Deutschland

Deutscher Arbeitsmarkt sendet deutliche Abschwung-Signale aus

Lesezeit: 1 min
30.07.2019 15:08
Am deutschen Arbeitsmarkt nimmt die Nachfrage nach Arbeitskräften spürbar ab. Die Arbeitsagentur wird am Mittwoch höchstwahrscheinlich einen Anstieg der Arbeitslosigkeit vermelden müssen.
Deutscher Arbeitsmarkt sendet deutliche Abschwung-Signale aus
Ein Maler bei der Arbeit. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die anhaltende Konjunkturschwäche wirft immer längere Schatten auf den deutschen Arbeitsmarkt und sorgt für ein Ende des jahrelangen Stellenbooms. So sei die Nachfrage nach Arbeitskräften im Juli weiter zurückgegangen, berichtete die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg. Die Zahl der offenen Stellen sei inzwischen so niedrig wie zuletzt im September 2017. Seinen Höhepunkt hatte der Stellenboom Ende vergangenen Jahres erreicht.

Die Bundesagentur beruft sich dabei auf ihren Stellenindex BA-X. Der monatlich auf Basis betrieblicher Stellenmeldungen errechnete Arbeitsmarktfrühindikator habe im Juli bei 243 Punkten gelegen; das seien vier Punkte weniger als im Juni und 13 weniger als vor einem Jahr, berichtete die Nürnberger Bundesbehörde. Die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern befinde sich damit zwar auf hohem Niveau, «wird aber merklich schwächer».

Branchenbezogen verlaufe die Entwicklung allerdings sehr uneinheitlich. Besonders konjunkturabhängige Wirtschaftsbereiche wie der Verkehr und die Logistikbranche, die Industrie, der Handel und die Zeitarbeitsbranche hätten den Arbeitsagenturen im Juli weniger freie Stellen gemeldet als vor einem Jahr. Dagegen sei die Nachfrage nach Arbeitskräften in konjunkturunabhängigen Sektoren wie der öffentlichen Verwaltung, dem Erziehungs- und Bildungswesen sowie bei Gesundheits- und Sozialberufen zuletzt weiter gestiegen.

Von einem Jobboom wie die Jahre zuvor kann auch aus Sicht von Volkswirten deutscher Großbanken keine Rede mehr sein. Das zeige bereits der Blick auf die aktuellen Juli-Arbeitslosenzahlen. Für den Ferienmonat haben sie einen Anstieg um rund 60 000 auf 2,276 Millionen Erwerbslose errechnet, berichteten sie in einer monatlichen Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Der Juli-Anstieg würde damit deutlich stärker ausfallen als im Durchschnitt der vergangenen drei Jahre. Vor einem Jahr hatten die Arbeitslosenzahlen allerdings noch um knapp 50 000 höher gelegen. Die offiziellen Zahlen will die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch veröffentlichen.

Nach Ansicht der Bankökonomen kann auch beim Blick auf die derzeitige wirtschaftliche Lage nicht mehr von einer «Konjunkturdelle» gesprochen werden. Die deutsche Wirtschaft durchlebe derzeit vielmehr eine «anhaltende Schwächephase». «Angesichts des verhaltenen Ausblicks für Welthandel und Automobilbranche sowie der anhaltenden erhöhten politischen Unsicherheit rund um Handel ist in der zweiten Jahreshälfte 2019 bestenfalls mit einem Mini-Wachstum zu rechnen. Das Risiko einer Rezession ist mittlerweile recht hoch», urteilt etwa Allianz-Ökonomin Katharina Utermöhl.

 

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Technologie
Technologie Viele Studierende rechnen mit KI-Erleichterungen im Joballtag
29.03.2024

Vielen Menschen macht Künstliche Intelligenz Angst, zum Beispiel weil KI Arbeitsplätze bedrohen könnte. In einer Umfrage stellte sich...

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...