Politik

Chinas neuer Flugzeugträger - Symbol für den Aufstieg oder Gefahr für die Nachbarn?

Chinas zweiter Flugzeugträger wird in Taiwan und weiteren Anrainerstaaten als Gefahr angesehen. Dass der Flugzeugträger das Kräfteverhältnis zwischen China und den USA beeinflussen könnte, ist hingegen unwahrscheinlich.
01.01.2020 13:17
Lesezeit: 2 min
Chinas neuer Flugzeugträger - Symbol für den Aufstieg oder Gefahr für die Nachbarn?
China und Taiwan sind ungleiche Rivalen. (Grafik: Stratfor)

Chinas erster selbstgebauter Flugzeugträger, die Shandong, wird seine Mission auf das umstrittene Südchinesische Meer konzentrieren. Das teilten staatliche chinesische Medien am Mittwoch mit. “Der strategische Schwerpunkt der Shandong wird auf den Gewässern rund um das Südchinesische Meer liegen. In letzter Zeit haben Militärschiffe und -flugzeuge einiger Nationen im Südchinesischen Meer so genannte 'Freiheitsoperationen' durchgeführt, die Probleme verursachten und Chinas nationale Souveränität in Frage stellten”, so die Zeitung People’s Daily.

Die Zeitung, die auch gleichzeitig das Sprachrohr der Kommunistischen Partei ist, nannte keine Nation, aber Peking hat die USA wiederholt beschuldigt, ihr Seegebiet zu verletzen und Spannungen hervorzurufen, indem Militärschiffe und Flugzeuge in umstrittene Teile des Meeres geschickt werden, die auch von den Philippinen, Vietnam, Malaysia, Brunei und Taiwan beansprucht werden.

“Dies ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Aufbau einer trägerorientierten Marine, was China eindeutig beabsichtigt”, zitiert die britische Financial Times Ryan Martinson, Experte für die chinesische Marine am US Naval War College mit Blick auf die Indienststellung der Shandong.

Die Gewässer zwischen den beiden Ketten (gemeint sind die Inselketten, welche durch die Philippinen, Taiwan, Okinawa und Japan gebildet werden - die Red.) seien “ein entscheidender Kampfraum für jeden künftigen Konflikt mit den USA, der die größte Sorge des chinesischen Militärs darstelle. Aber China wird noch viel mehr [solcher Flugzeugträger] und benötigen, bevor es hoffen kann, das Kommando über das Meer in einem Wettbewerb gegen die USA zu übernehmen und aufrechtzuerhalten”, so Martinson.

Die Inbetriebnahme des neuen Schiffes könnte auch Spannungen mit Chinas Nachbarn auslösen, da es sich in der Nähe des Südchinesischen Meeres, etwa unweit von Taiwan, befinden wird. “Früher haben sie meistens Übungen durchgeführt. Aber von nun an werden sie nach und nach in der Lage sein, echte Carrier-Group-Operationen durchzuführen”, sagte ein Militärbeamter aus Taiwan den Financial Times. “Mit mehreren chinesischen Flugzeugträgern ist die Ostküste Taiwans möglicherweise nicht mehr sicher”, zitiert Voice of America (VoA) Steve Tsang, Leiter des China-Instituts an der School of Oriental and African Studies in London.

“Einige Länder haben beschlossen, ihre Flugzeugträger zu kaufen - China hat diese Route für sein erstes Schiff eingeschlagen”, sagte Euan Graham, Geschäftsführer von La Trobe Asia, gegenüber ABC News.

Die Technologie des Flugzeugträgers verschiebt den Vorteil gegenüber dem Verteidiger und nicht gegenüber dem Angreifer in der Seekriegsführung. Das bedeutet, in einem Konflikt von hoher Intensität, in dem China einem Gegner gegenübersteht, der seinesgleichen sucht, beispielsweise Japan oder die USA, würden die Flugzeugträger nur eine kleine Rolle spielen. Sie wären zu anfällig für Angriffe mit Raketen oder U-Booten. Flugzeugträger sind in erster Linie ein Statussymbol, aber auch als Werkzeuge des Zwangs nützlich, um kleinere Mächte einzuschüchtern, damit sie ihr Verhalten dem Aufstieg Chinas anpassen”, behauptet Graham. Nützlich wäre der Flugzeugträger demnach vor allem in einer Kampfsituation gegen Länder wie Vietnam.

Nach Angaben von Peter Layton vom Griffith Asia Institute gehört China von nun an, was die maritimen Kampffähigkeiten anbetrifft, in die globale Liga, in der Russland, Frankreich, die USA und Großbritannien mitspielen, berichtet CNN. Doch James Goldrick von der Australian National University zweifelt diese Fähigkeiten Chinas an. “Der Flugzeugträger hat keinen wirklichen Einfluss auf das Kräfteverhältnis zwischen China und den USA - oder Japan mit seinen ausgeklügelten See- und Luftfverteidigungsfähigkeiten”, so Goldrick.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neue EU-Regeln: Mehr Bargeld im Supermarkt und besserer Schutz vor Online-Betrug
27.11.2025

Die Europäische Union stellt Zahlungsdienste auf den Prüfstand: Neue EU-Regeln sollen Kunden besser schützen und den Alltag erleichtern....

DWN
Finanzen
Finanzen Wacker Chemie-Aktie steigt: Anlager honorieren Stellenabbau und Sparanstrengungen des Spezialchemiekonzerns
27.11.2025

Wacker Chemie zieht angesichts der anhaltenden Branchenflaute die Reißleine und legt ein Sparpaket auf. Mehr als 1.500 Jobs stehen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verdi und DGB warnen vor AfD-Kurs der Familienunternehmer
27.11.2025

Der Streit um den AfD-Kurs spitzt sich zu. Nun warnen Verdi und der DGB vor einem Rechtsdrift. Unternehmer verweisen auf die historische...

DWN
Finanzen
Finanzen Puma-Aktie hebt ab: Gerüchte treiben Aktienkurs des Sportartikelherstellers nach oben
27.11.2025

Neue Bloomberg-Gerüchte haben die Puma-Aktie am Donnerstag kräftig bewegt, während der Konzern tief in der Krise steckt. Mehrere...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft GfK-Konsumklima: Droht ein schwacher Weihnachtskonsum?
27.11.2025

Viele Händler blicken vor den Feiertagen skeptisch nach vorn. Aktuelle Umfragen zur Kauflaune liefern ein zwiespältiges Bild. Zwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bankenriesen in den USA gefährdet: Cyberangriff auf SitusAMC legt Schwachstellen offen
27.11.2025

Ein gezielter Cyberangriff auf einen zentralen US-Dienstleister zeigt, wie verwundbar selbst die stabilsten Finanzstrukturen sein können....

DWN
Finanzen
Finanzen Droneshield-Aktie profitiert davon aktuell nicht: Europas Armeen setzen auf neue Drohnenabwehr
27.11.2025

Die wachsende Nachfrage nach Abwehrsystemen gegen unbemannte Fluggeräte verschiebt Europas sicherheitspolitische Prioritäten. Dennoch...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Verhandlungen: Warum Europas Rettungsplan den Konflikt noch verschärfen könnte
27.11.2025

Ein umstrittener US-Friedensplan setzt die Ukraine massiv unter Druck. Und Präsident Wolodomir Selenskyj kämpft gleichzeitig gegen...