Deutschland

Millionengrab: Bonner World Conference Center läuft aus dem Ruder

Lesezeit: 1 min
12.04.2013 14:27
2014 soll der Erweiterungsbau für das World Conference Center in Bonn fertig sein. Doch wie bei anderen Großprojekten in Deutschland sind auch hier die Kosten immens gestiegen. Über zehn Millionen Euro mehr soll es nun kosten. Die Stadt Bonn hat aber nicht genügend Gelder dafür.
Millionengrab: Bonner World Conference Center läuft aus dem Ruder

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Das World Conference Center in Bonn soll das neue Aushängeschild der Stadt Bonn werden. Aus diesem Grund wurde ein Erweiterungsbau geplant, dessen Fertigstellung im kommenden Jahr erfolgen soll. Doch wie sich nun herausgestellt hat, werden die veranschlagten Kosten in Höhe von 57 Millionen Euro nicht ausreichen. Wie die Stadt am Donnerstag mitteilte, werden weitere Millionen für die Fertigstellung benötigt.

Neben einem freiwilligen Risikoaufschlag in Höhe von 7 Millionen Euro kommen noch weitere Kosten hinzu: Die von der „UN gewünschte Teilung des Großen Saales in Höhe von 2,7 Millionen Euro als reine Baukosten, die Sanierung der denkmalgeschützten Abgeordnetenhäuser mit 8,5 Millionen Euro sowie 1,5 Millionen Euro für die Fertigstellung des Parkhauses“. Damit erhöht sich die Gesamtsumme auf etwa 76,8 Millionen Euro, so die Stadt in einer Mitteilung.

Das Problem ist jedoch nicht nur die Verteuerung an sich, sondern vor allem die Finanzierung. Im Haushalt seien 60 Millionen Euro für das Projekt eingeplant. Die Stadt will und kann die Finanzierung nicht komplett aus der eigenen Tasche bezahlen und hofft auf Zuschüsse in Höhe von 36 Prozent der Gesamtsumme. Man wisse zwar, dass für das World Conference Center in Bonn an „vielen Stellen Einsparungen nötig sind“, so der Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch. „Es geht jedoch um ein Projekt, das erheblich zur Zukunftsfähigkeit der Stadt beiträgt und zu dessen Realisierung wir uns bereits 2002 im so genannten Bellevue-Vertrag verpflichtet haben.“ Man sichere und schaffe Arbeitsplätze, schließlich sei die ehemalige Bundeshauptstadt jetzt die „Deutsche Stadt der Vereinten Nationen“, fügte er hinzu.

Bonn entpuppt sich immer mehr als Meister im Verschwenden von Steuergeldern, etwa bei der komplett missglückten Bahnlinie von der Innenstadt zum Flughafen (hier).

Man könnte fast den Eindruck gewinnen, die Rheinländer haben die Hauptstadt-Niederlage gegen Berlin noch nicht verwunden und wollen Wowereit-City nun um jeden Preis mit Fehlplanungen übertreffen.

Das wäre schade - Bonn hatte bisher in Europa eine einmalige Rolle gespielt, gerade weil die Stadt darauf verzichtet hat, sich ausschließlich über unbezahlbare Mega-Projekte zu positionieren.

Die aktuelle Schuldenkrise scheint allerdings die Klarsicht der politische Akteure immer stärker zu beeinträchtigen: Wenn für Zypern 10 Milliarden Euro Rettungsgeld recht sind, dann sollten für Bonn doch 20 Millionen Euro nur billig sein.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konfliktlösung ohne Gericht: Verbraucherschlichtung als Chance für Ihr Business
27.04.2024

Verabschieden Sie sich von langwierigen Gerichtsverfahren! Mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) senken Sie Ihre Kosten,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Krieg in der Ukraine: So ist die Lage
27.04.2024

Wegen Waffenknappheit setzt der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, auf Ausbau der heimischen Rüstungsindustrie, um sein Land...

DWN
Finanzen
Finanzen Hohes Shiller-KGV: Sind die Aktienmärkte überbewertet?
27.04.2024

Bestimmte Welt-Aktienmärkte sind derzeit sehr teuer. Diese sind auch in Indizes wie dem MSCI World hoch gewichtet. Manche Experten sehen...

DWN
Finanzen
Finanzen EM 2024 Ticketpreise explodieren: Die Hintergründe
27.04.2024

Fußball-Enthusiasten haben Grund zur Freude: Es besteht immer noch die Chance, Tickets für die EM 2024 zu erwerben. Allerdings handelt es...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland als Unternehmensstandort: Zwischen Herausforderungen und Chancen
27.04.2024

Trotz seines Rufes als europäischer Wirtschaftsmotor kämpft Deutschland mit einer Vielzahl von Standortnachteilen. Der Staat muss...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands herrenlose Häuser: Eine Chance für den Markt?
27.04.2024

Herrenlose Immobilien - ein kurioses Phänomen in Deutschland. Es handelt sich hier um Gebäude oder Grundstücke, die keinen...

DWN
Finanzen
Finanzen Reich werden an der Börse: Ist das realistisch?
27.04.2024

Viele Anleger wollen an der Börse vermögend werden. Doch ist das wahrscheinlich - oder wie wird man tatsächlich reich?

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...