Gemischtes

Neue Regionalklassen: Für Millionen Autofahrer verteuert sich die Haftpflichtversicherung

Lesezeit: 2 min
29.08.2019 16:35
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft hat die deutschen Zulassungsbezirke in Regionalklassen eingeteilt. Auf Berliner kommen deutliche Kostensteigerungen zu. Autohalter in der Uckermark hingegen dürfen mit günstigeren Konditionen rechnen. An der Spitze der Kostenpyramide steht Berlin-Neukölln.
Neue Regionalklassen: Für Millionen Autofahrer verteuert sich die Haftpflichtversicherung
Lichter im Nachtverkehr. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Für viele Autofahrer in Deutschland könnten sich in einigen Monaten die Versicherungsbeiträge ändern, berichtet AFP. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) stellte am Donnerstag die Schadenbilanzen der 413 deutschen Zulassungsbezirke vor und teilte diese in Regionalklassen ein. Demnach profitieren künftig rund 5,1 Millionen Fahrer von besseren Haftpflichtklassen, etwa 4,2 Millionen werden jedoch heraufgestuft.

Hier errechnete der GDV für die Uckermark in Brandenburg die beste Schadenbilanz – mit fast einem Drittel weniger Schäden als im Bundesschnitt. In Berlin war die Bilanz dagegen rund ein Drittel höher als im Durchschnitt, die Hauptstadt erhielt vom Verband den schlechtesten Indexwert. Generell komme es "insbesondere in Großstädten sowie in Teilen Bayerns" zu hohen Schadenswerten, erklärte der GDV.

 

 

 

 

 

Die neuen Zahlen sind auch für eine Kaskoversicherung relevant: "2,8 Millionen Kaskoversicherte rutschen in niedrigere, rund 3,3 Millionen in höhere Regionalklassen", erklärte der GDV. Die Regionalstatistik sei jedoch unverbindlich und liefere "keine Aussage über die Entwicklung des gesamten Kfz-Versicherungsbeitrages".

Der Versicherungsverband erstellt die Statistik jährlich. Entscheidend sei dabei nicht, wo ein Schaden entstanden ist, "sondern in welchem Zulassungsbezirk der Fahrzeughalter seinen Wohnsitz hat".

Den absoluten Spitzenplatz als teuerster Zulassungsbezirk nimmt der Berliner Stadtteil Neukölln ein, berichtet der Vergleichsdienst Verivox in einer Medienmitteilung:

Der Wohnort kann die Kfz-Versicherung rund drei Viertel teurer machen. Für die Modellrechnung wurden Fahrerprofile im Landkreis Leer, der von den Versicherern in Haftpflicht, Vollkasko und Teilkasko sehr günstig eingestuft wird, dem teuren Pflaster Berlin gegenübergestellt.

Der Berliner Fahrer zahlt beim Vertrag mit Teilkasko demnach 73 Prozent mehr als der Fahrer in Ostfriesland. Ausgewertet wurden die jeweils 5 günstigsten Tarife für einen 45-jährigen Fahrer eines VW Passat. Außer dem Wohnort waren alle Parameter identisch. Bei der Haftpflicht betrug der Unterschied 63 Prozent, beim Vertrag mit Vollkasko 65 Prozent. Das sind 286 Euro mehr im Jahr.

In absoluten Zahlen stellt sich dies folgendermaßen dar:

Wo die Regionalklassen steigen, müssen Autofahrer auch mit einem steigenden Beitrag im kommenden Jahr rechnen. „Dann haben Autofahrer ein Sonderkündigungsrecht“, sagt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. „Die meisten Versicherer berücksichtigen heute neben den Regionalklassen auch die genaue Postleitzahl. So können die Preise innerhalb einer Stadt oder eines Zulassungsbezirkes deutlich schwanken.“

Wer hat die teuren Regionalklassen?

In Bayern ballen sich die teuren Regionalklassen. Gerade in Ober- und Niederbayern sowie der Oberpfalz haben zahlreiche Landkreise hohe Einstufungen in Haftpflicht, Teilkasko und Vollkasko. Der Norden und Rheinland-Pfalz sind meist günstig in der Haftpflicht eingestuft. Regionen mit teuren Regionalklassen in der Teilkasko liegen in Ostdeutschland.

Die Regionalklassen spiegeln die langjährigen Schadenhöhen in den Städten und Landkreisen wider. Viele Diebstähle oder Hagelschäden erhöhen das Risiko bei der Teilkasko. Wo viel Verkehr ist, gibt es mehr Unfälle. Deshalb werden Großstädte in der Haftpflicht häufig teurer eingestuft als ihr Umland. Das zeigt das Beispiel Berlin. Der Passat-Fahrer im Modellfall würde im nahen Liebenwalde (Landkreis Oberhavel) knapp 100 weniger in der Haftpflicht zahlen als am Stadtrand von Berlin.


Mehr zum Thema:  
Auto >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...