Finanzen

Coronavirus: Hapag-Lloyd reduziert Fahrten nach China, Hamburg Süd ist kaum betroffen

Die beiden Hamburger Reedereien Hamburg Süd und Hapag-Lloyd spüren derzeit noch keine gravierenden Auswirkungen des Coronavirus auf ihr Geschäft, wie sie den Deutschen Wirtschaftsnachrichten sagten.
18.02.2020 11:10
Aktualisiert: 18.02.2020 11:10
Lesezeit: 2 min
Coronavirus: Hapag-Lloyd reduziert Fahrten nach China, Hamburg Süd ist kaum betroffen
Ein kleines Ausflugsschiff fährt zwischen dem Containerschiff Eugen Maersk (l) der dänischen Reederei Maersk am Containerterminal Eurogate und den Containerschiffen Frankfurt Express (r) der Reederei Hapag-Lloyd hinter der Cap San Raphael der Reederei Hamburg-Süd am Terminal Burchardkai (CTB) in Hamburg. (Foto: dpa) Foto: Christian Charisius

Den Welthandel könnte der Coronavirus auf Monate belasten. Obwohl China seine Häfen nicht geschlossen hat, fahren Reedereien Branchenkennern zufolge die Volksrepublik weniger an, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Zahlreiche Routen müssten deshalb verlegt werden. Hintergrund ist die Abschirmung von Städten und die Schließung von Fabriken, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Die drei größten Containerreedereien - Maersk, MSC und CMA CGM - haben Fahrten nach China reduziert, wie sie in den vergangenen Tagen erklärten. Das führt zu einem Rückstau, der die Branche noch länger beschäftigen dürfte.

Darauf deuten auch die Lagerbestände in Hafen von Busan in Südkorea. Dort sind 78 Prozent der Lagerkapazitäten für Container belegt, wie ein Vertreter des Hafenbetreibers sagte. Üblicherweise sind es 70 Prozent. Sollte die Quote 80 Prozent übersteigen, sei es kaum noch möglich, den Hafen effizient zu betreiben. Einige Analysten rechnen mit Unterbrechungen bis in den März hinein.

Die Hamburger Reedereien Hapag-Lloyd und Hamburg Süd gaben den Deutschen Wirtschaftsnachrichten eine Einschätzung der Lage:

„Ja, wir haben im Zuge des Chinesischen Neujahrsfestes und dessen Verlängerung sowie des Coronavirus unsere Frequenz um einzelne wöchentliche Abfahrten reduziert. Nähre Details finden Sie auf unserer Website“, sagte ein Sprecher von Hapag-Lloyd. Anders sieht es dagegen beim Konkurrenten Hamburg Süd aus: „Die Hamburg Süd und Maersk verfügen über einen gemeinsamen Flottenpool. Die roten Hamburg Süd-Schiffe werden hauptsächlich in den Nord-Süd-Verkehren von Europa und Nordamerika nach Südamerika eingesetzt, wo die Anzahl der Abfahrten regulär ist. Im globalen Ost-West-Verkehr werden hauptsächlich sehr große Schiffe der Maersk-Flotte sowie des Allianzpartners MSC eingesetzt. Hier ist die Anzahl der Abfahrten derzeit reduziert. Hierzu muss man jedoch insgesamt wissen, dass während und nach dem Neujahrsfest in China die Abfahrten jedes Jahr reduziert werden, da die Fabriken in China in diesen Wochen geschlossen sind und weniger Exportvolumen anfällt. Durch die Maßnahmen der chinesischen Regierung gegen die Corona-Ausbreitung – etwa die Verlängerung der Neujahrsferien – verlängert sich auch diese so genannte Slack Season.“

