Deutschland

Berliner Hauptbahnhof: Steuergelder in Millionenhöhe für ein zu kurzes Dach

Beim Bau des Berliner Hauptbahnhofes wurde an der Fertigstellung der Bahnsteig-Überdachung gespart. Haushaltspolitiker fordern nun die Vollendung. 56 Millionen sind bereits für die benötigten Stahlbögen ausgegeben worden. Diese rosten seit Jahren vor sich hin. Doch die weiteren Kosten für die geplante Fortsetzung des Baus sind ungewiss.
04.05.2013 01:21
Lesezeit: 1 min

Die Debatte um die Fertigstellung des Dachs am Berliner Hauptbahnhof ist neu entflammt. Angestoßen wurde die Diskussion von Haushaltspolitikern des Bundestags. Sowohl Regierungs- als auch Oppositionspolitiker fordern eine rasche Fertigstellung.

Ein Sprecher der Deutschen Bahn (DB) bestätigte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten auf Nachfrage, dass das Projekt noch vor dem Sommer überprüft werden soll. Welche zusätzlichen Kosten dabei auf die Bahn und damit letztlich auf die Steuerzahler zukommen könnten, darüber wollte man bei der DB keine Angaben machen.

Auch ohne Montage war allein die Beschaffung der Teile, der Stahlbögen etc., schon teuer genug. „Der Bund hat bereits 51,6 Millionen Euro für die vollständige Dachkonstruktion gezahlt“, sagte Claudia Winterstein (FDP) zum Spiegel. Seit mehr als zehn Jahren sind die bereits gelieferten Dach-Elemente beim Ostbahnhof eingelagert – und rosten dort vor sich hin. Wer die nachträgliche Errichtung finanzieren wird, ist ungeklärt. Ganz zu schweigen von den Kosten, die aufgrund etwaiger falscher Lagerung der Teile zu tragen sind.

Damit der Hauptbahnhof für die Fußball-WM 2006 in Betrieb gehen konnte, wurde das Dach in stark verkürzter Form gebaut. Die drei oberirdischen Bahnsteige wurden nur auf einer Länge von 320 Metern statt der geplanten 450 Meter überdacht. Nach der Eröffnung im Mai 2006 wurden die Gesamtkosten mit 1,2 Milliarden Euro beziffert. Rund 700 Millionen Euro sollte er ursprünglich kosten.

Die Politik fordert nun die Vollendung der Dachkonstruktion im Jahr 2015, wenn die Gleise der Fernbahnstrecke saniert und für drei Monate gesperrt werden. Noch einmal so lange soll danach die Sperre der S-Bahn-Gleise andauern, die ebenfalls renoviert werden. Die Bahn weigerte sich bisher, für diesen Zeitraum auch die Dachfertigstellung anzusetzen, weil dafür eine Totalsperre der Ost-West-Strecke notwendig wäre. Der DB-Sprecher bestätigte dies. Die entsprechenden Betriebsausfälle könnten zusätzliche Kosten verursachen.

Ob die Verlängerung des Daches für die Bahnsteige tatsächlich notwendig ist, bleibt fraglich. Ästhetische Abwägungen und die bisher geleistete Kostenübernahme durch den Bund könnten eine größere Rolle spielen als die Nutzenfrage. Darüber hinaus sind es nur wenige Züge, bei denen überhaupt ein Teil der Waggons im Freien zum Stehen kommt. Es wird sich zeigen, ob den Verantwortlichen der Ein- und Ausstieg der betroffenen Fahrgäste die zusätzlichen Kosten wert ist oder nicht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.