Wirtschaft

Coronavirus bringt Autoproduktion weltweit ins Stottern

Wegen der Folgen des Virusausbruchs in China befürchtet man in Europa Produktionsausfälle in der Autoindustrie.
07.02.2020 14:59
Aktualisiert: 07.02.2020 14:59
Lesezeit: 2 min
Coronavirus bringt Autoproduktion weltweit ins Stottern
Mitarbeiter arbeiten am Montageband im Volkswagen-Werk in Zwickau. (Foto: dpa) Foto: Jens B

Die Automobilindustrie spürt zunehmend die Folgen des Virusausbruchs in China. Als erster europäischer Autobauer stellt sich Fiat Chrysler darauf ein, dass eine stockende Teileversorgung aus der Volksrepublik in zwei bis vier Wochen die Produktion in einem Werk in Europa beeinträchtigen könnte. Um welches Werk es sich handelt, sagte Vorstandschef Mike Manley nicht. Der größte japanische Autobauer Toyota kündigte am Freitag an, die Produktion in all seinen chinesischen Werken bis zum 16. Februar ruhen zu lassen. Auch andere Hersteller haben wegen des Virusausbruchs die üblichen Werksferien zum chinesischen Neujahrsfest verlängert.

Suzuki erwägt, Fahrzeugkomponenten außerhalb von China zu beziehen, da die Ausbreitung des Coronavirus die Produktion in seinem größten Markt in Indien bedroht. Suzuki baut und verkauft keine Autos in der Volksrepublik, bezieht von dort aber Komponenten für seine Werke in Indien. Der japanische Kleinwagenspezialist kontrolliert mit dem Gemeinschaftsunternehmen Maruti-Suzuki rund die Hälfte des indischen Marktes.

Branchenexperten gehen davon aus, dass die Produktion in China nach den verlängerten Werksferien nur langsam anlaufen kann. Es sei unklar, ob dann alle benötigen Arbeitskräfte erscheinen würden. Viele hätten Angst, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren und sich dort womöglich anzustecken. Bei einigen Autoherstellern erfolgt die Rückkehr der Beschäftigten in drei Phasen, je nachdem, wo sie im Urlaub waren und mit wem sie sich getroffen haben.

ENGE LIEFERBEZIEHUNGEN

BMW hatte die Werksferien für Mitarbeiter in der Produktion in der chinesischen Stadt Shenyang zunächst bis zum 9. Februar verlängert. Büroangestellte sollen in dieser Zeit von zuhause aus arbeiten. Später teilte der Konzern mit, die Produktion in dem Joint Venture mit Brilliance solle erst am 17. Februar wieder anlaufen. Volkswagen will die Arbeit an den Standorten mit dem chinesischen Partner FAW nach bisherigen Informationen nicht vor Sonntag wieder aufnehmen. In dem Gemeinschaftsunternehmen mit SAIC ist dies bisher für Montag vorgesehen. Dann sollen auch bei Daimler in Peking die Bänder wieder laufen. Als erster ausländischer Autokonzern hatte Hyundai wegen einer unterbrochenen Lieferkette die Produktion in Korea heruntergefahren. Dort sollen am Dienstag oder Mittwoch einige Fertigungslinien wieder anlaufen.

In der zwischen Herstellern und Lieferanten weltweit verflochtenen Industrie können Störungen in der Teilevorsorgung massiven Einfluss auf die Autoproduktion haben. Für die exportabhängigen deutschen Autobauer ist China der wichtigste Automarkt und zugleich ein wachsender Produktionsstandort. Wenn die Schauräume der Händler und die Fabrikhallen länger leer bleiben, könnte dies Audi, BMW, Daimler, Porsche und VW empfindlich treffen. Denn unter der Last des Handelskonflikts mit den USA sank der Neuwagenabsatz in China 2019 bereits das zweite Jahr in Folge.

Die deutschen Autokonzerne trifft die Corona-Krise zudem in einer kritischen Phase: Sie wollen in diesem Jahr neue Elektroautos auf den Markt bringen, in denen viel Technik steckt, die aus China geliefert wird. Ein längerer Ausfall der Lieferungen könnte die Pläne durcheinanderbringen - mit nicht absehbaren Folgen für das Erreichen der Klimaziele in der Branche.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Panorama
Panorama USA wollen Gazastreifen übernehmen
05.02.2025

Donald Trump will den Gazastreifen übernehmen und wirtschaftlich entwickeln. Dafür soll das vom Krieg gezeichnete Gebiet erst geräumt...

DWN
Politik
Politik Wagenknecht knüpft politische Zukunft an Wahlerfolg
05.02.2025

BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht kämpft um den Einzug in den Bundestag – und knüpft daran ihre politische Zukunft. Mit einem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Firmen verstärken Investitionen in Mittel- und Osteuropa
05.02.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass immer mehr deutsche Unternehmen überlegen, ihre Produktion nach Mittel- und Osteuropa zu verlagern....

DWN
Politik
Politik Heizungsgesetz: CDU will es abschaffen – was wären die Folgen?
05.02.2025

Heizungsgesetz CDU? Was viele nicht wissen: Das heiß diskutierte und viel gehasste „Heizungsgesetz“ stammt ursprünglich von der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China kündigt Gegenmaßnahmen auf US-Zölle an - so könnte die EU reagieren
04.02.2025

Während Mexiko und Kanada mit US-Präsident Donald Trump eine Vereinbarung zur vorübergehenden Aussetzung von Zöllen erzielten, kam es...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Spotify: Musikstreaming-Anbieter legt starke Zahlen vor - Aktie im Aufwind
04.02.2025

Spotify hat für das vierte Quartal im letzten Jahr starke Zahlen vorgelegt und kann immer mehr Nutzer von seinem Angebot überzeugen -...

DWN
Immobilien
Immobilien Anmeldung einer Wohnung: Die Krux des Meldewesens und wie Vermieter am Immobilienmarkt herumtricksen
04.02.2025

Es gibt eine neue Initiative namens „Anmeldung für alle“, die das polizeiliche Meldewesen als letzte Hürde des ungebremsten Zuzugs,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rheinmetall-Aktie nach Großauftrag mit Auf und Ab an der Börse
04.02.2025

Die Bundeswehr beschert dem Rüstungskonzern Rheinmetall einen Großauftrag in Milliardenhöhe. An der Börse ist mächtig Bewegung drin....