Finanzen

Fed-Insider: Am Mittwoch werden die Zentralbanken weltweit gleichzeitig die Zinsen senken

Einem ehemaligen Vize-Direktor der US-Zentralbank Federal Reserve zufolge wird es am Mittwochmittag deutscher Zeit zu einer weltweit koordinierten Zinssenkung kommen.
03.03.2020 12:17
Aktualisiert: 03.03.2020 12:17
Lesezeit: 2 min
Fed-Insider: Am Mittwoch werden die Zentralbanken weltweit gleichzeitig die Zinsen senken
Das Logo der Fed. (Foto: dpa) Foto: Shawn Thew

Einem Insider aus dem Umfeld der US-Zentralbank Federal Reserve zufolge wird es am Mittwochmittag deutscher Zeit zu einer weltweit koordinierten Zinssenkung der wichtigsten Zentralbanken kommen. Wie Bill Nelson auf dem Blog Bank Policy Institute schreibt, wird es sich um einen „substanziellen“ Zinsschnitt handeln, welcher mindestens 50 Basispunkte – eventuell sogar 75 Basispunkte – umfassen werde.

An der Zinssenkung würden demnach die Federal Reserve, die Europäische Zentralbank und wahrscheinlich die Notenbanken Großbritanniens, Japans, Chinas und die Hongkonger Finanzaufsicht teilnehmen.

„Es wird eine koordinierte Senkung aller größeren Zentralbanken und wahrscheinlich auch der Volksbank Chinas und der Hongkonger Monetary Authority geben. Die globale Natur des Problems (des Coronavirus – die Red.) ruft nach einer globalen Lösung, eine koordinierte Senkung vermindert das Risiko einseitiger Abwertungen zur Erzielung von geldpolitischen Wettbewerbsvorteilen und die koordinierten Aktionen während der Finanzkrise stellten sich darüber hinaus im Rückblick als äußerst hilfreich heraus. Damals sagte Fed-Präsident Ben Bernanke vor der koordinierten Zinssenkung vom 8. Oktober 2008: ‚Ich denke es wäre außergewöhnlich hilfreich für die Zuversicht der Finanzmarktakteure zu zeigen, dass die Zentralbanken der Welt zusammenarbeiten, einen ähnlichen Blick auf die wirtschaftlichen Entwicklungen haben und bereit sind, kraftvolle Maßnahmen zu ergreifen, um diese Umstände anzugehen.‘“

Allerdings schränkt Nelson seine Prognose auch ein. Sollte sich die Lage an den Märkten am Montag und Dienstag entspannen, könnte die koordinierte Aktion ausbleiben. Am Montag verzeichnete der US-Aktienmarkt starke Zugewinne zwischen 4 und 5 Prozent.

Bill Nelson war bis 2016 Vize-Direktor im Bereich Geldpolitik im Vorstandsgremium der Federal Reserve, wo er für Geldpolitik-Analyse und die Überwachung von Finanzinstitutionen zuständig war. Nelson nahm an Konferenzen des Offenmarktausschusses teil und beriet den Ausschuss wie auch das Direktorium regelmäßig. Darüber hinaus war er in verschiedenen Ausschüssen in den USA und Arbeitsgruppen der Bank for International Settlements in Basel tätig. Seit 2016 arbeitet Nelson in der Privatwirtschaft.

Unabhängig von Nelsons Prognosen haben in den vergangenen Stunden mehrere Zentralbanken auf der Welt die Leitzinsen gesenkt. Die australische Notenbank senkte den Leitzins unerwartet von bisher 0,75 Prozent auf 0,50 Prozent. Damit bewegt sich der Leitzins auf einem historischen Tiefpunkt. In den Jahren 2008/2009 lag er noch bei 3 Prozent. Die Zentralbank der Philippinen senkte ihren Leitzins von 2,75 Prozent auf 2,50% Prozent. Die Zentralbank von Malaysia senkte den Leitzins ebenfalls von 2,75 auf 2,5 Prozent, wie Bloomberg berichtet. Und in Japan kaufte die Notenbank für umgerechnet fast 1 Milliarde Euro börsennotierte Aktienfonds, um die Kurse an den Aktienmärkten des Landes zu stützen.

Die Wahrscheinlichkeit einer solchen koordinierten Aktion am Mittwoch ist allerdings nach dem Zinsschritt der US-Notenbank gesunken. Diese hätte wohl zugewartet, wenn es Chancen auf eine koordinierte Aktion zu einem solchen frühen Zeitpunkt gegeben hätte. Für später ist eine solche Vorgehensweise der global wichtigen Zentralbanken nicht ausgeschlossen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa-Krise vertieft sich: JPMorgan warnt vor dramatischen Folgen für Amerika
13.12.2025

Die Warnungen von JPMorgan Chef Jamie Dimon treffen Europa in einer Phase wachsender politischer Unsicherheit. Seine Kritik an der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...