Politik

Diesmal in Frankreich: Schon wieder ein Mord an einem politisch unliebsamen Tschetschenen

In Frankreich wurde ein tschetschenischer Blogger ermordet. Es soll sich um einen Auftragsmord gehandelt haben. Wer die Tat in Auftrag gegeben hat, ist nicht geklärt.
06.02.2020 06:56
Lesezeit: 1 min
Diesmal in Frankreich: Schon wieder ein Mord an einem politisch unliebsamen Tschetschenen
Imran Aliev wurde in Lille ermordet. (Foto: dpa) Foto: Etienne Laurent

Ein tschetschenischer Blogger wurde in der vergangenen Woche in einem Hotel in Nordfrankreich (Hôtel Coq Hardi in der Nähe des Bahnhofs Lille) ermordet. Der 44-jährige Blogger Imran Aliev lebte in Belgien, wo ihm politisches Asyl gewährt wurde, so Le Parisien.

Am 2. Februar 2020 erklärte ein anderer tschetschenischer Blogger, Tumso Abdurakhmanov, dass es sich bei Alievs Mörder um einen Einwohner des tschetschenischen Bezirks Gudermes handeln soll. Dieser sei bereits wieder nach Tschetschenien zurückkehrt.

Aslan Artsuev, der Leiter der deutschen Abteilung der Internationalen Vereinigung “Frieden und Menschenrechte”, sagte dem Magazin “Caucasian Knot”, dass er das Opfer kenne. Aliev sei vor vier Jahren als Flüchtling in Belgien aufgenommen worden. Er war ein Kritiker des tschetschenischen Präsidenten Ramzan Kadyrov.

Weiter sagte Artsuev, ein Mann mit Namen "Usman", der ein Fan des YouTube-Kanals von Imram Aliev gewesen sei, habe sich vor kurzem mit Aliev in Verbindung gesetzt: "Der Mann beklagte sich bei Imram, dass er an Magenkrebs leide und überzeugte ihn, dass er in Europa behandelt werden müsse. Der Mörder kam bei Imran in Belgien an. Imran empfing den Mörder bei sich und ließe ihn eine Woche bei sich wohnen."

Artsuev weiter wörtlich: “Am 28. Januar gingen Imran, sein ältester Sohn Islam und der Mörder in die belgische Stadt Menen an der Grenze zu Frankreich. Dann verließen sie die Stadt und überquerten die Grenze zu Fuß, suchten eine Apotheke auf und gingen anschließend in ein Cafe. Usman bestand darauf, dass Alievs Sohn sie alleine ließe. Als der Sohn eine Stunde später zurückkehrte, fand er seinen Vater und seinen Begleiter nicht. Am Freitag (31. Januar 2020) rief die Polizei die Familie von Aliev an, und holte sie anschließend zur Identifizierung seiner Leiche ab.”

Artsuev meint, dass der Mord an Aliev politisch motiviert gewesen sei. Der Blogger habe regelmäßig Kritik an Ramzan Kadyrov und der tschetschenischen Regierung geübt.

“Er wurde besonders grausam ermordet”, zitiert der Guardian Musa Taipov, einen tschetschenischen Oppositions-Journalisten aus Straßburg. Taipov ist der Ansicht, dass der Mordauftrag höchstwahrscheinlich nicht von Kadyrov gegeben wurde. Aliyev habe sich vor allem in Inguschetien, einer Region in der Nähe von Tschetschenien, viele Feinde gemacht, weil es kürzlich zu einem Grenzstreit zwischen den beiden Regionen im Nordkaukasus gekommen sei.

Im September letzten Jahres wurde in Berlin ein Tschetschene ermordet, wobei die Bundesregierung spekuliert, dass der Kreml Auftraggeber war.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Zinssenkung: Drückt Fed-Chef Powell den Notrufknopf?
21.04.2025

Das Risiko, dass im Finanzsystem etwas ausbrennt, wächst zunehmend. Sollte dies eintreten, könnte die US-Notenbank gezwungen sein, eine...

DWN
Panorama
Panorama Vererbter Reichtum: Der jüngste Milliardär der Welt ist ein 19-jähriger Deutscher
21.04.2025

In der Regel dauert es viele Jahre, oft Jahrzehnte, bis Menschen ein Milliardenvermögen aufbauen – meist durch harte Arbeit,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Personalbeschaffung: So erkennen Sie Lügen im Vorstellungsgespräch
21.04.2025

Fast jeder vierte Bewerber schummelt im Lebenslauf oder beim Vorstellungsgespräch – die Dunkelziffer könnte noch höher sein....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU investiert Milliarden in eigene KI-Gigafabriken: Brüssel will Abhängigkeit von US-Datenmonopolen beenden
21.04.2025

Die Europäische Kommission plant eine industriepolitische Offensive von historischer Dimension: Mit bis zu 20 Milliarden Euro sollen...

DWN
Politik
Politik Tech-Milliardäre planen libertäre Parallelstadt – und haben Grönland im Visier
21.04.2025

US-Tech-Milliardäre planen eine eigene Stadt – mit Grönland als möglichem Standort. Hinter dem Projekt stehen Namen wie Peter Thiel...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lohntransparenz: geheimes Gehalt - das letzte große Tabu?
21.04.2025

Ein dänischer Berater teilt sein Gehalt auf LinkedIn – und löst eine Welle an Reaktionen aus. Warum bleibt das Thema Gehalt in Europa...

DWN
Panorama
Panorama Die bestbezahlten Bank-CEOs in Europa: Auf der Liste steht ein Deutscher
21.04.2025

Im Jahr 2024 war Sergio Ermotti, CEO von UBS, der bestbezahlte Bank-CEO Europas mit einem Gesamteinkommen von 15,6 Millionen Euro. Auf der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ukraine-Krieg: Frieden zwischen Ukraine und Russland kann neue Aktienrallye in Europa auslösen
20.04.2025

Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas leidet in besonderem Maße unter den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs. Hohe...