Finanzen

Russlands größtes Ölunternehmen stellt Verträge von Dollar auf Euro um

Russlands größter Ölkonzern, Rosneft, hat seine Exportverträge vollständig von Dollar auf Euro umgestellt, um sich gegen mögliche US-Sanktionen zu schützen.
25.10.2019 10:23
Aktualisiert: 25.10.2019 10:23
Lesezeit: 2 min
Russlands größtes Ölunternehmen stellt Verträge von Dollar auf Euro um
Rosneft hat den Dollar im Exporthandel vollständig durch den Euro ersetzt, doch dies ist nur eine Übergangslösung. (Foto: dpa) Foto: Jens B

Russlands größter Ölkonzern Rosneft hat die Währung seiner Verträge vollständig von Dollar auf Euro umgestellt, sagte sein Vorstandsvorsitzender Igor Setschin am Donnerstag vor einem Wirtschaftsforum im italienischen Verona. "Alle unsere Exportverträge werden bereits in Euro abgewickelt und das Potenzial für die Zusammenarbeit mit der europäischen Währung ist sehr hoch", zitiert ihn Reuters.

"Im Moment ist dies eine Zwangsmaßnahme, um das Unternehmen von den Auswirkungen der US-Sanktionen zu schützen." Die USA haben finanzielle und wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland verhängt. Washington wirft Russland vor, sich in den Ukraine-Konflikt und die in die US-Präsidentschaftswahlen 2016 eingemischt zu haben.

Und nun hat Washington damit gedroht, Sanktionen gegen Rosneft wegen seiner Operationen in Venezuela zu verhängen, was nach Ansicht von Rosneft illegal wäre. Rosneft hat Öl aus dem lateinamerikanischen Land, gegen das die USA Sanktionen verhängt haben, an Käufer in China und Indien weiterverkauft. Denn wegen der US-Sanktionen gegen Caracas zögerten die Käufer in China und Indien, Geschäfte mit Venezuela und seiner staatlichen Ölgesellschaft PDVSA zu machen.

Im letzten Jahr hat Russland größter Ölkonzern nach eigenen Angaben Öl und Ölprodukte im Wert von 5,7 Billionen Rubel (89 Milliarden Dollar) exportiert. Auch Russlands größter Produzent von Flüssiggas (LNG) Novatek sagte am Donnerstag, dass er die meisten seiner Verträge schon auf Euro umgestellt habe, um die Auswirkungen der US-Finanzsanktionen zu vermeiden.

Die Einführung des Euro durch Rosneft ist Teil der breit angelegten Bemühungen Russlands, die Abhängigkeit vom Dollar zu verringern. Der russische Präsident Wladimir Putin hat eine Entdollarisierung gefordert, die dazu beitragen soll, das Risiko weiterer US-Sanktionen zu begrenzen. Zugleich hat die russische Zentralbank den Betrag von US-Staatsanleihen in ihren Währungsreserven im Jahr 2018 gesenkt und stattdessen massiv Gold gekauft.

Die Umstellung auf den Euro hat aber auch ihre Kehrseite. Denn die Finanzinstitute sind nach der derzeitigen Politik der Europäischen Zentralbank dazu verpflichtet, Zinsen für das Parken überschüssiger Reserven bei der EZB zu zahlen. "Es macht keinen Sinn, Geld bei negativen Zinssätzen zu halten", zitiert Reuters Alexander Losev, den Leiter von Sputnik Asset Management. Angesichts der negativen Zinssätze wird Rosneft wahrscheinlich versuchen, die eingenommenen Euro in andere Währungen umzutauschen.

Bereits seit 2015 steigt der Anteil des Euro an den russischen Exporten. Doch auch die Übernahme durch Rosneft wird wahrscheinlich keine Auswirkungen auf den russischen Währungsmarkt haben, sagte ein Manager einer der staatlich kontrollierten Banken Russlands zu Reuters. Andere Experten sagten, dass Rosneft seine Euro für Steuerzahlungen und andere Ausgaben in Russland in Rubel konvertieren muss. Ein Devisenhändler bei einer staatlich kontrollierten Bank sagte, dass Rosnefts Umstellung auf den Euro kaum Auswirkungen auf den Rubel haben wird.

Die Moskauer Börse sagte, dass Rosnefts Schritt den Euro-Anteil am gesamten Handelsumsatz erhöhen wird. Bisher ist der Anteil des Euro-Handels an der Moskauer Börse nur geringfügig gestiegen. Im vergangenen Jahr lag der Anteil von Euro und Rubel am Gesamtumsatz der russischen Hauptbörse bei 12 Prozent, gegenüber 11 Prozent im Jahr 2017 und 9 Prozent im Jahr 2016.

Nach Ansicht von Rosneft-Chef Igor Setschin ist der Euro für sein Unternehmen offenbar nur eine Übergangslösung. Der chinesische Yuan habe die besten Chancen, die Reservewährung der Welt zu werden. "Ich denke, der Renminbi hat wegen des Wirtschaftswachstums Chinas die besten Chancen, als Reservewährung verwendet zu werden", zitiert ihn die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS.

Laut Setschin liegt der Anteil des Dollars am Welthandel derzeit bei mehr als 60 Prozent, und im Handel mit Öl und Ölprodukten sogar bei 90 Prozent. "Allerdings sehen wir, wenn wir uns der nicht so fernen Geschichte zuwenden, dass man dem Finanzmonopol widerstehen kann und muss", sagte er. Mit der wachsenden Rolle der chinesischen Wirtschaft könne der Anteil des Renminbi in zehn Jahren von derzeit 2 bis 5 Prozent auf deutlich höhere Werte steigen. Setschin betonte, dass der zunehmende Einfluss der USA auf das europäische Bankensystem nicht nur zu einer geringeren Effizienz führt, sondern es auch unmöglich macht, den Euro als globale Reservewährung zu etablieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...