs zu Ende
Das Auto der Zukunft fährt autonom - aber eine Reihe von Wissenschaftlern fordert "hohe Eintrittshürden", damit viele Bürger vom Kauf ihres eigenen Fahrzeugs absehen. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Mit der Entwicklung autonomer Fahrzeuge ist die Hoffnung verbunden, dass Autofahren der Umwelt weniger schadet. Unter anderem, weil weniger Bremsen und Beschleunigen notwendig sind, der Verkehr flüssiger vonstattengeht und eine nahezu optimale Routenplanung gewährleistet ist.

Eine Reihe von wissenschaftlichen Studien versetzt dieser Hoffnung jedoch einen Dämpfer. Laut einer bereits im Februar erschienenen ausführlichen Studie des Fraunhofer-Instituts wird das autonome Fahren den Ausstoß von Treibhausgas bis zum Jahr 2050 um lediglich 7,6 Prozent senken. Eine Studie der chinesischen „Tsinghua Universität“ kommt zu dem Schluss, dass „der Effekt autonomer Fahrzeuge auf den Treibhausgas-Ausstoß kurz- und mittelfristig gering“ sein wird.

Zu einem noch drastischeren Ergebnis gelangen Wissenschaftler der amerikanischen Princeton-Universität. In ihrer Studie heißt es: „Dadurch, dass autonome Fahrzeuge es ihren Insassen ermöglichen, während der Fahrt zu arbeiten oder sich zu erholen, wird das Autofahren noch viel angenehmer.“ Die Forscher der Elite-Universität (laut den „World University Rankings“ die siebtbeste der Welt) erwarten, dass eine beträchtliche Zahl von Menschen mehr Autofahren wird, als es derzeit der Fall ist.

Beispielsweise werden viele Büro-Angestellte mit ihrem autonomen Auto statt dem Zug zur Arbeit fahren, weil sie in ihrem eigenen Fahrzeug ungestörter arbeiten können als in einem öffentlichen Verkehrsmittel - was derzeit aus offensichtlichen Gründen nicht der Fall ist. Auch die Fraunhofer-Forscher warnen vor diesem Effekt: „Es muss aber darauf geachtet werden, dass sich der Verkehr durch die Vorteile der Automatisierung nicht vom öffentlichen hin zum Individualverkehr verlagert – denn dann könnten die zusätzlichen Fahrten die positive Wirkung der Einspareffekte überlagern. Diesen Rebound-Effekt gilt es zu vermeiden.”

Zur Lösung des Dilemmas empfehlen die Princeton-Wissenschaftler „sorgfältig ausgearbeitete Vorschriften“. Einer der Studien-Autoren, Alain Kornhauser, empfiehlt, die Zahl der Privat-Autos stark einzuschränken und stattdessen auf (staatlich? - Anm. der. Red.) gemanagte Fuhrparks zu setzen. Das, so der der Transport- und Maschinenbau-Professor, würde sicherstellen, dass bei der überwiegenden Mehrheit der Fahrten das autonome Auto nicht nur einen, sondern mehrere Insassen befördert. Eine andere Studien-Autorin, Judi Greenwald, die während der Präsidentschaft von Barack Obama einen hohen Posten im US-Energie-Ministerium innehatte, spricht sich für „hohe Eintrittshürden“ beim Kauf von autonomen Autos aus. Das könne „Privatpersonen vom Kauf eines eigenen autonomen Fahrzeugs abhalten“.

Bemerkenswert an den radikalen Forderungen der Wissenschaftler aus den USA ist, dass auch in Europa die Kontrolle über den individualverkehr in den vergangenen Monaten verstärkt wurde. So hat die EU-Kommission beschlossen, dass bei Neuwagen bald Überwachungssensoren und intelligente Systeme zur Kontrolle der Fahrer Pflicht sein müssen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...