Wirtschaft

Iran-Konflikt könnte Ölpreis auf über 300 US-Dollar treiben

Eine Sperrung der Straße von Hormus im Verlauf einer Eskalation des Iran-Konflikts könnte Analysten zufolge den Ölpreis auf über 300 US-Dollar treiben.
article:authors
09.07.2019 16:58
Lesezeit: 2 min
Iran-Konflikt könnte Ölpreis auf über 300 US-Dollar treiben
Die Sicherheit der Straße von Hormus hat einen großen Einfluss auf die Entwicklung des Ölpreises. (Grafik: GPF)

Dem auf Rohstoffe spezialisierten Portal Oilprice.com zufolge würde eine Eskalation zwischen den USA und dem Iran zu deutlich höheren Ölpreisen führen. Im optimistischen Szenario, in dem die Straße von Hormus im Verlauf des Iran-Konflikts nur für einige Tage für den kommerziellen Verkehr gesperrt würde, wären die Auswirkungen auf die globale Ölversorgung relativ gering, aber die anfängliche Unsicherheit würde zu einem kurzen Anstieg über 100 US-Dollar pro Barrel führen, schreibt Oilprice.

Der Transport von täglich 20,7 Millionen Barrel über die Straße von Hormus würde bei einer vollständigen Sperrung sehr stark eingeschränkt werden. Abgemildert würde ein Komplettausfall dadurch, dass vier Millionen Barrel pro Tag über eine Pipeline durch Saudi-Arabien an die Export-Anlagen am Roten Meer und über die Abu Dhabi-Pipeline gepumpt werden könnten. 

Darüber hinaus hat Saudi-Arabien in einer Reihe von Lagerstätten auf der ganzen Welt, darunter in Rotterdam, Okinawa und China sowie an der US-Golfküste, eine unbekannte Menge Öl gelagert.

Im ersten Monat nach einer Blockade könnten maximal 14,4 Millionen Barrel aus den Reserven der Mitgliedsländer der Internationalen Energieagentur (IEA) freigesetzt werden und im zweiten Monat rund 12,5 Millionen Barrel. 

Auf China und Indien entfällt inzwischen etwa ein Fünftel der globalen strategischen Reserven. Basierend auf einer Studie des in Riad ansässigen King Abdullah Petroleum Studies and Research Centers (KAPSARC) vom April 2018 würden die Ölpreise in einer Welt ohne Ölkapazitäten schnell auf etwa 325 US-Dollar pro Barrel steigen.

Im Rahmen des negativsten Szenarios, bei dem die Ölförder- und Exportinfrastruktur des Persischen Golfs erheblich beschädigt wird und die Straße von Hormus drei Monate lang gesperrt wird, würden die Ölpreise weiter in die Höhe schießen.  Ein direkter Militärschlag auf die Ölverarbeitungsanlage Abqaiq von Saudi Aramco könnte dem Weltmarkt für ein Jahr oder länger sieben Millionen Barrel pro Tag entziehen, schreibt Oilprice.

Matthew Simmons, dem Vorsitzenden und Gründer der spezialisierten Energieinvestmentbank Simmons & Company International, zufolge ist ein Ölpreis von 100 US-Dollar pro Barrel ohnehin “zu billig”. Allerdings gebe es ein größeres Problem. “Was mir am meisten Sorgen macht, sind keine hohen Preise, sondern Engpässe, denn dann machen sich die Leute Sorgen”, sagte er dem Magazin Arabian Business. Wenn es zu nachhaltigen Lieferengpässen kommen sollte, könnte der Ölpreis auf bis zu 378 US-Dollar pro Barrel steigen, so Simmons. 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Inflation zieht stärker an – Zölle als möglicher Preistreiber
16.07.2025

Steigende Inflation, anhaltend hohe Zinsen – und ein Präsident, der die Lage verschärfen könnte: Die USA geraten unter...

DWN
Politik
Politik AI Act: Wo stehen wir über ein Jahr nach dem Beschluss des KI-Gesetzes?
16.07.2025

Mit dem AI Act schreibt Europa Geschichte: Die erste globale KI-Gesetzgebung verspricht Sicherheit, birgt aber auch Risiken. Wo Deutschland...

DWN
Politik
Politik US-Waffen: Trump soll Selenskyj gefragt haben: „Könnt ihr Moskau treffen?“
16.07.2025

Donald Trump soll Selenskyj gefragt haben, ob die Ukraine Moskau angreifen könne – mit US-Waffen. Droht eine neue Eskalation oder ist...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket der EU gegen Russland gestoppt: Slowakei stimmt dagegen
16.07.2025

In der Europäischen Union ist das 18. Sanktionspaket gegen Russland am Widerstand der Slowakei gescheitert. Das mitteleuropäische Land...

DWN
Politik
Politik Immobilienverbot für Russland: Finnland verbietet Russen und Weißrussen den Immobilienkauf
16.07.2025

Helsinki verbietet Russen den Immobilienerwerb: Am 15. Juli trat in Finnland ein Gesetz in Kraft, welches russischen und weißrussischen...

DWN
Politik
Politik Kontrollstaat: digitale Identität mit Bürgerkonto wird Pflicht – Hacker kritisieren Überwachung
16.07.2025

Ende der Freiwilligkeit? Im Koalitionsvertrags setzen CDU, CSU und SPD auf eine verpflichtende digitale Identität der Bürger in der BRD....

DWN
Finanzen
Finanzen Boomer-Soli: Experten wollen einen Rentensoli zur Sicherung der Rentenkassen
16.07.2025

Wenn Millionen Menschen aus der Babyboomer-Generation in den Ruhestand gehen, wird das Rentensystem extrem belastet. Ökonomen des DIW...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis: Wie China und die USA den Markt dominieren
16.07.2025

Gold erlebt ein Comeback – und diesmal greifen nicht nur Kleinanleger zu. Nach Jahren der Zurückhaltung investieren...