Finanzen

Draghi unter Zugzwang: Zinsen in Portugal zu hoch

Lesezeit: 1 min
25.06.2013 11:36
EZB-Chef Draghi hatte versprochen, im Notfall Staatsanleihen von Krisenländern zu kaufen, um deren Zinsen niedrig zu halten. Dieses Versprechen muss Draghi möglicherweise bald einlösen, denn die Zinsen für portugiesische Anleihen steigen massiv an.
Draghi unter Zugzwang: Zinsen in Portugal zu hoch

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Zinsen für portugiesische Staatsanleihen sind wieder stark angestiegen. Da hohe Zinsen die Staatsfinanzierung gefährden, hatte EZB-Chef Mario Draghi versprochen, bei Bedarf die Staatsanleihen der Krisenländer zu kaufen, um deren Zinssätze niedrig zu halten. Nun steht Draghi unter Zugzwang.

Die Zinssätze der zehnjährigen portugiesischen Staatsanliehen sind auf 6,8 Prozent angestiegen. Noch Mitte Mai lagen sie bei 5,2 Prozent. Für seine Hilfskredite muss Portugal nur 3,2 Prozent Zinsen zahlen, berichtet Bloomberg.

EZB-Chef Draghi hat versprochen, Staatsanleihen der Krisenländer am Sekundärmarkt zu kaufen (OMT), um deren Finanzierung zu gewährleisten. Dieses Versprechen hat bisher genügt, um die Zinsen der Krisenländer relativ niedrig zu halten. Doch nun steigen die Zinsen wieder.

Nach Kritik, OMT sei Staatsfinanzierung mit der Notenpresse, hat Draghi kürzlich Unterstützung von Bundesbank-Chef Jens Weidmann erhalten. Dieser sagte, dass die EZB nie vorhatte, unbegrenzt Staatsanleihen zu kaufen. Tatsächlich gebe es „spürbare Einschränkungen“, so Weidmann (mehr hier).

Staatsanleihen auf der ganzen Welt waren in der vergangenen Woche eingebrochen, nachdem der Chef der US-Zentralbank Ben Bernanke eine Verlangsamung des Gelddruckens angekündigt hatte. Der Investor Marc Faber glaubt allerdings nicht, dass die extrem lockere Geldpolitik eingestellt werde (mehr hier).

Die Portugiesische Regierung rechnet damit, dass die Wirtschaft des Landes dieses Jahr um 2,3 Prozent schrumpft. Die Arbeitslosenquote werde auf 18,2 Prozent ansteigen, im kommenden Jahr sogar auf 18,5 Prozent. Der Schuldenberg des Landes werde im kommenden Jahr auf 124 Prozent des BIPs anwachsen. Zudem ist die Stimmung der Bevölkerung gegen weitere Sparmaßnahmen (mehr hier).

Die Regierung Portugals sagt, sie werde die Voraussetzungen für das OMT-Programm garantieren, sagte Manuel Rodrigues, Staatssekretär für Finanzen. „Wir arbeiten daran, die Zulassung zu diesem Programm sicherzustellen.“

Auch der portugiesische Präsident Anibal Cavaco Silva hat den EZB-Chef Draghi gedrängt, seinem Land aus der Rezession zu helfen. „Ich glaube, dass Portugal Anspruch auf Interventionen im Sekundärmarkt hat, und die EZB hat gesagt, sie sei dazu in der Lage.“ Zu hohe portugiesische Staatsanleihen gefährdeten die Integrität des Euro.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch kurz vor 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag hat die wichtigste Kryptowährung direkt nachgelegt. Seit dem Sieg von Donald...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...