Finanzen

Vermögens-Studie: Chinesen rücken zunehmend in die globale Oberschicht vor

Laut einer aktuellen Studie zum globalen Vermögen gehören erstmals mehr Chinesen als Amerikaner zu den oberen 10 Prozent der Welt, was das Privatvermögen betrifft. In Europa hingegen sollen die Realvermögen seit 2008 gesunken sein.
22.10.2019 10:43
Aktualisiert: 22.10.2019 10:44
Lesezeit: 2 min

Das global verteilte Vermögen ist im vergangenen Jahr auf 360 Billionen Dollar gestiegen, so eine Studie der Schweizer Großbank Credit Suisse. Damit erreicht das durchschnittliche Vermögen einen neuen Höchststand von 70.850 Dollar pro Erwachsenem. Vor allem in der Schweiz, den USA, Japan und den Niederlanden sind die durchschnittlichen Vermögen demnach stark gestiegen. Für Mitte 2019 schätzen die Autoren die Zahl der Millionäre weltweit auf 46,8 Millionen, was einen Anstieg um 1,1 Millionen im Vergleich zum Vorjahr darstellen würde. Allein in den USA sei die Zahl der Millionäre innerhalb eines Jahres um 675.000 gestiegen, heißt es in der Studie.

Zwar beheimaten die USA etwa die Hälfte der weltweiten Superreichen mit einem Vermögen von mindestens 30 Millionen Dollar (84.050 Erwachsene), gefolgt von Europa (33.550) und den Ländern des asiatisch-pazifischen Raums ohne China und Indien (22.660). Doch in einem anderen Vergleich haben die USA dieses Jahr zum ersten Mal ihre Führungsposition an China eingebüßt. Der Studie zufolge gehören jetzt mehr als 100 Millionen Chinesen zu den globalen 10 Prozent mit dem höchsten Vermögen und somit mehr als die 99 Millionen Amerikanern. Die oberen 10 Prozent verfügen über etwa 82 Prozent des weltweiten Vermögens.

Im Jahr 2000 besaßen die oberen 10 Prozent sogar noch 89 Prozent. Zwar ist es den Studien-Autoren zufolge noch zu früh, um zu sagen, dass sich die Vermögensungleichheit jetzt in einer Abwärtsphase befindet. Doch die Daten der Credit Suisse deuten darauf hin, dass das Jahr 2016 für die nahe Zukunft den Höhepunkt der globalen Vermögensungleichheit markiert haben könnte.

Ein weiteres interessantes Faktum: Seit 2008 sind die realen Vermögen (abzüglich der Inflation) in Europa gemessen in Dollar geschrumpft, was zum Teil auf die Abwertung des Euro zurückzuführen ist. Die Schwellenländer hingegen, allen voran China, haben für die Weltwirtschaft an Bedeutung gewonnen und zwei Drittel des realen Vermögenszuwachses seit 2008 bewirkt.

Rund 2,883 Milliarden Menschen - das sind 56,6 Prozent aller Erwachsenen auf der Welt - verfügen derzeit über ein Vermögen von unter 10.000 Dollar. Insgesamt beträgt ihr Vermögen rund 6,3 Billionen Dollar und somit nur 1,8 Prozent des gesamten globalen Vermögens, wie die folgende Grafik zeigt.

"Der globale Wohlstand ist im vergangenen Jahr gewachsen, allerdings mit einer sehr bescheidenen Rate von 2,6 Prozent", sagt der Studienautor Anthony Shorrocks. Dieses geringe Wachstum sei zum Teil auf die Aufwertung des US-Dollars zurückzuführen. Unter Verwendung der durchschnittlichen Wechselkurse der letzten fünf Jahre sei das globale Gesamtvermögen um 5,9 Prozent gestiegen.

"Das Jahrhundert begann mit einem 'goldenen Zeitalter' der robusten und integrativen Vermögensbildung. Doch der Vermögenszuwachs brach während der Finanzkrise zusammen und das Wachstum hat sich nie wieder auf das zuvor erreichte Niveau erholt", so der Ökonom.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Bidirektionales Laden in Schweden: E-Autos und Solaranlagen bieten neue Energie für Haushalte
06.12.2025

In Schweden entwickelt sich eine neue Form der dezentralen Energieversorgung, bei der Haushalte Strom selbst erzeugen und intelligent...

DWN
Politik
Politik Benelux-Einigung: Wie ein radikaler Zusammenschluss Europa herausfordern würde
06.12.2025

Mitten in einer Phase wachsender geopolitischer Spannungen nehmen belgische Politiker eine Vision wieder auf, die lange undenkbar schien...

DWN
Politik
Politik Trumps US-Sicherheitsstrategie und die Folgen für Europa
05.12.2025

Donald Trumps neue US-Sicherheitsstrategie rückt Europa ins Zentrum – allerdings als Risiko. Das 33-seitige Papier attackiert...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs schließt über 24.000 Punkten: Erholung geht am Freitag weiter
05.12.2025

Der deutsche Aktienmarkt legt zum Wochenschluss spürbar zu und der Dax überschreitet eine wichtige Schwelle. Doch der Blick richtet sich...

DWN
Politik
Politik Putin in Indien: Strategische Unabhängigkeit in der neuen Weltordnung
05.12.2025

Indien empfängt den russischen Präsidenten mit allen protokollarischen Ehren und stellt damit gängige westliche Erwartungen an globale...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Handwerkskunst aus Deutschland: Pariser Luxus-Modehäuser vertrauen auf die Stickerei Müller
05.12.2025

Die Stickerei Müller aus Franken fertigt für große Modehäuser wie Balenciaga und Yves Saint Laurent. Auf schwierige Jahre nach der...

DWN
Politik
Politik Rentenpaket im Bundestag: Folgen für Rentner und Beitragszahler
05.12.2025

Der Bundestag hat das Rentenpaket mit knapper, aber eigener Mehrheit durchgesetzt und eine Koalitionskrise verhindert. Doch hinter den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Auftragseingang in der deutschen Industrie steigt unerwartet kräftig
05.12.2025

Unerwartet starke Impulse aus der deutschen Industrie: Die Bestellungen im Verarbeitenden Gewerbe ziehen an und übertreffen Prognosen...