Politik

Mai-Proteste in Europa: „Kampf gegen den König in Brüssel“

In ganz Europa haben Bürger den 1. Mai genutzt, um ihrem Unmut über die derzeitige Situation Ausdruck zu verleihen. Die Wut über die Sparpolitik aus Brüssel und Berlin wird immer größer.
01.05.2013 20:10
Lesezeit: 1 min

Die europaweiten Demonstrationen zum 1. Mai richteten sich vor allem gegen die Spar-Politik der Regierungen. Sie wird von den Gewerkschaften als eine Ursache für die Rekord-Arbeitslosigkeit und die wirtschaftliche Rezession betrachtet. Doch die Staaten Europas sind massiv verschuldet und machen weiter hohe Defizite. Es ist absurd, dies als Austerität oder gar als Sparen zu bezeichnen.

Vor allem in Griechenland kam es zu starken Protesten. Die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes hielten einen ganztägigen Streik ab, berichtet die FT. Die Regierung hatte den offiziellen Mai-Feiertag um eine Woche verschoben, da der 1. Mai mit den Vorbereitungen zum Osterfest der Orthodoxen Kirche kollidierte. Durch den Streik waren große Teile des Schienenverkehrs lahmgelegt und der Fährverkehr am Athener Hafen Piräus stand still.

Die dänische Premierministerin Helle Thorning-Schmidt wurde mit einer Wasserpistole bespritzt. Während ihrer Rede wurde sie ausgebuht. In Italien und Spanien hingegen waren die Demonstrationen kleiner als in der Vergangenheit. Die spanischen Gewerkschaften wollten mit 80 Demonstrationen gegen eine Arbeitslosen-Quote von 27 Prozent protestieren. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei über 50 Prozent. Inzwischen ist sogar europaweit jeder vierte junge Arbeitssuchende ohne Job (mehr hier).

In Paris protestierten linke und rechte Politiker gemeinsam gegen die angebliche Sparpolitik der Regierung. Marine Le Pen bezeichnete diese als „ultraliberale Globalisierung“. Frankreich stecke fest in „einer absurden, endlosen Politik der Austerität (…) weil sie immer Ja sagen müssen zu Brüssel, und natürlich zu Berlin und immer zu den Größen der Hochfinanz und ihren kriecherischen Dienern bei der EZB und der EU-Kommission.“ Jeanne d’Arc habe gegen den König von England gekämpft, der Frankreich besetzt habe. „Jetzt ist es der König von Brüssel“, so Le Pen.

In Istanbul kam es zu Straßenkämpfen zwischen der Polizei und Randalierern (Video unten). Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein, die Randalierer warfen Steine. Tausende Polizisten sollten die Demonstranten aus dem Zentrum der Stadt fernhalten. Denn eine Demonstration auf dem zentralen Taksim-Platz war wegen Bauarbeiten verboten worden. Die Hotels rieten ihren Gästen, nicht nach draußen zu gehen.

Alles in allem liefen zumindest in der Eurozone die Demonstrationen friedlich ab. Die Regierungen Europas, die weiter massiv Schulden machen wollen, erhalten Rückenwind durch die Mai-Demonstrationen. Die Sparpolitik gerät immer stärker unter Beschuss.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...