Wirtschaft

Europas Unternehmen horten Laptops für Heimarbeit

Unternehmen in Europa haben damit begonnen, Laptops zu horten. Sie bereiten sich darauf vor, dass infolge des Coronavirus-Ausbruchs eine große Anzahl ihrer Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten müssen.
13.03.2020 14:00
Lesezeit: 1 min
Europas Unternehmen horten Laptops für Heimarbeit
Die Heimarbeit wird voraussichtlich noch stärker um sich greifen. (Foto: dpa) Foto: Nicolas Armer

Computer-Händler verzeichnen einen Anstieg der Bestellungen sowohl von großen als auch von kleinen Unternehmen, die sich so viele Laptops sichern wollen wie möglich. Die gestiegene Nachfrage hat der IT-Branche einen kurzfristigen Schub verliehen, die derzeit mit unterbrochenen Lieferketten kämpft.

Ein Anbieter in Italien sagte, dass die Nachfrage nach Laptops dort auf das 20-fache des normalen Niveaus angestiegen ist, nachdem die Regierung große Teile des Landes unter Quarantäne gestellt hat. "Ich habe gestern mehr verkauft als im gesamten Vormonat", zitiert ihn die Financial Times. Und wenn er mehr Vorrat hätte, könnte er sofort noch zehnmal so viele Laptops verkaufen können. Die italienischen Unternehmen seien auf die plötzlich notwendige Heimarbeit weitgehend unvorbereitet.

Auch bei Computacenter, Großbritanniens größtem Computer-Händler, verzeichnet man einen Anstieg der Nachfrage nach Laptops. Geschäftsführer Mike Norris sagte, dass man in den letzten Tagen "ernsthafte Aufträge" von großen Unternehmen erhalten habe, darunter auch Banken. Die die großen Unternehmen sich die Geräte möglichst schnell sichern wollen, würden sie kaum auf die Herstellerfirmen achten. Einige kleinere und mittlere Unternehmen, die bisher noch nie in Laptops für ihre Mitarbeiter investiert hatten, seien in Panik geraten und hätten Computer kaufen.

Der britische Autohändler Vertu hat gerade 100 Laptops gekauft, um seine Mitarbeiter in die Heimarbeit schicken zu können, die normalerweise in Callcentern an Desktop-Computern arbeiten. Außerdem hat das Unternehmen Maßnahmen ergriffen, um die beiden leitenden IT-Mitarbeiter im Unternehmen voneinander zu trennen, damit sie möglichst nicht beide gleichzeitig krank werden. Zudem wird der Vorstandsvorsitzende den Chief Operating Officer erst dann wieder treffen, wenn die Virusbedrohung zurückgeht.

Laut Steve Brazier, dem Chef des Analyseunternehmens Canalys, geht das Horten von Laptops mit einem "chronischen Versorgungsengpass" einher. Gründe für den Engpass seien ein Mangel an Intel-Chips sowie die ersten Auswirkungen des Coronavirus auf Computermontage und die Komponentenherstellung in China. Die Probleme in der Lieferkette sollten bis Ende des Monats gemildert werden, da die Produktion in China voraussichtlich immerhin auf etwa 80 Prozent des Niveaus vor dem Coronavirus zurückkehren wird.

Zu den großen Unternehmen, die ihre Mitarbeiter in Heimarbeit geschickt haben, gehörten zuletzt unter anderem auch die Europäische Zentralbank, Twitter, der US-Fahrdienst Uber, der Schweizer Pharmakonzern Roche, Facebook und Google. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hatte deutsche Firmen bereits vor zwei Wochen dazu aufgerufen, sich auf Maßnahmen wie Heimarbeit und Videokonferenzen vorzubereiten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Finanzen
Finanzen Steuer auf Kontoguthaben? Marktforscher wollen höhere Ausgaben anreizen
03.12.2025

Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt auch beim Weihnachtsgeschäft auf dem Tiefpunkt: Das Land der Sparer hält das Geld zusammen...

DWN
Politik
Politik Falsche Daten, statistische Mängel: Deutsche Klimaforscher ziehen Studie zum Klimawandel zurück
03.12.2025

Falsche Wirtschaftsdaten zu Usbekistan, statistische Mängel: Nach einiger Kritik ziehen Klimaforscher eine Studie des Potsdamer Instituts...

DWN
Politik
Politik EU einig über Importstopp für Gas aus Russland - Kremlsprecher: "EU schadet sich selbst"
03.12.2025

Die EU will bis spätestens Ende 2027 vollkommen unabhängig von russischem Erdgas sein. Das sieht eine Einigung zwischen Vertretern der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Weniger Feiertage, weniger Wirtschaftskrise? Schwäbische Unternehmenschefin für Streichung von Ostermontag
03.12.2025

Weniger Feiertage = mehr Wirtschaftsleistung? Die Debatte reißt nicht ab. Eine Konzernchefin aus Schwaben macht einen konkreten Vorschlag...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Coca-Cola beklagt Standortbedingungen: Deutschland nicht wettbewerbsfähig
03.12.2025

Der Chef des Coca-Cola-Abfüllers bemängelt die Bürokratie und komplizierte Verhältnisse für Unternehmen. Noch steht er zum Standort...

DWN
Politik
Politik Sicherheitspolitik: Deutsche Führungsrolle in Europa? Bevölkerung gespalten
03.12.2025

Russland als Bedrohung, Zweifel an den USA, Europa mittendrin: Eine Umfrage im Auftrag der Münchner Sicherheitskonferenz zeigt, wie...

DWN
Politik
Politik Gewerkschaften: Koalition plant Steuerprivileg für Gewerkschaftsbeitrag
03.12.2025

Die schwarz-rote Koalition will den Gewerkschaften den Rücken stärken. Geplant ist eine Steuerersparnis, die die Mitgliedschaft...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hochleistungsteams: Wie Führungskräfte ihre größten Talente verlieren – oder halten
03.12.2025

Wer Spitzenleistungen will, braucht mehr als gute Mitarbeiter. Vertrauen, Offenheit und Konfliktfähigkeit entscheiden darüber, ob Teams...