Finanzen

Helikopter-Geld: Hongkong gibt jedem Einwohner 1200 Euro

Die Regierung in Hongkong gibt den Einwohnern finanzielle Hilfe, um die wirtschaftlichen Einbußen infolge der monatelangen Proteste und der Corona-Krise abzumildern.
26.02.2020 09:03
Aktualisiert: 26.02.2020 09:03
Lesezeit: 1 min

Hongkong greift angesichts der durch Massenproteste und Coronavirus-Epidemie verschärften Wirtschaftskrise zu ungewöhnlichen Mitteln. Jeder Einwohner über 18 Jahren erhalte 10.000 Hongkong-Dollar (umgerechnet 1181 Euro) ausgezahlt, kündigte Finanzminister Paul Chan am Mittwoch an. Zusammen mit Steuernachlässen für Unternehmen und weiteren Subventionen soll so die Konjunktur angekurbelt werden. Dafür nimmt die Regierung das erste Haushaltsdefizit seit 15 Jahren in Kauf, das etwa 1,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmachen soll.

Hongkongs Wirtschaft ist im Sommerquartal erstmals seit einem Jahrzehnt in die Rezession gerutscht. Neben dem Handelskonflikt zwischen China und den USA trugen dazu die Massenproteste in Hongkong bei. Viele Touristen bleiben der Metropole fern, zahlreiche Geschäfte mussten zeitweise schließen. Verschärft hat sich Krise inzwischen durch die Ausbreitung des Coronavirus, wodurch etwa Touristen vom Festland ausbleiben. Leisten kann sich die Handelsmetropole nach jahrelangem Boom die Extraausgaben. "Hongkong hat für schlechte Zeiten vorgesorgt", sagte Anthony Chan, Chefstratege für Asien-Investitionen beim Finanzhaus Union Bancaire Privée.

"HILFT NICHT AUS DER REZESSION"

Für das Haushaltsjahr 2020/21 erwartet Finanzminister Chan ein noch größeres Defizit. Es soll dann auf 4,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes anschwellen. 2003/04 - als die chinesische Sonderverwaltungszone unter den Folgen des Sars-Ausbruchs litt - war das Minus mit 5,3 Prozent zuletzt größer, geht aus einer Analyse des Bankhauses ANZ hervor. Hongkong weist normalerweise ausgeglichene Haushalte oder sogar Überschüsse aus. Die reichlichen Finanzreserven erlauben es der Regierung, in Zeiten wirtschaftlichen Gegenwinds rote Zahlen zu schreiben.

2019 ist die Wirtschaftsleistung um 1,2 Prozent geschrumpft und damit erstmals seit der weltweiten Finanzkrise 2009. Für das laufende Jahr rechnet Chan im schlimmsten Fall mit einem Minus von bis zu 1,5 Prozent. "Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass Hongkong aufgrund dieses Budgets aus der Rezession herauskommt", sagte Natixis-Ökonom Gary Ng. Er hält für 2020 ein Minus von drei Prozent für wahrscheinlich.

Die frühere britische Kronkolonie ist seit 1997 eine chinesische Sonderverwaltungszone, in der die Einwohner größere persönliche Freiheiten genießen als in der Volksrepublik. Die Proteste in Hongkong hatten Mitte 2019 begonnen. Die Demonstranten sehen allgemeine Freiheiten gefährdet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands Brücken sind marode – reicht eine Finanzspritze aus?
20.04.2025

Deutschlands Brücken sind in einem kritischen Zustand – ein aktuelles Beispiel ist die A100-Brücke in Berlin. Die sogenannte...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft De-minimis-Ausnahme: Trump hat europäischen Unternehmen bisher ein Geschenk im Wert von 800 Dollar hinterlassen
19.04.2025

Trumps Zollpolitik ermöglicht es europäischen Unternehmen, Waren bis 800 Dollar zollfrei in die USA zu versenden. Doch Experten warnen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osterleckereien 2025: Warum Schokolade, Butter & Co. teurer sind denn je
19.04.2025

Ostern 2025 wird für Verbraucher teurer – besonders bei traditionellen Produkten wie Schokohasen, gefärbten Eiern und selbstgebackenem...

DWN
Immobilien
Immobilien Gewerbeimmobilien als Kapitalanlage? Lage matters!
19.04.2025

Gewerbeimmobilien bieten nach wie vor interessante Renditechancen für ausgefuchste Marktkenner. Wer klug investiert, kann von stabilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...