Politik

US-Investor fordert von der EU Wachsamkeit gegenüber Russland

Ein russischer Spionage-Skandal in der Schweiz beschäftigt die Öffentlichkeit. “Die offensichtliche Lehre für die Europäer ist, das Maß an Wachsamkeit ernsthaft zu erhöhen”, fordert US-Investor Bill Browder.
04.02.2020 06:51
Lesezeit: 1 min

Vor Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos sind zwei russische Spione, die sich als Handwerker getarnt hatten, aufgeflogen. Besonders komisch fanden die Schweizer Beamten, dass die beiden angeblichen Handwerker Diplomatenpässe vorzeigten. Ein russischer Botschaftssprecher, Stanislaw Smirnow, bestritt die Vorwürfe. “Es gibt keine Hinweise auf Spionage”, so Smirnow.

Bill Browder, Chef des Hermitage Fund, sagte dem EU Observer in Davos: “Die Schweizer haben mir mitgeteilt, dass sie wissen, dass ich nach Davos komme. Sie wussten, dass die Russen wütend sind und dass ich der russischen Korruption öffentlich kritisch gegenüberstehe. Die Schweizer sind der Ansicht, dass das diesjährige Forum ein erhöhtes Risiko für meine Sicherheit darstellt. Aus dieser und allen anderen Operationen, die die russischen Geheimdienste in ganz Europa organisiert haben, ergibt sich ein einheitliches Muster der russischen Gesetzlosigkeit. Die offensichtliche Lehre für die Europäer ist, das Maß an Wachsamkeit ernsthaft zu erhöhen.”

Während sich die USA allmählich - oder in einigen Fällen abrupt - vom ausländischen Interventionismus im Nahen Osten zurückziehen, nutzt der russische Präsident Wladimir Putin das daraus resultierende Vakuum, um den geopolitischen Fußabdruck seines Landes zu vergrößern, meint Browder. “Er (Putin, Anm. d. Red.) ist in Libyen, in Syrien, in den Iran und in den Irak eingetreten - er möchte ein Königsmacher sein, auch wenn sein Land nicht so mächtig ist. Ich muss bei meinen Reisen in Europa und anderswo sehr vorsichtig sein, da sowohl die Gefahr einer Verhaftung auf Anfrage Russlands als auch die Gefahr von Gewalt, Entführung und anderen körperlichen Schäden besteht”, so Browder.

Er werde weder in Länder reisen, die mit Putin befreundet sind, noch die physischen Grenzen mit Russland teilen. US-Investor Browder war der frühere Arbeitgeber des russischen Whistleblowers zur Korruptionsbekämpfung, Sergei Magnitsky, der in einem russischen Gefängnis starb. Magnitski hatte Beamten des russischen Innenministeriums Millionenbetrug vorgeworfen, war dann unter Vorwürfen des Steuerbetrugs festgenommen worden und starb Ende 2009 im Untersuchungsgefängnis. 2013 sprach ihn ein russisches Gericht der Steuerflucht schuldig.

Browder machte den 37-Jährigen nach seinem Tod mit einer internationalen Kampagne zu einem Symbol für Menschenrechtsverstöße in Russland. US-Präsident Barack Obama unterschrieb 2012 ein eigens nach Magnitski benanntes Gesetz mit politischen und wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russische Wirtschaft unter Spannung: Industrie, Konsum und Haushalt schwächeln
02.12.2025

Die wirtschaftliche Lage in Russland wird spürbar fragiler, da strukturelle Schwächen und geopolitische Belastungen zunehmen. Damit...

DWN
Politik
Politik Drohnenabwehreinheit der Bundespolizei in Dienst gestellt
02.12.2025

Die Bundespolizei verstärkt ihre Drohnenabwehr erheblich. Mit 130 Spezialkräften, KI-gestützten Störsystemen und automatischen...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP News: Digitale Zahlungen im Asien-Pazifik-Raum wachsen stark
02.12.2025

XRP, die Kryptowährung von Ripple, könnte sich bald von Bitcoin abkoppeln. In Singapur erhält das Unternehmen eine erweiterte Lizenz, um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Das italienische Wunder: Geschaffen mit EU-Geld und Schattenwirtschaft
02.12.2025

Italien feiert eine Hochstufung seiner Bonität und spricht vom „neuen Wirtschaftswunder“. Doch unter der Oberfläche zeigen sich...

DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährung kaufen: So erkennen Anleger gute Einstiegsphasen
02.12.2025

Kryptowährungen gewinnen weltweit an Bedeutung, zugleich bleibt der richtige Einstiegszeitpunkt für viele Anleger schwer zu bestimmen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mindestlohnerhöhung 2026: Praxisleitfaden mit Checkliste und Rechenbeispielen für Betriebe
02.12.2025

Die Mindestlohnerhöhung ab 2026 bringt spürbare Veränderungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Wie stark Betriebe tatsächlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Schufa öffnet Blackbox: Neuer Score ab Ende März einsehbar
02.12.2025

Ab Ende März 2026 können Verbraucher den neuen Schufa-Score kostenfrei einsehen. Die Berechnung orientiert sich an zwölf...

DWN
Finanzen
Finanzen Bayer-Aktie steigt: Supreme Court prüft Glyphosat-Urteil
02.12.2025

Die Bayer-Aktie klettert auf ein neues Jahreshoch, beflügelt durch die Unterstützung des US-Generalstaatsanwalts. Analysten sehen Chancen...