Gemischtes

Eine Kennzahl entscheidet über die Entlassung tausender Opel-Arbeiter

Lesezeit: 2 min
30.08.2019 13:32
Die Manager des PSA-Konzerns entscheiden anhand einer betriebswirtschaftlichen Kennzahl, wie viele Opel-Mitarbeiter sie entlassen werden.

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Vor genau zwei Jahren, im August 2017, übernahm der französische Auto-Konzern PSA (Peugeot, Citroen) das deutsche Traditions-Unternehmen Opel. Ein Sanierungsfall, hieß es damals - fälschlicherweise. Denn weniger als eineinhalb Jahre später, im Januar 2019, vermeldeten die Franzosen das erfolgreichste Jahr ihrer Geschichte: Im Geschäftsjahr 2018 hatten sie 3,88 Millionen Pkw abgesetzt, mehr als jemals zuvor. Ohne Opel und die britische Marke „Vauxhall“ - deren Fahrzeuge fast ausnahmslos von Opel-Ingenieuren konstruiert werden - hätte im Vergleich zum Vorjahr 2017 ein Minus von rund zwölf Prozent in den Büchern gestanden. So jedoch ergab sich ein Plus von 6,8 Prozent.

Zufrieden sind die Manager aus Rueil-Malmaison (bei Paris) trotzdem nicht. Die Opel-Mitarbeiter sind ihnen nämlich zu teuer. Letztes Jahr betrug der durchschnittliche Aufwand pro Opel-Beschäftigtem knapp 76.000 Euro. Bei Peugeot, Citroen sowie der Nobelmarke DS (PCD) waren es zusammengenommen im Durchschnitt knapp 55.000, also circa 28 Prozent weniger.

Die Franzosen haben aber noch viel weitergehende Berechnungen durchgeführt. Sie haben kalkuliert, wie hoch das Verhältnis zwischen Personalausgaben und Umsatz war. In der Autoindustrie gilt ein Verhältnis von 13 Prozent (das heißt, dieser Prozentwert des Umsatzes wird benötigt, um Löhne und Gehälter zu bezahlen) als Richtwert. Bei PCD betrug das Verhältnis 9,8 Prozent, ein sehr gutes Ergebnis. Bei Opel waren es 12,6 Prozent - nicht so gut wie bei PCD, aber besser als der Richtwert, also auf jeden Fall mehr als zufriedenstellend.

Aber, wie schon gesagt, nicht für die neuen Bosse von Opel. Die nehmen den Richtwert nämlich jetzt zum Anlass, im Rahmen ihres neuen Effizienzprogramms den Personalabbau zu beschleunigen. Je niedriger der Wert, desto besser für die Aktionäre - und natürlich auch für die Manager. Und deshalb werden diese alles dafür tun, den Wert weiter zu senken - auf Kosten der Beschäftigten.

Seit der Übernahme durch PSA sind bei Opel schon tausende Stellen gestrichen worden. Dass der Abbau weitergehen wird, steht für Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center der Universität Duisburg-Essen fest. Der Auto-Experte schreibt: „Die Sanierung von Opel-Vauxhall geht nach unseren Analysen mit einem deutlich größeren Personalabbau weiter als bisher bekannt.“

Tatsache ist: Als PSA Opel-Vauxhall übernahm, waren bei dem Traditions-Unternehmen 37.230 Mitarbeiter beschäftigt. Laut PSA-Geschäftsbericht waren es 2018 30.430 Mitarbeiter. „Ende des Jahres 2021 würde nach unseren Analysen Opel-Vauxhall noch 26.100 Beschäftigte haben“, schreibt Dudenhöffer, fürs Jahr 2023 prognostiziert er eine Mitarbeiterzahl von 24.800. Das würde bedeuten, dass PSA dann seit seiner Übernahme von Opel fast exakt ein Drittel aller Stellen abgebaut hätte.

Zahlenfetischisten am Werk: Eine Kennzahl lässt die Opel-Mitarbeiter um ihre Zukunft bangen!


Mehr zum Thema:  
Auto >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...