Politik

Fall Huawei: Merkel widersteht Druck der US-Regierung, nun folgt Palastrevolte von CDU-Abgeordneten

Lesezeit: 2 min
21.11.2019 15:24  Aktualisiert: 21.11.2019 15:24
Eine Reihe von CDU-Abgeordneten fordern von Kanzlerin Merkel, Chinas Technologie-Riesen Huawei nicht am Ausbau des 5G-Netzes zu beteiligen. Schützenhilfe erhalten sie von der US-Regierung und der AfD. Merkel hatte sich zuvor den Forderungen und Drohungen der US-Regierung widersetzt.
Fall Huawei: Merkel widersteht Druck der US-Regierung, nun folgt Palastrevolte von CDU-Abgeordneten
Bundeskanzlerin Angela Merkel mit US-Präsident Trump. (Foto: dpa)
Foto: Michael Kappeler

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Deutschland  
China  
USA  

Bundeskanzlerin Angela Merkel muss innerhalb der CDU mit einer regelrechten “Rebellion” rechnen, weil sie sich dazu entschieden hat, den chinesischen Technologiekonzern Huawei nicht offiziell vom Aufbau seines 5G-Telekommunikationsnetzes der nächsten Generation auszuschließen. Ihre Gegner untermauern ihre Huawei-Gegnerschaft mit ernsthaften Sicherheitsbedenken. Unterstützung erhalten Merkels Gegner von Bundesaußenminister Heiko Maas. Maas sagte nach Angaben der Financial Times, dass es sich Deutschland nicht leisten könne, “die politischen und rechtlichen Realitäten, denen ein Zulieferer ausgesetzt ist, zu ignorieren, wenn es um die Sicherheit kritischer Infrastrukturen gehe.”

Für den Parteitag am 22. und 23. November 2019 haben eine Reihe von CDU-Abgeordneten einen Antrag erarbeitet, der die Kanzlerin von ihrem Vorhaben abbringen soll. Aus dem Antrag, der der dpa vorliegt, geht hervor: “Vertrauenswürdig können in diesem Zusammenhang nur solche Ausrüster sein, die nicht unter dem Einfluss undemokratischer Staaten ohne funktionierende, rechtsstaatliche Strukturen stehen (...) Wir dürfen uns als Gesellschaft und als Staat nicht angreifbar machen. Deutschlands digitales Nervensystem muss sicher und frei von ausländischen Einflussmöglichkeiten sein.”

Schützenhilfe erhalten die CDU-Abgeordneten von der AfD. Der AfD-Bundestagsabgeordnete Uwe Schulz, Mitglied im Ausschuss Digitale Agenda, meint, dass Merkel den jüngsten Bericht der EU-Kommission, “wonach der Einsatz von Huawei-Technik beim Aufbau des Mobilfunkstandards 5G große Gefahren mit sich bringe, weil damit eine Gefährdung durch Cyberspionage nicht auszuschließen sei.”, ignoriere. Der AfD zufolge stellt die Beteiligung Chinas am Ausbau des 5G-Netzes in Deutschland eine Gefahr für die Netzsicherheit dar.

Dabei ist bemerkenswert, dass es offenbar keine Befürchtungen bei den rebellierenden CDU-Mitgliedern und der AfD hinsichtlich von Cyberspionage durch die Geheimdienste der USA und Großbritanniens sowie anderer Staaten gibt, mit denen Deutschland technologisch eng verbunden ist und deren Überwachungs-Aktivitäten vor einigen Jahren im Zuge der Snowden-Affäre bekanntgeowrden sind.

Nach Angaben der Financial Times hatte sich Merkel dem Druck der US-Regierung, die einen Ausschluss von Huawei fordert, widersetzt. Washington D.C. argumentiert ebenfalls, dass China das 5G-Netz für Spionage und Cybersabotage nutzen könne. Im März 2019 warnte der US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, Merkel, dass die US-Behörden erwägen würden, die nachrichtendienstliche Zusammenarbeit zu verringern, falls Huawei eine Rolle bei 5G zukommen sollte.

Die chinesische Handelskammer in Deutschland ist der Auffassung, dass das geforderte Verbot von Huawei “rein politisch motiviert” sei und “auf Druck von außen” beruhe. Dies könnte “einen äußerst negativen Einfluss auf die künftige wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und China” haben.

Tatsächlich befürchten deutsche Regierungsbeamte Vergeltungsmaßnahmen durch Peking gegen deutsche Unternehmen im Falle eines Ausschlusses. Der größte Handelspartner Deutschlands ist China. Das bilaterale Handelsvolumen erreichte im vergangenen Jahr 199 Milliarden Euro, ein Plus von sechs Prozent gegenüber 2017. Die deutschen Investitionen in China sind von 30 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf 81 Milliarden Euro im Jahr 2017 gestiegen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Clean Industrial Deal: Warum die EU jetzt handeln muss
26.12.2024

Vor fünf Jahren setzte die EU mit dem Europäischen Green Deal neue Maßstäbe im globalen Klimaschutz. Heute, angesichts wachsender...

DWN
Politik
Politik „Atomkraft? Nein Danke“: Habeck-Ministerium manipulierte wohl AKW-Studie für Atomausstieg
26.12.2024

Manipulation im Wirtschaftsministerium? Wie interne Unterlagen jetzt aufdecken, soll das Wirtschaftsministerium unter Robert Habeck gezielt...

DWN
Politik
Politik Papst eröffnet Heiliges Jahr mit Hoffnungsbotschaft
26.12.2024

Ein strammes Programm hatte der gesundheitlich angeschlagene Papst an Weihnachten zu stemmen: Er eröffnete das Heilige Jahr der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland schafft Gasspeicherumlage ab: Entlastung für Nachbarländer, Mehrkosten für Verbraucher
26.12.2024

Deutschland verabschiedet sich von der umstrittenen Gasspeicherumlage an Grenzübergangspunkten zu Nachbarländern. Mit einer Änderung des...

DWN
Immobilien
Immobilien Sechs Jahre Mietenstopp: Können Mietpreiserhöhungen gesetzlich verboten werden?
26.12.2024

Der aktuelle Wohnmarkt bereitet Volk wie Bundesregierung Kopfzerbrechen. Laut Umfragen glauben immer weniger Deutsche daran, sich den Traum...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Überstunden steuerfrei: Ab 2025 wird es Realität?
26.12.2024

Überstunden ab 2025 steuerfrei? Wenn diese Pläne Wirklichkeit werden, könnten Arbeitnehmer von einer höheren Auszahlung ihrer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kann Automatisierung die deutsche Industrie retten?
26.12.2024

Die deutsche Wirtschaft kämpft mit Fachkräftemangel und explodierenden Kosten. Wie können Automatisierung und Robotik diese...

DWN
Politik
Politik Wahlforscher Jung: Die Union hat ein "Merz-Problem" - und Habeck eine gute Chance
26.12.2024

Es sei sehr wahrscheinlich, dass Unionskandidat Merz der nächste deutsche Bundeskanzler wird, sagt Wahlforscher Matthias Jung. Doch er...