Europas Banken müssen ihre Bilanzen drastisch reduzieren. Den Ausbruch einer weiteren Finanzkrise würde der Kontinent sonst nicht überstehen. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Royal Bank of Scotland (RBS). Demnach müssen die Kreditinstitute bis 2016 noch Vermögenswerte (Assets) von 2,7 Billionen Euro veräußern, um ihre Bilanzen „nachhaltig“ zu verbessern.
Der europäische Bankensektor gilt als der weltweit größte, gemessen an der Wirtschaftsgröße des Kontinents. Die Assets der Banken werden auf insgesamt 33 Billionen Euro geschätzt, berichtet die FT. Das entspricht dem Dreieinhalbfachen der europäischen Wertschöpfung. Zum Vergleich: In Japan, Kanada und Australien ist der Bankensektor etwa doppelt so groß wie die jeweilige Volkswirtschaft. In den USA ist das Verhältnis 1:1.
„Wenn bei einer Bankenkrise die Banken drei Mal so groß sind wie die dazugehörige Wirtschaft, dann können die Regierungen nicht alle unterstützen“, sagte Alberto Gallo, Analyst der RBS.
In den letzten zwölf Monaten haben es die Banken geschafft, ihre Bilanzen um 2,4 Billionen Euro zu reduzieren. Um das Risiko auf ein tragfähiges Maß zu reduzieren ist es aber noch ein langer Weg: „Es fehlen noch immer 2,7 Billionen“, damit die Banken nur drei Mal so groß sind, wie die jährliche europäische Wirtschaftsleistung, sagte Gallo. Selbst dann ist das „systemische Risiko“ aber noch längst nicht gebannt.
Allen voran die Deutsche Bank gilt derzeit als eine der am schlechtesten kapitalisierten Banken der Welt. Bank-Chef Anshu Jain will die Bilanz der Deutschen Bank deshalb um 20 Prozent reduzieren (mehr hier).
Der Bankensektor in Europa ist derzeit gespalten. Die südeuropäischen Banken verkleinern ihre Bilanzen zu schnell, in Kerneuropa geschieht das zu langsam. Mario Draghi nenne das „finanzielle Fragmentierung“, so Gallo. In der europäischen Peripherie führt das unter anderem zu einer Kreditklemme (hier). Banken leihen sich untereinander kein Geld mehr. Auch Unternehmen kommen immer schwerer an Kredite. Das hemmt die Wirtschaftsentwicklung, von der in den Krisenstaaten ohnehin derzeit nichts zu spüren ist.
Die Finanzminister und Zentralbanker der G-20 haben auf dem Gipfel in Moskau daher beschlossen, mehr Geld zu drucken, die Zinsen niedrig zu halten und durch neue Milliarden in den Finanzmärkten auf eine Initialzündung für die Wirtschaft zu hoffen (hier). Noch hat die Rezession die Krisenstaaten Europas fest im Griff .