Zu den allgemeinen Auswirkungen des Coronavirus auf das Geschäft äußerten sich beide Reedereien zurückhaltend: „Was Transportvolumina angeht, können wir Ihnen leider keine konkreten Zahlen mit auf den Weg geben. Die Auswirkungen des Coronavirus ließen sich ohnehin nur schwer isoliert betrachten, da wir ja auch den Chinese New Year-Effekt haben und grundsätzlich viele Faktoren auf die Nachfrage sowie die Transportvolumina wirken“, sagte Hapag-Lloyd. „Die Auswirkungen in unseren Büros in China sind überschaubar. Die Büros sind zwar derzeit noch geschlossen, werden aber am Montag, den 17. Februar, wieder regulär geöffnet. Bis dahin sind die Mitarbeiter mobil zu erreichen und arbeiten von zu Hause. In manchen chinesischen Häfen staut sich derzeit die Import-Abfertigung, zum Beispiel in Shanghai und Xingang, von Kühlladung, die deshalb teilweise umgeleitet werden muss, da in den Häfen keine ausreichende Anzahl an Reefer-Plugs frei ist. Das bedeutet zusätzliche organisatorische Aufwände und auch Kosten für die Kunden“, sagte eine Sprecherin von Hamburg Süd.

Die in Agenturberichten geäußerte Verlagerung der China-Aktivitäten nach Südkorea sehen beide Reedereien kritisch: „Die Hamburg Süd ist zwar auch in Nachbarländern Chinas wie Süd-Korea präsent, aber die Umleitung der Kühlladung macht nur Sinn, wenn der Kunde als Eigentümer der Ladung dort auch alternative Verwendung für die Ware hat. Man würde hier eher versuchen, auf andere chinesische Häfen auszuweichen oder die Kühlcontainer in Inland-Depots zwischenzulagern, wo ausreichend Steckdosen (Plugs) vorhanden sind. In Hong Kong ist dies derzeit zum Beispiel der Fall.“

„Bei diesem Punkt stellt sich uns die Frage, wie ein Hafen in Südkorea als Ersatzziel für chinesische Häfen praktikabel sein soll – insbesondere wenn man sich den Transport von Südkorea an die Destination in China anschaut. Jedoch konnten wir bereits im letzten Jahr die Verschiebung von Handelsströmen nach Südostasien/Indochina im Zuge des Handelskonfliktes zwischen China und den USA beobachten“, heißt es bei Hapag-Lloyd.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Sicherheitsgarantien Ukraine: Warum Washington plötzlich auf einen Deal drängt
27.11.2025

Wachsende Irritationen in Europa treffen auf ein Washington, das den Ton sichtbar verschärft und ein Friedensabkommen zur Bedingung für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Studie von KfW Research: Industriestandort Deutschland benötigt mehr Wagniskapital
27.11.2025

Deutschlands Industrie steht unter Druck: KfW Research sieht schrumpfende Wertschöpfung und zu wenig Risikokapital. Chefvolkswirt Dirk...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Immer mehr Arbeitsplätze wandern ins Ausland ab: Wirtschaftsstandort Deutschland wackelt
27.11.2025

Hohe Preise für Energie, belastende Lohnnebenkosten, eine ausufernde Bürokratie und politische Vorgaben des Staates: Immer mehr Firmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Microsoft-Aktie im Fokus: Rekordinvestitionen in Cloud und KI stärken das Wachstum
27.11.2025

Microsoft setzt mit massiven Investitionen in Cloud-Infrastruktur und künstliche Intelligenz auf Wachstum und Innovation. Können diese...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundespräsident Steinmeier: Europa muss Potenzial als Wirtschaftsmacht ausschöpfen
27.11.2025

Krieg, Machtverschiebungen und zähe Entscheidungen in der EU belasten die Wirtschaftsmacht Europa. Auf dem Wirtschaftsforum in Madrid...

DWN
Finanzen
Finanzen Novo Nordisk-Aktie: Kursrückgang nach enttäuschenden Studien – trotz positivem Analystenkommentar
27.11.2025

Die Novo Nordisk-Aktie steht seit vielen Monaten unter Druck. Auch im Donnerstaghandel an der Frankfurter Börse verbucht die Novo...

DWN
Panorama
Panorama Rabattschlacht: Warum Fake-Shops am Black Friday besonders riskant sind – und wie Sie sie erkennen
27.11.2025

Der Black Friday lockt mit Rekordrabatten – doch zwischen echten Deals verstecken sich zunehmend Fake-Shops. Professionell gestaltet und...

DWN
Immobilien
Immobilien EH-55-Förderung kehrt zurück: Was Bauherren ab Dezember beachten müssen
27.11.2025

Ab Mitte Dezember fließt wieder Geld für Neubauten im EH-55-Standard. Die KfW öffnet ein bekanntes Förderfenster – doch nur unter...