Finanzen

Lebensversicherungen: Garantiezins für Neukunden dürfte sich ab 2021 halbieren

Lesezeit: 2 min
10.12.2019 08:54
Die Nullzinspolitik der EZB bringt die deutschen Lebensversicherungen in immer größere Schwierigkeiten. Es ist wahrscheinlich, dass der Garantiezins ab Januar 2021 bei nur noch 0,5 Prozent liegen wird.
Lebensversicherungen: Garantiezins für Neukunden dürfte sich ab 2021 halbieren
Taschenrechner und Lebensversicherung. (Foto: dpa)
Foto: Arno Burgi

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Künftige Lebensversicherungskunden müssen sich auf einen geringeren Garantiezins einstellen. "Wir schlagen dem Bundesfinanzministerium vor, den Höchstrechnungszins ab 1. Januar 2021 für Neuverträge auf 0,5 Prozent festzulegen", sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV), Guido Bader, der Deutschen Presse-Agentur. Der Garantiezins - auch Höchstrechnungszins genannt - liegt seit 2017 bei 0,9 Prozent. Einst waren es bis zu 4 Prozent. Die endgültige Entscheidung trifft das Bundesfinanzministerium auf Grundlage der DAV-Berechnungen und Empfehlungen der Finanzaufsicht Bafin.

Hintergrund des Vorschlags der Versicherungsmathematiker ist die anhaltende Zinsflaute am Kapitalmarkt. "Die Niedrigzinsen treffen alle Finanzprodukte - ob Fondssparer, Spareinlagen oder private Lebens- und Rentenversicherungen", sagte Bader. Im Vergleich zu manchen anderen Geldanlagen sei die Verzinsung des Altersvorsorgeklassikers aber immer noch gut.

Versicherer dürfen weniger als den Höchstrechnungszins bieten, aber nicht mehr. Damit soll verhindert werden, dass sich die Unternehmen übernehmen. Sie sollen ihre Versprechen auch in Zukunft erfüllen können. Die Anpassungen gelten jeweils nur für Neuverträge, die nach der Änderung abgeschlossen werden. Für Besitzer mit lukrativen Altverträgen mit einem Garantiezins von bis zu 4 Prozent ändert sich in diesem Punkt nichts.

Der Garantiezins ist Teil der für Kunden wichtigen laufenden Verzinsung. Hinzu kommt die Überschussbeteiligung. Über deren Höhe entscheiden die Versicherer je nach Wirtschaftslage und Erfolg ihrer Anlagestrategie jedes Jahr neu. Auch diese sinkt wegen der Zinsflaute seit geraumer Zeit.

Die ersten der rund 80 Lebensversicherer haben ihre Daten für 2020 veröffentlicht. So senkt unter anderem der deutsche Branchenprimus, die Allianz Leben, die laufende Verzinsung. Das gilt auch für die Alte Leipziger und die Nürnberger Leben. Andere wie Axa und die Ideal Lebensversicherung halten sie stabil. Die laufende Verzinsung bezieht sich auf den Sparanteil, den der Versicherer nach Abzug von Abschluss- und Verwaltungskosten sowie dem Beitrag für einen Todesfallschutz anlegt.

Angesichts der Zinsflaute fällt es den Versicherern zunehmend schwer, die hohen Zusagen der Vergangenheit zu erwirtschaften. Viele Unternehmen bieten mittlerweile Produkte ohne klassischen Garantiezins an. Sie setzen im Neugeschäft auf Verträge, die lediglich den Erhalt der eingezahlten Beiträge ganz oder teilweise zusagen. Dafür sollen sie eine etwas höhere Rendite abwerfen.

"Grob geschätzt bietet noch etwa ein Drittel der Unternehmen klassische Produkte mit jährlicher Zinsgarantie in Höhe des Rechnungszinses an", sagte Bader. Der Höchstrechnungszins spiele allerdings für jedes Produkt eine Rolle, das eine feste Zusage enthalte. Bader appellierte an das Bundesfinanzministerium, bis Ende Januar Klarheit zu schaffen, "ob es den Höchstrechnungszins absenken will, in welcher Höhe und zu welchem Zeitpunkt". Änderungen bedeuteten neue Produktkalkulationen sowie Anpassungen bei der IT. "Dafür brauchen die Unternehmen Zeit", sagte Bader. In der Vergangenheit war das Ministerium häufig dem Vorschlag der Versicherungsmathematiker gefolgt.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch kürzt 5.550 Stellen - 3.800 davon in Deutschland
22.11.2024

Bosch steht vor massiven Einschnitten: Bis zu 5.550 Stellen sollen wegfallen, davon allein 3.800 in Deutschland. Die Krise in der...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose 2025: Nach Kurskorrektur steigt der Goldpreis aktuell - wohin geht die Reise?
22.11.2024

Der Goldpreis steht derzeit im Fokus von Anlegern und Edelmetallexperten. Gerade in unsicheren Zeiten wollen viele Investoren Gold kaufen,...

DWN
Politik
Politik Iranisches Atomprogramm: Teheran will mehr Uran anreichern
22.11.2024

Droht der Iran dem Westen mit neuen Atomwaffen? Die IAEA warnt, Teheran wehrt sich – und eskaliert die Urananreicherung. Jetzt könnten...

DWN
Politik
Politik Dauerbaustelle Autobahn: Sie stehen hier im Stau, weil sich Verkehrsminister Volker Wissing verrechnet hat
22.11.2024

Wenn man im Sommer entspannt durch Frankreich oder Italien über die Autobahnen gleitet, fragt man sich jedesmal aufs Neue: Warum müssen...

DWN
Politik
Politik Krankenhausreform kommt: Lauterbachs Reform passiert den Bundesrat
22.11.2024

Karl Lauterbach freut sich: Der Bundesrat hat das sogenannte "Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz" gebilligt, das Herzensprojekt des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rezession droht im Winter, Euro ist im Sinkflug: Was sind die Gründe?
22.11.2024

Stagnation der deutschen Wirtschaft, ein schwächelnder Euro, miese Stimmung in den Unternehmen: Ökonomen befürchten eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoins-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch nahe 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
22.11.2024

Ein Bitcoin-Rekordhoch nach dem anderen - am Freitagmorgen kletterte der Bitcoin-Kurs erstmals über 99.000 US-Dollar. Seit dem Sieg von...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Memoiren „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Erinnerungen schönschreibt
22.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...