Politik

Schwellenländer verlieren Status als sichere Häfen

Weil die Währungen der Schwellenländer immer weniger wert sind, verlieren Investoren das Interesse an den einst so lukrativen Märkten. Die Staatsverschuldung und ungedeckte Kredite werden zunehmend zum Problem in den BRIC-Staaten.
25.06.2012 22:32
Lesezeit: 1 min

Investoren schränken ihr Engagement in Schwellenländer stark ein, weil die Währungen der BRIC-Staaten massiv an Wert verlieren. Die Geldentwertung in Brasilien, Russland und Indien war zuletzt vor 13 Jahren so stark wie aktuell: „Man hat keine Ahnung, wo das enden wird. Die Unsicherheit und die Volatilität ist die größte Sorge“, sagte ein Investor dem Nachrichtendienst Bloomberg.

Real, Rubel und Rupie werteten zuletzt sogar stärker ab als die meisten Währungen von Entwicklungsländern. Der chinesische Yen ist mit der stärksten Geldentwertung seit 1994 ebenfalls von dieser Entwicklung betroffen. Aufgrund des Wertverlusts rechnen internationale Unternehmen, die in diesen Märkten vertreten sind, mit erheblichen Gewinneinbußen.

Beobachter gehen davon aus, dass die Währungen von Brasilien, Russland und Indien bis zum Jahresende mindesten um weitere 15 Prozent an Wert verlieren werden. Am stärksten davon betroffen ist der brasilianische Real, der alleine im ersten Quartal um 12 Prozent entwertet wurde. Beim Rubel waren es 11,5 und der Rupie 10 Prozent. Der Kurs des Yen, der selbst die Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 gut überstanden hatte, sinkt seit März ebenfalls.

Für die BRIC-Staaten haben die schwachen Währungen zwar den Vorteil, dass ihre Exporte stark steigen werden. Doch entwickelten Volkswirtschaften wie etwa den USA schadet die Entwicklung, weil die Schwellenländern damit einen Vorteil beim Export in Entwicklungsländer haben.

Großkonzerne wie Coca Cola hielten bisher Geldbeträge in Schwellenländern, um von den höheren Zinsen zu profitieren. Nun verlieren diese Anlagen an Wert, die Zinsen werden gesenkt.

In Brasilien fallen inzwischen immer mehr Kredite aus: Im April stieg die Quote der ungedeckten Privatkredite auf 7,6 Prozent: „Was wir erleben werden, ist im Grunde ein ausgewachsenes Kreditproblem“, sagt der Fondsmanger Amit Rajpal. Er rechnet damit, dass die Kreditausfälle in Brasilien ähnlich heftig sein werden wie die Kreditblase in den USA vor fünf Jahren.

Unternehmen aus den BRIC-Staaten, die Forderungen im Ausland zu erfüllen haben, leiden ebenfalls unter den schwachen Währungen. Der Export wird zwar billiger, gleichzeitig sinkt aber der Ertrag: Die Preise für den Ölexport waren in Russland zuletzt so niedrig wie seit 18 Monaten nicht mehr.

Indien könnte schon bald das erste Schwellenland sein, dessen Kreditwürdigkeit aufgrund der Währungsprobleme herabgestuft wird. Seine Staatsverschuldung erreicht inzwischen 5,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Einigung bei historischem Schuldenpaket: Schwarz-rote Grund­ge­setz­än­de­rungen werden grün
14.03.2025

100 Milliarden Sonderschulden für die Grünen und Klimaneutralität bis 2045 im Grundgesetz: Nach zähen Verhandlungen haben Union, SPD...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Du bist mir eine Marke! Der Erfolg von 130 Jahren Falke-Socken
14.03.2025

Franz-Peter Falke leitet das Familienunternehmen im Sauerland in vierter Generation. Zwischen Wahren der Tradition und Wappnen für die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Betriebsbedingte Kündigung: Was gilt für Arbeitgeber und Arbeitnehmer?
14.03.2025

Die andauernde Wirtschaftskrise führt in Deutschland zu immer mehr Firmenpleiten und zunehmenden Stellenabbau bei Unternehmen. Damit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla: Trump-Zölle könnten dem E-Autobauer schaden
14.03.2025

Tesla-Chef Elon Musk gilt als Trump-Unterstützer – doch sein Unternehmen schlägt Alarm. Die Strafzölle der US-Regierung könnten nicht...

DWN
Politik
Politik BSW: neues Wahlergebnis zählt 4.277 Zweitstimmen mehr - trotzdem kein Einzug in den Bundestag
14.03.2025

Das BSW scheitert final am Einzug in den Bundestag: 0,02 Prozent fehlten! Während sich an der Sitzverteilung nichts mehr ändert, treten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unser neues Magazin ist da: Gesund arbeiten und gesund leben? Die Balance auf der Kippe
14.03.2025

Unsere Arbeitswelt hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Digitalisierung, Globalisierung und die ständige...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW-Aktie: Gewinn beim Hersteller BMW sackt ab - die ganz fetten Jahre sind vorbei
14.03.2025

Nach Jahren extremer Erträge geht es für die Autohersteller gerade abwärts. Doch selbst nach den aktuellen Einbrüchen verdienen...

DWN
Politik
Politik Grüne blockieren schwarz-rotes Finanzpaket – Streit um Europas Zukunft
14.03.2025

Die Grünen stellen sich gegen das Finanzpaket von Union und SPD. Fraktionschefin Katharina Dröge fordert, Verteidigungs- und...