Politik

Piraten bringen zwei Tanker vor Afrikas Westküste in ihre Gewalt

Im Golf von Guinea sind zwei Handelsschiffe von Piraten gekapert worden.
05.11.2019 09:35
Aktualisiert: 05.11.2019 09:35
Lesezeit: 2 min
Piraten bringen zwei Tanker vor Afrikas Westküste in ihre Gewalt
Der norwegische Frachter "MV Bonita". (Foto: dpa) Foto: -

Vor der Westküste Afrikas ist es innerhalb von zwei Tagen zu zwei Piraten-Angriffen auf Tanker gekommen. In den Gewässern vor der Hafenstadt Cotonou in Benin hätten Piraten am Samstag neun Besatzungsmitglieder eines norwegischen Frachters in ihre Gewalt gebracht, teilte die Reederei JJ Ugland am Montag mit. Zudem griffen Unbekannte in der Nacht zum Montag den griechischen Öltanker «Elka Aristotle» vor der Küste des Nachbarlandes Togo mit Waffen an, wie das griechische Ministerium für Handelsschifffahrt bekanntgab.

Piraten enterten zunächst am Samstag das norwegische Schiff «MV Bonita», als dessen Besatzung dort auf einen Ankerplatz wartete, hieß es in der Mitteilung von Ugland. Unter den Verschleppten befindet sich demnach auch der Kapitän des Schiffes. Das Einsatzteam der Reederei behandele die Situation gemäß der Notfallpläne, die zuständigen Behörden und die Familien der Besatzungsmitglieder seien verständigt worden. Um das Wohlbefinden der Entführten nicht zu gefährden, werde die Reederei die Situation zunächst nicht weiter kommentieren. Der norwegische Reedereiverband sprach davon, dass die Verschleppten von den Philippinen stammten. Weitere Crew-Mitglieder und das Schiff seien in Cotonou in Sicherheit.

Benin hat in etwa ein Drittel der Fläche Deutschlands und rund 11 Millionen Einwohner. Das Land liegt am Golf von Guinea und grenzt westlich an Togo und im Osten an Nigeria.

Vor der Küste Togos kam es in der Nacht zum Montag zu einem weiteren Angriff. Piraten hätten den Öltanker «Elka Aristotle» vor dem Tiefseehafen der Hauptstadt Lomé mit Waffen angegriffen, teilte das griechische Ministerium für Handelsschifffahrt mit. Vier der 24 Besatzungsmitglieder wurden demnach entführt, darunter ein Grieche, zwei Philippiner und ein Georgier. Nach Medienberichten soll bei dem Angriff ein Mensch durch eine Kugel verletzt worden sein. Das Außenministerium sei eingeschaltet worden.

Piratenüberfälle kommen an der Küste Westafrikas sehr häufig vor, gerade am Golf von Guinea, der sich von Liberia bis hinunter nach Gabun erstreckt. Nach Angaben des norwegischen Reedereiverbands ist die Bedrohung durch Piraterie in der Region seit Jahren hoch, durchschnittlich gibt es dort demnach jährlich rund 50 versuchte Angriffe auf die internationale Schifffahrt.

Die Gesamtzahl der Fälle ging nach Angaben des International Maritime Bureau (IMB), das Kriminalitätsfälle auf den Weltmeeren erfasst, in den ersten neun Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr zwar zurück. Die Gefahr von Piraterie und bewaffneten Raubüberfällen im Golf von Guinea und weltweit besteht demnach aber weiter.

Ein Forscher vermutete wirtschaftliche Interessen hinter dem Vorfall vor Cotonou. «Angesichts der wenigen Informationen, die ich gesehen habe, deutet Vieles darauf hin, dass das ökonomisch motiviert ist», schrieb Morten Bøås vom Außenpolitischen Institut Norwegens (Nupi) dem norwegischen Fernsehsender NRK. Es scheine den Entführern um Lösegeld zu gehen - für Extremisten hätten die Besatzungsmitglieder von den Philippinen nur einen geringen symbolischen Wert. Bøås befürchtete, dass es länger dauern könnte, bis die Situation gelöst werden könne.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pokémon-Karten als Geldanlage: Hype, Blase oder Millionen-Geschäft?
03.07.2025

Verstaubte Karten aus dem Kinderzimmer bringen heute tausende Euro – doch Experten warnen: Hinter dem Pokémon-Hype steckt eine riskante...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?