Finanzen

Sparkassen warnen EZB: „Wir fahren in die falsche Richtung und erhöhen das Tempo!“

Eine Senkung des Leitzinses belastet Unternehmen und Steuerzahler, so der Sparkassen-Chef Fahrenschon. Banken nutzen das billige Geld der EZB nur, um Staatsanleihen zu kaufen. Das schaffe neue Probleme: Die Abhängigkeit zwischen Staaten und Banken nimmt weiter zu.
29.04.2013 17:25
Lesezeit: 1 min

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband warnt vor einer möglichen Senkung des Leitzinses. Die EZB greift immer stärker in die Politik ein und unterstützt schwache Staaten und Banken. Der Steuerzahler und die Unternehmen zahlen dafür.

Mit 0,75 Prozent ist der Leitzins seit Monaten auf einem historischen Tiefstand. Und schon jetzt sieht es so aus, als werde eine weitere Senkung noch in dieser Woche von der EZB beschlossen (hier). Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon, warnt nun EZB-Chef Draghi vor einem solchen Schritt. „Noch mehr und noch billigeres Geld vermindert den Anreiz zum Sparen“, sagte Fahrenschon am Montag in Berlin.

Die niedrigen Zinsen gingen zu Lasten der Sparer und Unternehmer. Die Sparer beispielsweise können so kaum mehr die Inflation ausgleichen. Und die Unternehmen profitieren nicht von dem billigen Geld der EZB. Statt mehr Kredite an Unternehmen auszugeben, investieren die Banken lieber in Anleihen aus den Peripherie-Ländern. Hier sind die Renditen höher als der Leitzins der EZB, so lässt sich gutes Geld verdienen. Das erhöhe aber die bereits starke gegenseitige Abhängigkeit zwischen schwachen Staaten und schwachen Banken, sagte Fahrenschon. „Wenn die EZB zu Lasten der Gläubiger und zu Gunsten der Schuldner Partei ergreift, wird der Geldwertstabilität zu wenig Gewicht beigemessen“. Diese EZB-Politik löse die Probleme nicht, sondern schaffe neue. „Wenn man in die falsche Richtung fährt, nutzt es nichts, das Tempo zu erhöhen“, so Fahrenschon.

Mario Draghis Geldpolitik der vergangenen Monate hat wenn überhaupt nur zu kurzfristigen Erholungen am Finanzmarkt geführt (hier). Erholungen, die mit der wirtschaftlichen Lage in der EU nicht zu erklären sind. Noch reichen Ankündigungen von neuen EZB-Maßnahmen zur vorübergehenden Beruhigung. Doch die Investoren lernen auch. Sie sind nicht an wirklich nachhaltigen Entscheidungen interessiert. Sie warten auf Signale und versuchen, diese in Geld umzuwandeln (mehr hier).

So hat die EZB – ohne wirkliche Erfolge – die ihr zugedachten Befugnisse schon längst überschritten. Nicht mehr nur die reine Geldpolitik steht im Vordergrund. Es geht um Macht. Als Mitglied der unbeliebten Troika greift die EZB schon direkt in politische Prozesse ein. Und die geplante Bankenunion wird den Einfluss der EZB in Europa noch vergrößern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...