Finanzen

McKinsey: Die Mehrheit der Banken wird die nächste Krise nicht überstehen

Lesezeit: 3 min
23.10.2019 10:34  Aktualisiert: 23.10.2019 10:36
Die meisten Banken weltweit befinden sich schon jetzt in einer schwachen Position und werden den nächsten wirtschaftlichen Abschwung nicht überstehen können, heißt es in einem aktuellen Bericht der Unternehmensberatung McKinsey & Co.
McKinsey: Die Mehrheit der Banken wird die nächste Krise nicht überstehen
Die Frankfurter Bankenskyline (Foto: dpa)
Foto: Silas Stein

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Eine Mehrheit der Banken weltweit wird möglicherweise nicht mehr in der Lage sein, eine neue Finanzkrise oder eine Rezession in der Weltwirtschaft zu überstehen. Denn ihre Profite können nicht mit den Kosten Schritt halten, schreibt die Unternehmensberatung McKinsey in ihrem jährlichen Bericht zur Bankenbranche, welchen sie am Montag veröffentlicht hatte. Die Unternehmen sollten demnach dringend Maßnahmen ergreifen wie die Entwicklung von Technologien, die Auslagerung von Geschäften und Fusionen, bevor die nächste Konjunkturabschwächung eintritt.

"Wir glauben, dass wir uns spät im Konjunkturzyklus befinden und dass die Banken jetzt mutige Schritte unternehmen müssen, weil sie in keiner guten Verfassung sind", sagte Kausik Rajgopal, Senior Partner bei McKinsey, in einem Interview mit Bloomberg. "Zum Ende des Zyklus kann es sich niemand leisten, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen."

Das Jahrzehnt seit der globalen Finanzkrise hat eine Innovationswelle bei den Finanzdienstleistungen ausgelöst. Fintech-Start-ups und Technologiegiganten wie Apple und Google machen den Banken starke Konkurrenz. Einige etablierte Banken haben versucht, sich in Technologieunternehmen umzuwandeln, auch um schwer zu bekommende Talente anzuziehen.

Banken drohen "Fußnoten der Geschichte zu werden"

McKinsey, dessen Kunden zu den größten Unternehmen der Welt gehören, berät zu Themen wie Strategie und Technologie, Fusionen und Übernahmen, Outsourcing und Aktienemissionen. Dem Bericht des Unternehmens zufolge riskieren die Banken derzeit, "Fußnoten der Geschichte zu werden", wenn neue Konkurrenten das Verbraucherverhalten ändern. Die jüngsten Versuche der Banken, ihre Effizienz zu steigern, seien nur "Business-as-usual" gewesen.

Banken stellen laut McKinsey nur 35 Prozent ihrer IT-Budgets für Innovation zur Verfügung, während Fintech-Unternehmen mehr als 70 Prozent dafür ausgeben. In Kombination mit regulatorischen Faktoren, die die Eintrittsbarriere senken - wie Open Banking und lockerere Anforderungen an Startups - wird das Umfeld für neuere Unternehmen immer günstiger, um den Banken Geschäftsanteile streitig zu machen.

Als Beispiele für Technologieunternehmen, die im Finanzsektor Kunden gewonnen haben, nennt der McKinsey-Bericht den Online-Händler Amazon in den USA und den Finanzdienstleister Ping An in China. Was das Problem für die etablierten Banken noch verstärkt, ist die Tatsache, dass die neuen Konkurrenten dazu neigen, sich in genau jenen Geschäftsbereichen zu engagieren, welche die höchsten Renditen für Banken erzielen - zum Beispiel das Kreditkartengeschäft.

An den Finanzmärkten spiegelt sich die schwierige Situation der Banken längst wieder. Weltweit sind die Bewertungen der Banken seit Anfang vergangenen Jahres um 15 Prozent bis 20 Prozent gesunken, schreibt McKinsey und fügt hinzu, dass "der Rückgang der Bewertungen darauf hindeutet, dass die Anleger mit einer starken Verlangsamung des Gewinnwachstums rechnen".

Banken können ihre Kosten senken und Mittel für Technologie aufwenden, indem sie das, was McKinsey als "nicht-differenzierende Aktivitäten" bezeichnet, einschließlich einiger Handels- und Compliance-Funktionen, auslagern. Sie "müssen sich viel mehr mit externen Partnerschaften vertraut machen und Talente extern einsetzen können", sagte Rajgopal.

Bei all diesen Empfehlungen muss selbstverständlich im Hinterkopf behalten werden, dass McKinsey eigene Interessen der Gewinnmaximierung verfolgt und dies sicherlich auch bei der Erstellung von Analysen berücksichtigt.

Eine weitere Möglichkeit, um Geld zu sparen, seien demnach auch Fusionen. So haben BB&T und SunTrust Banks Anfang des Jahres die größte Fusion von US-Banken seit der Finanzkrise angekündigt. Rajgopal erwartet, dass wir spät im Zyklus weitere Fusionen und Übernahmen sehen werden. "In Zukunft wird die Größe wahrscheinlich noch wichtiger sein, wenn die Banken in ein Wettrüsten um Technologie einsteigen", heißt es im Bericht.

Basierend auf Unternehmensstärke und Marktstabilität ordnet McKinsey die knapp 1.000 untersuchten Banken der Welt in vier Typen ein: Marktführer, Belastbare, Mitläufer und "in Schwierigkeiten".

Die regionale Aufschlüsselung zeigt, dass fast alle untersuchten westeuropäischen Banken zu den belastbaren oder den "in Schwierigkeiten" sich befindlichen Banken gehören, was eine niedrige Marktstabilität bedeutet. Gründe dafür sind zum Beispiel das langsame Kreditwachstum und die niedrigen Zinsen in der Region.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....