Wirtschaft

Werden Deutschlands Autofahrer weiter von der Corona-Krise profitieren?

Infolge der erwarteten wirtschaftlichen Folgen des Corona-Virus ist der Ölpreis deutlich zurückgegangen. Nun verhandeln die OPEC-Staaten und Russland, wie es mit den Fördermengen weitergehen soll.
11.02.2020 08:41
Lesezeit: 3 min
Werden Deutschlands Autofahrer weiter von der Corona-Krise profitieren?
Der Benzinpreis ist infolge des Corona-Virus bereits zurückgegangen. (Foto: dpa) Foto: Patrick Pleul

Die Rohölpreise sind in den vergangenen Wochen deutlich gesunken, weil die Spekulanten erwarten, dass der Ausbruch des Corona-Virus die globale Rohölnachfrage beeinträchtigen könnte. Am Sonntagabend ist der Ölpreis (WTI) sogar vorübergehend wieder unter die 50-Dollar-Marke gerutscht. Doch laut Matt Stanley vom Rohstoffanalysten Starfuels ist mit einem noch stärkeren Rückgang zu rechnen. Infolge der schwachen Nachfrage werde der Ölpreis in den kommenden Wochen wahrscheinlich auf "Mitte der 40-er" Dollar pro Barrel fallen.

Der Brent-Ölpreis notierte am vergangenen Freitag bei 54,47 Dollar pro Barrel und damit 16 Prozent unter seinem letzten Höchststand vom 20. Januar, während der WTI-Ölpreis im gleichen Zeitraum um 14 Prozent nachgegeben hat. Dies zeige die Fragilität des Nachfragewachstums, sagte Stanley am Sonntag auf der 7. jährlichen Konferenz "Global Commodity Outlook" in Dubai, wie der Preis-Informationsdienst S&P Global Platts berichtet.

Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und zehn weitere Ölproduzenten, darunter Russland, debattieren derzeit darüber, ob eine weitere Kürzung der Fördermengen vorgenommen werden solle, um den anhaltenden Preisrutsch einzudämmen. Doch Stanley sagt, dass die als OPEC+ bekannte Koalition die Fördermenge in der aktuellen Lage nicht kürzen, sondern erhöhen sollte, um auf diese Weise das Nachfragewachstum wieder anzukurbeln.

Der einzige große Gewinner geringerer Fördermengen durch OPEC+ wären die US-Schieferproduzenten, da infolge der höheren Preis ihre Produktion ankurbeln und damit die Preise noch weiter nach unten drücken würden, so Stanley weiter. US-Präsident Donald Trump werde die US-Energieindustrie wahrscheinlich mit dem Ziel unterstützen, dass sie zu einem wichtigen Lieferanten für China wird. Und Trump werde dieses Jahr voraussichtlich für vier weitere Jahre als Präsident wiedergewählt.

Ein Ausschuss der OPEC+ hatte letzte Woche empfohlen, die Fördermenge im zweiten Quartal um weitere 600.000 Barrel pro Tag zu kürzen, nachdem die Fördermenge bereits um 1,7 Millionen Barrel pro Tag gekürzt worden war. Grund für die empfohlene zusätzliche Kürzung ist der erwartete Rückgang der Ölnachfrage durch das Coronavirus. Russland, der wichtigste Nicht-OPEC-Teilnehmer, muss sich aber noch zu dem Abkommen verpflichten, das die einstimmige Zustimmung aller 23 an OPEC+ beteiligten Länder erfordert.

Das nächste Treffen der Koalition ist zwar erst für den 5. bis 6. März in Wien geplant. Doch die Delegierten haben gesagt, dass das Abkommen auch vorher beschlossen werden könnte, wenn die 23 Staaten schon im Vorfeld einen Konsens über die empfohlenen zusätzlichen Kürzungen erreichen können.

Das Coronavirus hat in China, dem weltweit größten Rohölimporteur, Befürchtungen über eine starke wirtschaftliche Abkühlung geweckt, da Quarantänen und Reisebeschränkungen einen Rückgang des Ölverbrauchs verursacht haben. China bezieht rund 70 Prozent seiner Rohöleinfuhren von den 23 Staaten, die sich in OPEC+ zusammengeschlossen haben, und die Raffinerien des Landes werden laut S&P Global Platts im Februar voraussichtlich rund 1 Million Barrel pro Tag weniger benötigen.

