Finanzen

Liquiditäts-Krise: Federal Reserve pumpt erstmals seit Finanzkrise wieder Milliarden in den Geldmarkt

Erstmals seit 10 Jahren hat die US-Zentralbank wieder Liquidität an Banken verteilt. Diese war offenbar in den vergangenen Tagen knapp geworden.
18.09.2019 10:03
Aktualisiert: 18.09.2019 10:05
Lesezeit: 1 min

Die US-Notenbank Fed pumpt erstmals seit der Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren wieder Milliarden in den Geldmarkt. Insgesamt 53,15 Milliarden Dollar wurden mit Hilfe einer kurzfristigen Transaktion zur Verfügung gestellt, wie die Fed am Dienstag (Ortszeit) in Washington mitteilte. Ein weiteres Overnight-Repo-Geschäft, wie der Eingriff im Fachjargon genannt wird, soll an diesem Mittwoch folgen. Dabei leihen sich Banken für kurze Zeit Bargeld von der Fed, wobei sie Staatsanleihen und andere Wertpapiere als Sicherheiten hinterlegen. Dazu bestand in den vergangenen Jahren kein Anlass, da die Banken mit ausreichend Liquidität versorgt waren.

In dieser Woche änderte sich das. Wegen der Zahlung von Unternehmensteuern und der Abwicklung des Kaufs von 78 Milliarden Dollar an US-Staatsanleihen wurden Barmittel am Geldmarkt knapp, wie Analysten sagten. Dadurch wiederum explodierten die Zinsen am Geldmarkt, wo sich Banken untereinander Geld leihen. Dort wurden am Dienstag wegen der Engpässe plötzlich bis zu zehn Prozent verlangt und damit etwa das Vierfache des von der Fed festgelegten US-Leitzinsen. Durch die Geldspritze der Zentralbank fielen die Zinsen am Geldmarkt zeitweise wieder auf null, ehe sie am Ende bei 2,0 Prozent landeten.

Experten gehen davon aus, dass die Fed es bei diesem Eingriff nicht belassen wird. Jeffrey Gundlach, Chef des Finanzhauses DoubleLine Capital, rechnet "ziemlich bald" mit einem "QE lite", also einer unkonventionellen Lockerung der Geldpolitik, mit der die Geldmenge erhöht sowie Kreditvergabe und Investitionen angekurbelt werden könnten.

Für die Fed kommen die Komplikationen am Geldmarkt zur Unzeit. Sie entscheidet am Mittwochabend über ihre Zinspolitik. Experten rechnen mit der zweiten Senkung in diesem Jahr. Zuletzt hatte sie die Zinsen Ende Juli auf die Spanne von 2,0 bis 2,25 Prozent gesenkt. Der Zinsentscheid fällt in eine Zeit erhöhter Nervosität an den Börsen - nach den folgenreichen Drohnenangriffen auf Ölanlagen in Saudi-Arabien. Die politisch unabhängige Fed sieht sich zudem Forderungen nach einer weitaus lockereren Geldpolitik aus dem Weißen Haus ausgesetzt. US-Präsident Donald Trump hält das Zinsniveau für viel zu hoch. Er verlangt eine Senkung des geldpolitischen Schlüsselsatzes auf "null oder weniger".

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Umsatzeinbruch: Gastgewerbe rutscht tiefer in die Krise und verliert weitere Kunden
21.08.2025

Gastronomie in der Krise: Für immer mehr Menschen wird das Essengehen zum Luxus – und immer mehr Restaurants gehen pleite. Deutsche...

DWN
Politik
Politik Russland-Experten: „Die Kämpfe werden weitergehen“
21.08.2025

Die Spekulationen über ein Treffen zwischen Putin und Selenskyj nehmen zu. Doch Russland-Experten warnen: Verhandlungen sind nur ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rüstungsindustrie: Maschinenbauer Trumpf will vom Rüstungsboom profitieren
20.08.2025

Auch der schwäbische Maschinenbauer Trumpf steht vorm Einstieg in das Rüstungsgeschäft: Der Laserspezialist gibt bekannt, seine...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie im Rückwärtsgang: Zwischen Rekordbewertung, China-Risiken und neuen Chip-Plänen
20.08.2025

Die Nvidia-Aktie bewegt sich zwischen einer Rekordbewertung und wachsender Skepsis. Starke Umsätze, politische Risiken und neue...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unser neues Magazin ist da: Energie im Umbruch – zwischen teurem Kraftakt und politischem Kursverlust
20.08.2025

Die Energienutzung in Deutschland war einst selbstverständlich. Heute ist sie Streitfall, Risiko und Chance zugleich. Der Wandel im...

DWN
Politik
Politik Wird der Fed-Chef mit seiner Rede die Märkte begeistern oder enttäuschen?
20.08.2025

Alle Augen richten sich auf Jackson Hole: Fed-Chef Jerome Powell steht zwischen Trumps politischem Druck, schwachen US-Arbeitsmarktdaten...

DWN
Politik
Politik Treffen in Budapest? Ukraine-Gipfel könnte bei Ungarns Regierungschef Orban stattfinden
20.08.2025

Trump könnte sich vorstellen, dass Ungarn Gastgeber für das besprochene Treffen zwischen Selenskyj und dem russischen Präsidenten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steigende Zusatzbeiträge: Arbeitgeberverbände fordern eine Neuauflage der Praxisgebühr
20.08.2025

Nicht nur wegen des bürokratischen Aufwands stand die frühere Praxisgebühr in der Kritik. Aus Sicht der Arbeitgeber wäre jetzt aber...