Finanzen

Israel-Iran-Krieg: Tanker in der Schusslinie – droht der nächste Ölpreis-Schock?

Der Krieg zwischen dem Iran und Israel spitzt sich zu – und die globale Energieversorgung steht auf dem Spiel. Droht bald ein Flächenbrand in der Straße von Hormus und der nächste Ölpreis-Schock?
19.06.2025 15:41
Aktualisiert: 19.06.2025 16:01
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Israel-Iran-Krieg: Tanker in der Schusslinie – droht der nächste Ölpreis-Schock?
Ein Schnellboot der iranischen Revolutionsgarden, umkreist den Öltanker "Stena Impero" der schwedischen Reederei "Stena Bulk". (Foto: dpa/Tasnim News Agency/AP | Morteza) Foto: Morteza Akhoondi

Ölpreis aktuell: Israel-Iran-Krieg bedroht globale Ölströme

Eine Eskalation und Ausweitung des Krieges zwischen Iran und Israel könnte dramatische Folgen für den globalen Energiemarkt haben – und damit auch für die Weltwirtschaft. Diese Einschätzung teilt Erik Hånell, CEO der Stena Bulk. Die schwedische Tankreederei betreibt mehrere ihrer Schiffe in oder nahe der Straße von Hormus und verfolgt die sich zuspitzende Lage derzeit „Minute für Minute“. Der Krieg zwischen Iran und Israel dauert an, während offen bleibt, ob die USA militärisch eingreifen und sich an Israels Seite stellen werden.

„Es ist eine äußerst ernste Lage. Leider lässt sich nicht ausschließen, dass sich der Krieg ausweitet und über die Region hinausgreift. Dies würde neben großem menschlichem Leid im schlimmsten Fall rasch massive und dramatische Folgen für die Energiemärkte weltweit nach sich ziehen“, so Erik Hånell gegenüber dem Wirtschaftsportal Dagens Industri. Stena Bulk mit Hauptsitz in Göteborg gehört zur familiengeführten Stena-Sphäre. Mit über 60 Tankern in der Flotte ist sie Schwedens mit Abstand größte Reederei für Öl- und Gastransporte.

Am Donnerstag ist am Ölmarkt von diesem Worst-Case-Szenario noch nicht viel zu spüren: Annähernd zwei Prozent lautet das Minus beim WTI-Ölpreis aktuell, die Nordseesorte Brent verteuert sich hingegen um etwa 1,2 Prozent (Stand: 19.06.2025, 12:15 Uhr). Doch die künftige Ölpreis-Entwicklung scheint klar, seit Israel den ersten Angriff auf die iranischen Atomanlagen startete. Sowohl die US-Ölsorte WTI als auch Brent-Öl kletterten in den vergangenen Tagen mehr als 10 Prozent nach oben auf inzwischen 73,80 US-Dollar (WTI) und 76,75 US-Dollar (Brent). Anfang Juni kostete WTI-Öl noch weniger als 61 Dollar, Brent rund 64 Dollar. Ein weiterer Anstieg scheint beim Ölpreis aktuell fast unausweichlich, vor allem bei einer weiteren Verschärfung des Israel-Iran-Kriegs. Die Frage ist nur, inwiefern sich der Konflikt eskaliert und wie hoch der Ölpreis dann steigt. Droht wirklich ein Ölpreis-Schock?

Reedereien meiden zunehmend den Persischen Golf

„Wir haben normalerweise immer mehrere Schiffe in dieser Region im Einsatz – sie zählt zu den weltweit wichtigsten für den Transport von Rohöl, Ölprodukten und Gas. Aktuell befinden sich vier unserer Schiffe dort, unter anderem in Saudi-Arabien und im Irak. Wir beobachten die dramatische und sehr besorgniserregende Entwicklung jetzt Minute für Minute“, erklärt Hånell. Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung sorgt laut Hånell dafür, dass sich Stena Bulk ebenso wie andere Tankreedereien zunehmend zurückhaltend zeigt, was Fahrten in den Persischen Golf betrifft. „Das hat dazu geführt, dass die Frachtraten in den letzten Tagen stark gestiegen sind. Wir haben unsere Fahrten in der Region nicht vollständig eingestellt, aber wir agieren vorsichtig und ziehen aktuell lieber andere Aufträge vor – selbst wenn diese weniger lukrativ sind“, so Hånell weiter.

