Politik

Bosch: Von der Leyens „Green Deal“ bricht der deutschen Autobranche das Genick

Der Bosch-Vorstandsvorsitzende Volkmar Denner warnt vor den überzogenen CO2-Vorgaben der neuen EU-Kommission. Diese bedeuteten faktisch das Ende des Verbrennungsmotors mit massiven gesellschaftlichen Folgen.
11.12.2019 11:23
Aktualisiert: 11.12.2019 11:23
Lesezeit: 2 min
Bosch: Von der Leyens „Green Deal“ bricht der deutschen Autobranche das Genick
Bosch-Chef Volkmar Denner. (Foto: dpa) Foto: Marijan Murat

Bosch-Chef Volkmar Denner sieht durch die geplanten verschärften CO2-Vorgaben der EU-Kommission zahlreiche Arbeitsplätze in der Autobranche bedroht. "Derartig anspruchsvolle Grenzwerte bedeuten das Ende des klassischen Verbrennungsmotors mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Beschäftigung der betroffenen Unternehmen", sagte Denner der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten mit Blick auf die Pläne der neuen EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen.

Vor Denner hatten bereits der Verband der deutschen Automobilindustrie, Peugeot-Chef Carlos Tavares, der Kreditversicherer Euler Hermes sowie der Lkw-Hersteller Man vor den CO2-Vorgaben der EU gewarnt. Diese würden Massenarbeitslosigkeit und den Bankrott ganzer Autobauer nach sich ziehen.

Mit den angedachten Plänen müsse man sich Gedanken über Strukturhilfen in den Autoregionen machen. "Was wir können, ist Strukturwandel. Was wir nicht können, ist Strukturbruch", sagte der Manager. Ein Veränderungsprozess brauche Zeit. "Wenn man ihn dagegen dogmatisch übers Knie bricht, wird die Industrie den Wandel nicht bewältigen können."

Denner forderte, sich die CO2-Bilanz der gesamten Prozesskette des Autos, also zum Beispiel auch der Herstellung, anzuschauen. "Dann hätte auch der optimierte Verbrenner wieder eine Chance, genau wie die Brennstoffzelle und synthetische Kraftstoffe."

Bosch hat in den vergangenen Wochen immer wieder neue Stellenabbaupläne für einzelne Standorte aus dem Automobilbereich angekündigt. Mit der jüngsten Ankündigung geht es nun insgesamt bereits um rund 3500 Arbeitsplätze. Laut Denner sind für diesen Mittwoch und Donnerstag Betriebsversammlungen angesetzt.

Auch dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) gehen von der Leyens Pläne zu weit. Die ständige Verschärfung der Klimaziele führe zu einer Verunsicherung der Konsumenten und Unternehmen, sagte BDI-Präsident Dieter Kempf der Deutschen Presse-Agentur. Das sei "Gift für langlebige Investitionen".

Von der Leyen stellt am Mittwoch ihren Plan für ein "klimaneutrales" Europa bis 2050 vor, den sogenannten „Green Deal“. Das Ziel ist, dass von 2050 an keine neuen sogenannten „Treibhausgase“ aus Europa in die Atmosphäre gelangen, um die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen. Dafür muss der größte Teil der Gase, die bei Verbrennung von Kohle, Öl oder Gas und in der Landwirtschaft entstehen, vermieden und der Rest gespeichert werden.

Interessant dabei ist zu beobachten, dass aus Sicht der EU im Bereich der Mobilität zur Erreichung dieses Ziels in erster Linie Elektroautos in Frage kommen. Hier wird aber nur auf die tatsächlich nicht vorhandenen Emissionen während des Betriebs geschaut. Doch die mit dem gewünschten Durchbruch der E-Mobilität verbundene massive Ausweitung der Stromnachfrage wird dabei übersehen. Ein Großteil dieses Stroms dürfte nämlich aufgrund des beschränkten Angebots alternativer Stromquellen in Deutschland aus importiertem Kohlestrom (Polen) oder Atomstrom (Frankreich) stammen.

Abseits der Frage, ob der Wandel des Klimas überhaupt monokausal dem Menschen zugeordnet werden kann – schließlich ändert sich das Weltklima seit Jahrmillionen und wichtige Faktoren wie die Sonnenaktivität werden in der öffentlichen Debatte gar nicht angesprochen – wirken die Anstrengungen der EU sonderbar, weil beispielsweise die Energiegewinnung durch Kohle derzeit weltweit einen Boom erfährt. Ein alleiniges Vorpreschen Europas in dieser Frage dürfte mit Blick auf die zu erwartenden Zusammenbrüchen im Sozialgefüge infolge der Massenarbeitslosigkeit überhaupt nur wenig Einfluss auf das Weltklima haben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Open Source: Warum Gemeinschaftsprojekte die Basis für Innovation bilden

Was einst als Nischenphänomen engagierter Entwickler begann, ist heute ein globales Innovationsökosystem, das von Freiwilligen,...

DWN
Technologie
Technologie KI im Fokus: Wie Künstliche Intelligenz das Gesundheitswesen günstiger machen könnte
22.10.2025

Künstliche Intelligenz verändert das Gesundheitswesen und könnte Diagnosen schneller und kostengünstiger machen. Besonders in der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrie: Was hinter dem Misstrauen gegenüber der Merz-Regierung steckt
22.10.2025

Die deutsche Industrie steht vor einem Nervenzusammenbruch: Energiepreise, Bürokratie und globale Konkurrenz rauben ihr die Perspektive....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Aktienmarkt: Warum die nächste Rekordrally näher ist als der Crash
22.10.2025

Nach den Kursstürzen an den Börsen herrscht Unruhe, doch die Panik bleibt aus. Während regionale US-Banken wanken und Investoren über...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Chipkrise durch Nexperia-Lieferstopp: VW warnt vor möglichen Engpässen
22.10.2025

Die Krise um den Chip-Zulieferer Nexperia spitzt sich zu. VW schließt kurzfristige Engpässe nicht mehr aus.

DWN
Immobilien
Immobilien Preisdynamik am Mietmarkt: Mietanstieg auf Immobilienportalen schwächt sich ab
22.10.2025

Die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt ist hoch, doch die Preisdynamik verlangsamt sich. Was ist die Ursache? Der Experte des Kiel Instituts...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis auf Rekordniveau: Warum Anleger jetzt vorsichtig sein sollten
22.10.2025

Der weltweite Goldhandel boomt wie nie zuvor. Doch hinter glänzenden Preisen lauern Risiken: Gold kann entweder Sicherheit oder Rendite...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Sanierungsfall Webasto: Rettungsplan für den Autozulieferer scheint in trockenen Tüchern
22.10.2025

Der Rettungsplan für den Automobilzulieferer Webasto steht: Der für seine Autodächer und Standheizungen bekannte Zulieferer hat seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Luxus im Wandel: Exklusive Erlebnisse lösen materiellen Besitz als Statussymbol ab
22.10.2025

Der Luxusmarkt steht vor einem Wandel. Trotz steigender Vermögen der Superreichen schrumpfen traditionelle Segmente, während sich...