Finanzen

Internationale Banken verlagern wegen Brexit Billionen in EU-Staaten

Die britische Finanzindustrie wird nach dem harten Austritt aus der EU einen schmerzhaften Aderlass an verwaltetem Vermögen hinnehmen müssen. Die Banken könnten bis zu 1,3 Billionen Euro auf den Kontinent verlagern, schätzt die EZB.
09.10.2019 18:22
Lesezeit: 2 min
Internationale Banken verlagern wegen Brexit Billionen in EU-Staaten
Der Brexit wird dem Finanzplatz Großbritannien schweren Schaden zufügen. (Foto: dpa) Foto: Andy Rain

Sollte Großbritannien in Kürze die EU verlassen, werden wohl viele wichtige Branchen der britischen Wirtschaft massiv leiden – beispielsweise die Autoindustrie. Vor allem aber dürften die internationalen Banken hohe Summen an Kapital abziehen und in Europa platzieren. Davon geht die Europäische Zentralbank (EZB) in einer aktuellen Schätzung aus. „Am Ende des Prozesses werden wir Vermögenswerte in Höhe von etwa rund 1,3 Billionen Euro haben, die von London in den Euroraum verlagert werden", sagte der Chef der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB), Andrea Enria.

„24 Banken werden umziehen“, sagt der Italiener. „Sieben davon werden unter direkter Aufsicht der EZB stehen, die 17 anderen fallen unter die jeweilige nationale Aufsicht ihres künftigen Standorts."

Hintergrund: Die EZB, deren Zentrale sich in Frankfurt am Main befindet, hat seit November 2014 die Aufsicht über die größten Finanzhäuser des Euroraumes. Aktuell sind weit mehr als 100 Banken und dazu gehörige Gruppen.

Britische Finanzinstitute können auf dem Kontinent nicht mehr frei Geschäfte machen

Der Abfluss des Vermögens nach Europa ist nur eines von vielen Problemen, denen sich Großbritannien im Zusammenhang mit seinem Austritt aus der Gemeinschaft konfrontiert sieht. Darüber hinaus werden auf der Insel viele Finanz-Arbeitsplätze verloren gehen. Negativ auswirken wird sich auch der Verlust des sogenannten Passporting-Rechts, das es den britischen Finanzhäusern bis dato ermöglichte, ihre Geschäfte ohne Einschränkung auch in den anderen Ländern der Gemeinschaft abzuwickeln.

Wie sehr das der britische Finanzsektor spüren dürfte, wird auch an folgenden Zahlen deutlich: So werden Schätzungen zufolge in Großbritannien durch den Brexit zwischen 65.000 bis 75.000 Arbeitsplätze wegfallen. Der deutsche Börsenplatz Frankfurt am Main wird davon profitieren - und zwar erheblich. Insgesamt haben bereits 20 Banken angekündigt, ihren Hauptsitz von der britischen Hauptstadt nach Deutschland zu verlagern.

Doch das sind noch nicht alle Probleme, mit der die britische Volkswirtschaft fertig werden muss: So verringert sich der Außenhandel mit Deutschland, der größten europäischen Volkswirtschaft, wegen der Unsicherheit vor dem Brexit immer mehr. Die Umsätze betrugen nach den ersten sechs Monaten nur noch 58,1 Milliarden Euro - zum Vergleich: das wirtschaftlich viel schwächere Polen erreichte ein Volumen von 60,7 Milliarden Euro und übertraf damit das Vereinigte Königreich das erste Mal überhaupt.

Allerdings wird der Brexit wahrscheinlich auch für die EU und ihre Mitglieder insgesamt nicht leicht werden. Enria: „Wir haben die besten Vorbereitungen getroffen, die Banken haben das getan, worum wir sie gebeten haben, und ein Notfallplan ist vorhanden."

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Huthi-Angriff im Roten Meer zerschlägt Hoffnung auf Wiedereröffnung des Suezkanals
09.07.2025

Ein neuer Angriff der Houthis auf ein griechisches Frachtschiff lässt alle Hoffnungen auf eine Wiedereröffnung des Suezkanals zerplatzen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Politik
Politik Corona: Breite Mehrheit für Enquete-Kommission zur Corona-Aufarbeitung
09.07.2025

Lockdown, Impfpflicht, Schulschließungen und Abstandsregeln – in der Corona-Pandemie wurde eine Vielzahl von unverhältnismäßigen...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Unternehmen
Unternehmen IT-Sicherheit in der Urlaubszeit: Wenn der Chef im Urlaub ist, beginnt für die IT der Ernstfall
09.07.2025

Der Sommer beginnt, das Management reist ab – für Hacker ist das die ideale Gelegenheit. Lesen Sie, wie Unternehmen für IT-Sicherheit...

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OPEC+ erhöht Förderung deutlich – Ölpreise unter Druck
09.07.2025

Die OPEC+ überrascht mit einer weit stärkeren Förderausweitung als erwartet – mit möglichen Folgen für die Weltwirtschaft,...

DWN
Technologie
Technologie Rekordfahrt auf Strom: Lucid überquert Alpen – E-Auto schafft 1205 Kilometer
09.07.2025

Ein neuer Reichweitenrekord zeigt, wie leistungsfähig moderne Elektroautos inzwischen sind: Ein Fahrzeug des US-Herstellers Lucid hat mit...