Die Situation in Spanien wird zunehmend kritischer, weswegen immer wieder auf die schnelle Ratifizierung des ESM-Vertrages gedrängt wird. Nur mit den finanziellen Möglichkeiten des ESM und einer möglichen Banklizenz des neuen Rettungsschirms scheint eine Unterstützung Spaniens möglich. David Mackie, Chefsvolkswirt von JP Morgan, geht davon aus, dass Spanien auf ein Rettungspaket in Höhe von 350 Milliarden Euro angewiesen ist. 75 Milliarden Euro müssten allein aufgebracht werden, um die spanischen Banken zu rekapitalisieren. Es sei sehr wahrscheinlich, dass die spanische Regierung und allen voran der spansiche Premier Mariano Rajoy um Gelder aus dem Rettungsfonds fragen wird.
Die Idee Spaniens, die Banken durch den ESM direkt zu rekapitalisieren wird derzeit von der EU überlegt (mehr hier), aber der Wunsch, die EZB zu neuen Käufen von spanischen Staatsanleihen zu bewegen, stößt weiter auf Widerstand (hier). Im Moment sehe die EZB im Kauf von Staatsanleihen wohl keinen angemessenen Schritt, um die Probleme zu lösen, so David Mackie. Aber es könne durchaus sein, dass die EZB zur Beruhigung der Märkte zwischenzeitlich wieder Anleihen aufkaufe, während gleichzeitig ein Rettungspaket für Spanien ausgehandelt wird.
Durch den immensen Ankauf von Staatsanleihen ihres eigenen Landes – im April hielten spanische Banken Anleihen im Wert von rund 261,3 Milliarden Euro – sind die Krisen-Anleihen Spaniens nationalisiert worden. Das Risiko im System selbst ist gestiegen, vor allem, da sich ausländische Banken und Fonds stetig von Staatsanleihen aus krisengebeutelten Staaten trennen.
Einen Schuldenschnitt wie in Griechenland hält der Internationale Bankenverband IIF jedoch für ausgeschlossen. Im niederländischen „Het Financieele Dagblad“ erklärte der IIF-Chef Charles Dallara, „Griechenland war einmalig“. „Die spanische Volkswirtschaft ist zu groß für einen Beitrag des privaten Sektors." Charles Dallara will, dass der Rettungsfonds direkt in spanische Banken investiert, der „europäische Fonds muss größer und flexibler eingesetzt werden“. Es käme nun endlich darauf an, die „problematische Beziehung zwischen der Regierung und den Banken aufzulösen“.