Wirtschaft

EU setzt Sonderbeauftragten ein: Noch mehr Bürokratie für Unternehmen

Die EU will mit einem Sonderbeauftragten vorgeblich die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen unterstützen. Doch dürfte sich dadurch die Bürokratie, die die Firmen ohnehin schon über Gebühr belasten, noch verschlimmern.
13.03.2020 14:00
Lesezeit: 2 min
EU setzt Sonderbeauftragten ein: Noch mehr Bürokratie für Unternehmen
Der neue Sonderbeauftragte der EU könnte den Unternehmen noch mehr bürokratische Hindernisse in den Weg stellen als bisher. (Foto: dpa) Foto: Patrick Pleul

Die EU-Kommission hat eine neue Strategie vorgelegt, um die europäischen Industrie zu fördern. Innerhalb dieses Rahmens sollen auch die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) unterstützt werden, die als Rückgrat für die gesamte Wirtschaft gelten. Dabei wird auch der Posten eines Sonderbeauftragten eingerichtet, der sich gezielt um die Belange dieser Firmengruppe kümmert.

Was zunächst so positiv klingt, ist es aber nicht. Denn die Unternehmen klagen bereits jetzt über zuviel Bürokratie. Mit dem neuen Plan der EU dürften sich ihre Probleme noch vergrößern.

Wer die Position besetzen soll, darüber gibt es bislang nur Spekulationen: Ein Kandidat, der derzeit gehandelt wird, ist der Binnenmarkt-Kommissar Thierry Breton, der in Brüssel als politisches Schwergewicht gilt. Andere Beobachter glauben, dass der frühere EU-Kommissar für Haushalt und Personal, Günter Oettinger, das neue Amt des Sonderbeauftragten übernimmt.

Dieser soll den Planungen zufolge Aufgaben übernehmen, die breitgefächert sind. Die Kommission wird gemeinsam mit privaten Investoren einen neuen Fonds auflegen, der mittelständische Unternehmen bei einem Börsengang unterstützt. Bisher kommt dieses Finanzierungsinstrument kaum vor und macht nur einige Prozentpunkten an den gesamten Mitteln aus, die KMU wählen, um ihre Geschäfte auf die Beine zu stellen. Wie aus einer Studie der Kreditanstalt für Wideraufbau (KfW) vom Mai 2018 hervorgeht, greift der Großteil der Unternehmen (50 Prozent) auf Eigenmittel zurück. 30 Prozent der Unternehmen finanziert sich mit Bankkrediten.

„Europa hat die stärkste Industrie weltweit. Unsere großen und kleinen Unternehmen sichern Arbeitsplätze, Wohlstand und strategische Autonomie. Die Bewältigung des ökologischen und digitalen Wandels und die Vermeidung externer Abhängigkeiten in einem neuen geopolitischen Kontext erfordern radikale Veränderungen – und dies muss jetzt in Angriff genommen werden", sagte der für den Binnemarkt zuständige EU-Kommissar Thierry Breton.

Seine Organisation hat zudem vor, die Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups während der Wachstumsphase zu verbessern. Dabei sollen EU-Garantien die Risiken der Wagniskapitalgeber begrenzen, um auch solche Geldgeber zur Investition zu animieren, die sich hier bisher zurückgehalten haben – beispielsweise Pensionsfonds. Gerade ihnen ist oft das Risiko zu groß, ihr Geld in den verhältnismäßig kleinen Firmen anzulegen.

Grundsätzlich gelten die KMU in Europa als Rückgrat der gesamten Wirtschaft des Kontinents. Denn die EU geht davon aus, dass sie das größte Potenzial dafür haben, um Arbeitsplätze zu schaffen und um das Wirtschaftswachstum voranzutreiben. Schätzungen zufolge gibt es in der Gemeinschaft 23 Millionen solcher Unternehmen, die 99 Prozent aller Firmen ausmachen.

Sie beschäftigen 66 Prozent aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dort als Angestellte arbeiten. Wichtig: Grundsätzlich gibt es mehrere Definitionen, wer zum Mittelstand gehört. Die EU zählt alle Unternehmen dazu, die weniger als 250 Beschäftigte und einen Jahresumsatz von höchsten 50 Millionen Euro haben. Die Bilanzsumme darf 43 Millionen Euro nicht übersteigen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Neues Silberpreis-Rekordhoch: Engpässe treiben Aufwärtsrallye – warum Anleger jetzt wachsam sein müssen
09.12.2025

Der Silberpreis jagt von Rekord zu Rekord und übertrifft selbst den Hype um Gold, folgerichtig gibt es am Dienstag ein neues...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsmarkt: Sieben Wege wie Unternehmen Fachkräfte finden und halten
09.12.2025

Qualifizierte Fachkräfte werden knapp – das spüren Unternehmen bei der Personalsuche immer deutlicher. Die Folgen: Engpässe,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Milan Nedeljkovic folgt auf Oliver Zipse bei BMW
09.12.2025

BMW bekommt einen neuen Chef: Milan Nedeljkovic übernimmt das Ruder von Oliver Zipse. Der Produktionsvorstand bringt Erfahrung aus fast...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie im Fokus: Allianz-Kooperation mit Oaktree – was der Syndikat-Pakt für Anleger bedeutet
09.12.2025

Ein neuer Deal in London, ein bestätigtes Top-Rating und höhere Gewinnziele treiben die Allianz-Aktie bis an das Jahreshoch. Doch hinter...

DWN
Politik
Politik Merz fordert Abschaffung: EU-Lieferkettengesetz wird deutlich gelockert
09.12.2025

Das EU-Lieferkettengesetz sollte Unternehmen weltweit verpflichten, Menschenrechte zu achten. Doch bevor es überhaupt greift, haben sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kosten für Wohnen und Essen fressen geringere Einkommen auf
09.12.2025

Wohnen und Lebensmittel werden teurer – doch die Härte trifft nicht alle gleich. Neue Daten der Statistiker zeigen, wie stark vor allem...

DWN
Politik
Politik Analyse: Putins Besuch in Indien zeigt die gefesselten Hände des Kreml
09.12.2025

Wladimir Putins Besuch in Indien sollte Stärke demonstrieren, doch die Realität wirkt gegenteilig. Der Kreml ist stark von Ölexporten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Thyssenkrupp-Aktie: Rückkehr in die Gewinnzone trotz Sanierungsdruck
09.12.2025

Thyssenkrupp meldet wieder Gewinn, doch der Preis dafür ist hoch. Der Konzern kämpft mit sinkender Nachfrage, Sanierungsrückstellungen...