Deutschland

DIHK: Lage im Reise- und Gastgewerbe spitzt sich immer weiter zu

Reiseveranstalter und Gastgewerbe trifft die Corona-Krise hart. Der DIHK spricht von einer existenziellen Bedrohung.
03.04.2020 16:25
Lesezeit: 1 min
DIHK: Lage im Reise- und Gastgewerbe spitzt sich immer weiter zu
Das Logo des Reiseveranstalters FTI-Touristik ist zu sehen. (Foto: dpa) Foto: Rene Ruprecht

Das Reise- und Gastgewerbe rutscht infolge der Coronavirus-Pandemie aus Sicht des Deutschen Industrie- und Handelskammertags immer tiefer in die Krise: Rund 40 Prozent der Betriebe sehen sich akut von Insolvenz bedroht, wie eine DIHK-Umfrage ergab. Etwa zwei Drittel der Firmen könnten wegen fehlender Aufträge aktuell Mitarbeiter nicht mehr wie bislang beschäftigen und müssten dementsprechend ihre Beschäftigungspläne nach unten korrigieren.

"Die Corona-Pandemie bedroht das Reise- und Gastgewerbe existenziell", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben am Freitag. "Wenn Restaurants schließen, Hotelzimmer storniert oder Reisen ganz abgesagt werden müssen, fällt der Umsatz vieler Unternehmen über Nacht gegen Null, obwohl Mieten und Gehälter weiter bezahlt werden müssen."

Der Reiseveranstalter FTI nimmt staatliche Bürgschaften an, um seine Finanzierung für die kommenden zwölf Monate zu sichern. Man sei mit einem "nachhaltig und langfristig angelegten Finanzierungspaket auf die schwierige Situation vorbereitet", sagte Managing Director Dietmar Gunz in München. Dies sei "dank der finanziellen Unterstützung durch eine Bundes- und Landesbürgschaft und der begleitenden Bank UniCredit" gelungen. Parallel gebe es Maßnahmen in allen Unternehmensbereichen - darunter auch Kurzarbeit.

Eine Entlastung erhofft sich die Branche von Plänen der Bundesregierung, wonach Verbraucher bei abgesagten Reisen, Kultur- oder Sportveranstaltungen Gutscheine statt einer sofortigen Rückzahlung bekommen. Bevor das Vorhaben umgesetzt werden kann, bedarf es noch der Zustimmung der EU-Kommission, meldet die dpa.

Die Pläne sind allerdings umstritten. Die Verbraucherzentrale lehnt die Gutscheinlösung ab. Bundesverbands-Chef Klaus Müller forderte zudem, die Zahlungspflicht für Reisen im Sommer auszusetzen. Viele Urlauber müssten spätestens im Mai die letzte Rate für ihre Reise zahlen. "So lange nicht klar ist, ob im Sommer überhaupt wieder gereist werden kann, brauchen wir dringend eine Aussetzung der Zahlungspflicht", sagte Müller dem Tagesspiegel.

Auch Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch kritisierte die Gutscheinlösung: "Die Bundesregierung lässt viele Reisekunden im Regen stehen. Der Gutscheinzwang darf so nicht bleiben." Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Eva Högl verteidigte die Pläne dagegen. Sie seien ein fairer Lastenausgleich zwischen Verbrauchern und den vielen großen aber auch kleinen Tourismusunternehmen und Konzertveranstaltern. "Die Corona-Krise hat eine so gewaltige Dimension, dass ein Anspruch auf Erstattung am Ende praktisch wertlos wäre, wenn viele Unternehmen insolvent werden", sagte Högl dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Der Deutsche Reiseverband (DRV) wies daraufhin, dass die Gutschein-Lösung auch den Reisebüros zu Gute komme. Damit könnten die bereits gezahlten Provisionen der Veranstalter bei den Reisevermittlern bleiben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs: Zinssignale aus Japan belasten Stimmung am Kryptomarkt – wie es weitergeht
07.12.2025

Der Bitcoin-Kurs steht erneut im Mittelpunkt der Marktdebatten, da globale Zinssignale und eine wachsende Verunsicherung unter Anlegern die...

DWN
Technologie
Technologie Social Media im Umbruch: KI verdrängt persönliche Beiträge immer mehr
07.12.2025

Die sozialen Netzwerke verändern sich rasant, während persönliche Beiträge seltener werden und KI-Inhalte die Feeds bestimmen. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Weshalb selbst starke Zahlen ein strukturelles Problem nicht lösen
07.12.2025

Die Nvidia-Aktie glänzt mit beeindruckenden Ergebnissen, doch Anleger übersehen oft ein zentrales Risiko. Die enorme Größe des Konzerns...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mautkosten in Europa steigen: Wie sich Speditionen jetzt Wettbewerbsvorteile sichern
07.12.2025

Trotz wachsender Belastungen im europäischen Transportsektor zeigt sich immer deutlicher, dass Mautgebühren weit mehr sind als ein...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachten mit kleinerem Budget: Viele Menschen müssen bei Weihnachtsgeschenken sparen
07.12.2025

Weihnachten rückt näher, doch viele Haushalte kalkulieren strenger als je zuvor. Eine neue Umfrage zeigt, wie stark Preissteigerungen die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OpenAI-Bilanz: Deloitte prüft Milliardenpläne und Michael Burry entfacht Debatte
07.12.2025

OpenAIs rasanter Aufstieg und die enormen Investitionspläne des Unternehmens rücken die Transparenz der OpenAI-Bilanz in den Mittelpunkt....

DWN
Politik
Politik Elektromobilitätssteuer Großbritannien: Wie London die E-Auto-Revolution abbremst
07.12.2025

Großbritannien setzt mit einer kilometerbasierten Abgabe ein hartes Signal an alle E-Autofahrer und stellt die finanzielle Logik der...

DWN
Politik
Politik Russlands Desinformationskampagnen: Wie Europa gegen Putins Trolle kämpft
06.12.2025

Europe wird zunehmend Ziel digitaler Einflussoperationen, die gesellschaftliche Stabilität, politische Prozesse und wirtschaftliche...