Droht der Ölpreis-Schock? Straße von Hormus als globale Energie-Schlüsselstelle

Die Internationale Energieagentur (IEA) weist in ihrem jüngsten Marktbericht darauf hin, dass der Iran wiederholt mit einer Sperrung der Straße von Hormus gedroht habe, sollte das Land angegriffen werden. Die Meerenge zwischen Iran und der Arabischen Halbinsel spielt demnach eine zentrale Rolle als Ausfuhrkorridor für rund 25 Prozent des globalen Ölangebots – darunter Lieferungen aus Saudi-Arabien, Iran, Irak, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Kuwait und Katar – ebenso wie für einen Großteil der weltweiten Produktionsreserven. Eine Sperrung – selbst nur zeitweise – hätte laut IEA massive Auswirkungen auf den globalen Öl- und Gasmarkt.

Auch Stena Bulk geht davon aus, dass Versorgung und Preise für Öl und Gas im Falle eines ausgeweiteten Krieges zwischen Iran und Israel und einer damit verbundenen Einschränkung der Schifffahrt durch die Straße von Hormus schnell und erheblich betroffen wären. „Es handelt sich um die mit Abstand wichtigste Transportroute der Welt für Öl und Gas – und damit um einen Flaschenhals mit absolut zentraler Bedeutung für die globale Energieversorgung. Sollte der Schiffsverkehr hier eingeschränkt oder vollständig blockiert werden, könnte das ohne Zweifel eine neue Energiepreisschockwelle auslösen – mit bekannten und schnellen negativen Folgen für die Weltwirtschaft“, warnt Erik Hånell.

Trotz Israel-Iran-Krieg: Ölpreis aktuell (noch) relativ stabil

Trotz des Krieges ist der Ölpreis bislang nicht explodiert und liegt weit unter früheren Rekordständen. Ein möglicher Grund ist laut Marktbeobachtern, dass das Risiko einer Blockade der Straße von Hormus oder anderer größerer Versorgungsunterbrechungen trotz des Konflikts als begrenzt eingeschätzt wird. „Auch wenn Iran unter Sanktionen steht, exportiert das Land große Mengen Energie – vor allem nach China – und sichert sich damit lebenswichtige Einnahmen für das Regime. Das spricht dagegen, dass Teheran die Straße von Hormus bewusst blockieren würde. Aber derzeit ist es unmöglich vorherzusehen, was geschehen wird“, sagt Erik Hånell.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Verbraucherschützer warnen: Kritik an Parkplatzfirmen nimmt zu
23.08.2025

Beschwerden über Parkplatzfirmen nehmen rasant zu. Immer mehr Autofahrer stoßen auf intransparente Regeln und saftige Vertragsstrafen....

DWN
Politik
Politik Deutschland mit stärkster Armee Europas? Ohne Chinas Rohstoffe bleibt es ein Trugbild
23.08.2025

Deutschland rüstet auf wie nie zuvor – doch ausgerechnet Peking hält den Schlüssel zu den nötigen Rohstoffen in der Hand. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase frisst IT-Jobs: Informatik-Absolventen geraten unter die Räder des Hypes um Künstliche Intelligenz
23.08.2025

Der Traum vom Programmierboom platzt: Während Konzerne Milliarden in Künstliche Intelligenz pumpen, stehen junge Informatik-Absolventen...

DWN
Technologie
Technologie HVO100: Studie kritisiert Klimabilanz der Diesel-Alternative
22.08.2025

HVO100 gilt als moderne Diesel-Alternative und soll den Klimaschutz vorantreiben. Doch eine aktuelle Studie der Deutschen Umwelthilfe wirft...

DWN
Finanzen
Finanzen Steigende Lebensmittelpreise: Diese fünf Produkte treiben die Kosten in die Höhe
22.08.2025

Die steigenden Lebensmittelpreise belasten Verbraucher spürbar. Während viele Haushalte auf günstigere Alternativen ausweichen, warnen...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Schau mir in die Augen, Kleiner! Wie das Start-up Navel Robotics den Pflegenotstand lösen könnte
22.08.2025

Das Münchener Start-up Navel Robotics entwickelt einen sozialen Roboter für Pflegeheime und Kliniken. Er spricht mit den Bewohnern über...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Deal mit China: Wie es von den Zöllen profitiert
22.08.2025

Donald Trump hat seine Zollpolitik neu geordnet – doch anstatt China hart zu treffen, verschont er Peking weitgehend. Europa hingegen...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Selenskyj kündigt weitere Gegenangriffe an
22.08.2025

Die Ukraine plant nach monatelanger Verteidigung neue Gegenangriffe, um den Ukraine-Krieg zu wenden. Präsident Selenskyj signalisiert...