Robert Willock, Direktor für den Nahen Osten und Nordafrika beim Economist Corporate Network, das zur Economist Intelligence Unit gehört, sagte, seine grundlegende Prognose für das Coronavirus sei, dass China den Ausbruch bis Ende März eingedämmt hat. Dies würde bedeuten, dass Chinas Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr nur um 5,4 Proznet wachsen würde, gegenüber den vor dem Virus prognostizierten 5,9 Prozent.

Wenn das Corona-Virus erst Ende Juni unter Kontrolle sei, würde Chinas BIP sogar nur um 4,5 Prozent wachsen. Und sollte das Virus bis Ende Juni noch immer nicht unter Kontrolle sein, dann ist laut Willock im Hinblick auf eine Abkühlung der chinesischen Wirtschaft alles möglich, was in der Folge auch den Ölmarkt stark treffen würde.

Infolge des sinkenden Ölpreises ist der Benzinpreis in Deutschland seit Jahresbeginn zwar nicht wie der Ölpreis um 15 Prozent zurückgegangen. Denn der größte Faktor im Benzinpreis ist die Energiesteuer, die ganz unabhängig vom Ölpreis bei 65,45 Cent pro Liter Benzin liegt. Zudem schwächelt der Euro. Doch der Preis für Super-Benzin ist hierzulande seit Jahresbeginn im Schnitt immerhin um rund 5 Cent zurückgegangen.

Sollte die Corona-Krise sich weiter verstärken - mit allen negativen Konsequenzen für die Weltwirtschaft, so bleibt den Autofahrern möglicherweise zumindest das Trostpflaster niedrigerer Benzinpreise.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaskraftwerke für Deutschland: Teuer, umstritten und auch politisch fragwürdig
08.11.2025

Können Wind und Sonne nicht genug erneuerbare Energien liefern, sollen bis zu 40 große Gaskraftwerke einspringen, die...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin, Ether und Co.: Wie Sie an der Börse sicher in Kryptowährungen investieren
08.11.2025

Wollen Sie Kryptowährungen kaufen? Dann müssen Sie dafür nicht auf irgendwelchen unseriösen Internetportalen herumsurfen. Kurse von...

DWN
Politik
Politik Donald Trump und die US-Präsidentschaftswahl 2028: Strebt er eine dritte Amtszeit an und geht das so einfach?
08.11.2025

Die Diskussion um Donald Trumps mögliches politisches Comeback zeigt das Spannungsfeld zwischen Recht, Strategie und Macht in den USA....

DWN
Technologie
Technologie Deep Tech als Rettungsanker: Wie Deutschland seine industrielle Zukunft sichern kann
08.11.2025

Deutschland hat große Stärken – von Forschung bis Ingenieurskunst. Doch im globalen Wettlauf um Technologien zählt längst nicht mehr...

DWN
Technologie
Technologie So optimiert KI in Belgien die Landwirtschaft: Schwankende Ernten prognostizieren? Kein Problem!
08.11.2025

Die Landwirtschaft muss Erträge effizient planen und Schwankungen ausgleichen, wobei KI zunehmend Entscheidungen auf verlässlicher Basis...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Managergehälter: Wie viel Mut hinter den Millionen steckt
08.11.2025

Topmanager reden offen über ihr Einkommen? In Estland sorgen zwei Führungskräfte für großes Staunen. Sie zeigen, wie viel Disziplin,...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Leitzins: Stillstand oder Strategie? Was die EZB-Zinsentscheidung wirklich bedeutet
08.11.2025

Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins beim jüngsten EZB-Zinsentscheid nicht angerührt – doch das Schweigen ist laut. Christine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Schmuck aus Holz und Stein: Holzkern – wie Naturmaterialien zum einzigartigen Erfolgsmodell werden
07.11.2025

Das Startup Holzkern aus Österreich vereint Design, Naturmaterialien und cleveres Marketing zu einem einzigartigen Erfolgsmodell. Gründer...