Technologie

Chinas Zentralbank: Unsere Digitalwährung ist besser als Facebooks Libra

Die chinesische Zentralbank hat auf einige Vorteile ihrer Digitalwährung gegenüber der Kryptowährung von Facebook hingewiesen. Der digitale Yuan wird offenbar noch dieses Jahr an den Start gehen.
06.09.2019 13:48
Aktualisiert: 06.09.2019 13:53
Lesezeit: 2 min

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Ein hochrangiger Beamter der chinesischen Zentralbank hat in eine Rede einige weitere Details über die bevorstehende digitale Währung des Landes genannt. Er sagte, der digitale Yuan habe einige Ähnlichkeiten mit Facebooks Kryptowährung Libra, sei ihr aber in mehreren Punkten überlegen.

Mu Changchun, stellvertretender Direktor der Zahlungsabteilung der People's Bank of China (PBoC's), machte die Kommentare bei einem Vortrag in dieser Woche, wie Reuters berichtet. Er sagte, dass die digitale Währung auch über große Zahlungsplattformen wie WeChat von Tencent und Alipay von Alibaba genutzt werden kann.

"Warum macht die Zentralbank heute noch eine solche digitale Währung, wo doch die elektronischen Zahlungsmethoden so weit entwickelt sind", fragt Mu und antwortet: "Es geht darum, unsere Währungssouveränität und unseren rechtlichen Währungsstatus zu schützen. Wir müssen im Voraus planen, für einen regnerischen Tag."

Er sagte, dass die Token des digitalen Yuan so sicher seien wie die von der Zentralbank ausgegebenen Geldscheine und dass sie auch ohne Internetverbindung verwendet werden könnten. Die digitale Währung könne von einem Handy auf ein anderes übertragen werden, indem die beiden Telefone in physischen Kontakt gebracht werden. Vermutlich wird dies durch Nahfeldkommunikation (NFC) ermöglicht.

"Nicht einmal Libra kann das", sagte Mu. Die Möglichkeit, ohne Internetverbindung genutzt zu werden, würde es ermöglichen, Transaktionen auch dann fortzusetzen, wenn die Kommunikation ausfällt, wie zum Beispiel bei einem Erdbeben.

Die digitale Währung der chinesischen Zentralbank benötige auch kein Bankkonto und sei "frei von der Kontrolle des traditionellen Bankkontosystems", zitiert die Shanghai Securities News den Beamten. Zudem sagte Mu, dass die Privatsphäre der Nutzer geschützt sei.

Die digitale Währung soll wie die Papierwährung über die Geschäftsbanken des Landes ausgegeben werden. Die Banken müssen Konten bei der Zentralbank eröffnen und den Token zu 100 Prozent kaufen. Danach können die Nutzer über die Banken oder kommerzielle Organisationen digitale Brieftaschen für die digitale Währung erstellen.

Die chinesische Zentralbank hatte im Jahr 2014 ein Forschungsteam gebildet, um die mögliche Einführung einer eigenen digitalen Währung zu prüfen, mit deren Hilfe sie die Kosten für die Verbreitung von traditionellem Papiergeld senken und die politische Kontrolle über die Geldmenge stärken will.

Lange Zeit hatte die Zentralbank wenig über das Projekt gemeldet. Doch im August kündigte Mu an, dass die digitale Währung schon fast fertig ist. Das US-Finanzmagazin Forbes berichtete unter Berufung auf Insider, dass der digitale Yuan bereits am 11. November starten könnte. Einige Analysten sagen, dass China den Weg zum digitalen Geld auch deshalb beschleunigt hat, weil der US-Social-Media-Riese Facebook im Juni Pläne für die Einführung der digitalen Münze Libra bekannt gegeben hat.

Mu sagte, dass Chinas digitale Währung einen Kompromiss zwischen der Zulassung anonymer Zahlungen und der Verhinderung von Geldwäsche herstellen wird. Es werde auch im Design einige Ähnlichkeiten mit Facebooks Libra aufweisen, sagte er, ohne dies genauer zu erläutern.

Die von Facebook entwickelte Kryptowährung hat bei den globalen Regulierungsbehörden Bedenken geweckt, dass sie angesichts der massiven globalen Reichweite des sozialen Netzwerks schnell zu einer dominanten Kraft im digitalen Zahlungsverkehr und zu einem Kanal für die Geldwäsche werden könnte.

Libra soll durch einen Korb von verschiedenen Vermögenswerten gedeckt werden, darunter Bankeinlagen und Staatsanleihen mit kurzen Laufzeiten, die von einem Netzwerk von Verwahrern gehalten werden. Diese Struktur soll das Vertrauen fördern und den Preis stabilisieren. Wie andere Kryptowährungen werden auch Libra-Transaktionen von einer Blockchain unterstützt und aufgezeichnet.

Mu sagte, ein weiterer Vorteil einer von der Zentralbank herausgegebenen digitalen Münze gegenüber den privaten Anbietern bestehe darin, dass die privaten Anbieter theoretisch in Konkurs gehen könnten, was zu Verlusten bei den Nutzern führen würde.

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