Der Libor untersteht nach dem Manipulationsskandal mittlerweile der britischen Finanzmarktaufsicht. Doch der EU-Kommission geht das nicht weit genug. Nicht nur, dass man mit der Bankenunion am liebsten alle Banken unter eine EU-Aufsicht stellen will, man will dies nun auch mit den Referenz-Zinssätzen machen. Eurobir, Libor und andere Referenz-Zinssätze sind betroffen.
Für Großbritannien ist der aktuelle Entwurf der EU-Kommission nicht gerade eine erfreuliche Nachricht. Premier Cameron kämpft mit einer wachsenden Unzufriedenheit der britischen Bevölkerung gegenüber der EU. Die Briten wünschen sich mehr Souveränität und Einfluss in Brüssel. Der Plan, die Referenz-Zinssätze unter europäische Aufsicht zu stellen, weitet die Macht der EU weiter aus und stellt gleichzeitig die Glaubwürdigkeit der britischen Aufsichtsbehörde in Frage.
Der entsprechende Entwurf sieht vor, alle Benchmarks, die als Referenz für börsengehandelte Finanzinstrumente oder Verträge gelten, zu überwachen, so die FT. Das sind letztlich hunderte von Benchmarks. Sie sollen künftig von der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) kontrolliert werden. Da bestimmte Benchmarks oft Handelspartner aus mehreren EU-Mitgliedsstaaten beinhalten, sei eine nationale Behörde eines Mitgliedsstaates zur Vermeidung von Manipulation nicht „effizient und effektiv“ heißt es im Entwurf.
Die ESMA wäre dann als Aufsicht befugt, Dokumente und Nachfragen nach Marktinformationen von Händlern einzusehen. Aber auch das mögliche Einfrieren von Vermögenswerten und sie Aussetzung des Handels eines bestimmten Finanzinstruments soll der Aufsichtsbehörde dann erlaubt werden, so der Entwurf.