Panorama

Britische Schulen bleiben weiter offen, Wut der Eltern wächst

Britische Eltern sind wütend auf ihre Regierung, weil die Schulen trotz Corona offen bleiben.
18.03.2020 12:23
Aktualisiert: 18.03.2020 12:23
Lesezeit: 1 min
Britische Schulen bleiben weiter offen, Wut der Eltern wächst
Demonstranten in Schutzanzügen demonstrieren vor der 10. Downing Street. Sie fordern größere Maßnahmen der britischen Regierung. (Foto: dpa) Foto: Dominic Lipinski

Der britische Premierminister Boris Johnson gerät zunehmend unter Druck, wie in Deutschland, Italien, Spanien und Frankreich Schulen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie zu schließen. Nach wachsender Kritik von Eltern und Lehrern machten am Mittwoch die weitgehend autonomen Landesteile Schottland und Wales auf eigene Faust den Anfang und kündigten an, ab Freitag die Schulpforten zu schließen. Für wie lange, war zunächst nicht klar. Doch die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon erklärte, die Menschen sollten nicht davon ausgehen, dass die Lehranstalten vor dem Ende des Sommerhalbjahrs wieder öffnen.

Johnson hielt sich derweil noch bedeckt. Er kündigte lediglich an, dass Entscheidungen in der Angelegenheit unmittelbar bevorstünden. Noch am Dienstag hatte sein wissenschaftlicher Chefberater Patrick Vallance vor einem Parlamentsausschuss unterstrichen, Schulschließungen seien zwar als Option "auf dem Tisch". Sie sollten aber derzeit nicht vorgenommen werden. Nach Auffassung der Regierung würde daunter gerade das Gesundheitswesen leiden, weil viele Mitarbeiter in dem Sektor zu Hause bleiben müssten, um ihre Kinder zu betreuen. Johnson sagte, es müsse einerseits eine Ausbreitung der Krankheit verhindert werden, andererseits aber der Druck vom Gesundheitswesen genommen werden.

Viele Eltern macht diese Haltung wütend. Sie fragen sich, warum die Regierung einerseits dazu rät, soziale Kontakte einzuschränken, andererseits aber gegen die Schließung von Schulen ist. Mehr als 670.000 Menschen haben inzwischen eine Petition auf der Internetseite des Parlaments unterzeichnet. Darin wird die Regierung aufgefordert, endlich die Schulen vorläufig dichtzumachen. Experten argumentieren, dies könne erheblich dazu beitragen, die Übertragung des Virus zumindest zu verlangsamen. Nach jüngsten Zahlen des Gesundheitsministeriums in London stieg die Zahl der bestätigten Infektionen in Großbritannien im Vergleich zu Dienstag um 676 auf 2626. 71 Menschen starben bislang an der Krankheit.

Womöglich fällt der Unterricht demnächst ohnehin schon allein wegen Personalmangels auf breiter Front aus. Während Johnson noch zögerte, schufen einige Schuldirektoren in England bereits Fakten. Sie schlossen ihre Häuser wegen zahlreicher erkrankter Lehrer. Der Generalsekretär der Schul- und Universitätsleiter-Gewerkschaft, Geoff Barton, sagte der BBC, er habe von einigen "sehr erfahrenen Schuldirektoren" erklärt bekommen, dass sie ihre Einrichtungen wohl kaum über Freitag hinaus offen halten könnten. In einem Fall etwa hätten sich 17 Mitglieder des Kollegiums krankgemeldet. "Und ich denke, das wird sich quer durchs Land wiederholen."

Mehr im aktuellen Live-Ticker zur Corona-Krise.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...