Finanzen

Draghi beruhigt Märkte: Das Gelddrucken geht weiter

Lesezeit: 2 min
25.06.2013 18:43
Die Kursstürze der letzten Tage haben die EZB dazu bewegt, erneut mit Worten zu handeln. Der Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik sei noch weit entfernt, so Draghi. Die steigenden Zinskosten für die Peripherie haben die Erfolge der letzten Monate innerhalb von Tagen wieder zunichte gemacht. Bald wird Draghi gezwungen sein, zu handeln, statt nur zu reden.
Draghi beruhigt Märkte: Das Gelddrucken geht weiter

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Es war quasi ein Doppelschlag der Zusicherung. Sowohl EZB-Chef Draghi als auch EZB-Direktoriumsmitglied Benoit Coeure haben am Dienstag versichert, dass es weiterhin billiges Geld von der EZB geben wird. Die vergangenen Tage hatten gezeigt, wie schnell sich die Situation an den Märkten wieder umkehren kann. Nach Ankündigungen der Fed und Chinas Zentralbank, die Gelddruck-Maschine wieder langsamer laufen zu lassen, rutschten die Kurse weltweit.

Auch in Europa war dies zu spüren. Die Aktenkurse fielen und die Zinskosten für die Staatsanleihen zogen wieder an. Vor allem in den Peripherieländern machten die Renditen für die Bonds einen so großen Sprung, dass sie schon wieder an den Werten kratzen, die sie vor Draghis Ankündigung der neuen Anleihekäufe (OMT) aufwiesen (hier).

Für die EZB sind das keine guten Entwicklungen. Hatten doch Asmussen und Draghi mehrmals in den vergangenen Wochen darauf hingewiesen, wie erfolgreich die Geldpolitik der EZB sei. Besonders stolz waren sie dabei auf die OMTs. Allein deren Ankündigung habe die Zinskosten gesenkt, hieß es immer wieder (mehr hier).

Doch nun sah man sich offenbar benötigt, noch einmal mit Versprechungen Einfluss  auf die Finanzmärkte zu nehmen. Der Ausstieg aus der derzeitigen Geldpolitik sei noch weit entfernt, so Draghi in Berlin. Ähnlich formulierte es auch Direktoriumsmitglied Benoit Coeure in London.

„Die verschiedenen außergewöhnlichen, die von der EZB ergriffen wurden, (…) werden so lange so lange wie nötig weitergeführt werden. (…) Und es gibt noch weitere Maßnahmen, (…) die wir ergreifen, wenn es notwendig ist. (…) Daher sollten zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Zweifel daran bestehen, dass unsere ‚Exit‘ [aus der lockeren Geldpolitik] noch weit entfernt ist.“

Und Draghi konnte nicht umhin, noch einmal die erfolgreiche Politik der EZB zu betonen:

„Keines der größeren Länder des heutigen Euroraums hat in den fünfzig Jahren vor dem Euro über einen so langen Zeitraum solch niedrige Teuerungsraten verzeichnen können. Und auch im internationalen Vergleich schneiden wir sehr gut ab. Die Leistung der EZB ist somit bemerkenswert.“

Doch angesichts der Zinsentwicklungen der letzten Tage stellte sich die Frage, wie viel Wirkung die Worte Draghis und Coeures tatsächlich noch auf die Finanzmärkte haben. Zumal noch immer die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über die Rechtmäßigkeit der Anleihekäufe aussteht.

Die Situation in Italien und in Spanien hat sich zudem dramatisch verschlechtert.  Das spanische Bankensystem wackelt und auch Italien bleibt angesichts der starken Rezession, der hohen Arbeitslosigkeit und der unsicheren Regierung ein Kandidat für ein Bailout (mehr hier).

So könnte der tatsächliche Start der OMTs bald schneller notwendig werden, als es der EZB lieb ist. Denn sowohl Italien als auch Spanien sind eigentlich zu groß, um mittels des ESM ein Bailout zu erhalten (hier). Notfalls muss man dann eben die vage angekündigten Voraussetzungen für die OMTs noch einmal etwas ändern, um auch ohne Bailout-Antrag handeln zu können. Draghis Vorteil: Einen offiziellen Rechtsrahmen gibt es ja noch nicht.


Mehr zum Thema:  

DWN
Technologie
Technologie Energiewende Deutschland: "Die Industrie braucht einen klaren Kurs"
25.11.2024

Die Energiewende Deutschland bringt keine Klarheit für die Industrie, Investitionen in die Infrastruktur wurden versäumt. Doch wie...

DWN
Politik
Politik Flüchtlingswellen und Wirtschaftskrisen: Was ein Zerfall der Levante für Deutschland bedeuten würde
24.11.2024

Die Levante könnte sich zur Achillesferse Europas entwickeln, wenn sich der schwelende Konflikt zwischen Israel und Iran zu einem...

DWN
Panorama
Panorama Alarmierende Umfrage: Kriege und Klimakrise belasten Schüler in Deutschland
24.11.2024

Eine neue Umfrage zeigt: Viele Schülerinnen und Schüler in Deutschland sind von Sorgen geplagt. Kriege, Klimakrise und Leistungsdruck...

DWN
Politik
Politik Nato-Generalsekretär trifft sich in Florida mit Trump
24.11.2024

Die zweite Amtszeit von Donald Trump wird in der Nato von vielen Alliierten mit Sorge gesehen. Schon vor dem Machtwechsel reist der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Leerstand in Innenstädten: Decathlon setzt auf Expansion gegen die Krise
24.11.2024

Leerstand prägt deutsche Innenstädte. Doch Decathlon sieht Chancen: Bis 2027 sollen mehr als 60 neue Filialen entstehen – viele davon...

DWN
Finanzen
Finanzen DWN-Sonntagskolumne: The Rational Investor - warum Emotionen bei der Geldanlage schaden
24.11.2024

Als ich gehört habe, dass in einer Umfrage des ZDF vor der US-Präsidentschaftswahl am 5. November 2024 über 70 Prozent der Deutschen...

DWN
Politik
Politik Christian Lindners Vorwurf lautet: SPD strebt "Zerstörung" der Liberalen an
24.11.2024

Seit dem Bruch der Ampel-Koalition herrscht ein scharfer Ton zwischen SPD und FDP. Nun legt der entlassene Finanzminister nach. Die SPD...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW hält an Werksschließungen fest - Sparansage auch bei Bosch
24.11.2024

Im Streit um Einsparungen bei VW bleibt das Unternehmen hart: Die Kapazitäten sollen schnell runter. Die IG Metall reagiert in der...