Finanzen

Hilfe für Italien: Euro-Bonds spalten die Eurozone

Am Dienstag beraten die Euro-Finanzminister, wie Italien in der aktuellen Krise geholfen werden soll. Im Streit um Euro-Bonds droht ein Eklat.
07.04.2020 11:26
Aktualisiert: 07.04.2020 11:26
Lesezeit: 2 min
Hilfe für Italien: Euro-Bonds spalten die Eurozone
Olaf Scholz, Bundesfinanzminister und Vizekanzler, gestikuliert. (Foto: dpa) Foto: John Macdougall

Beim Treffen der Euro-Finanzminister zeichnet sich in der Corona-Krise kein gemeinsames Rettungspaket für Italien und Spanien inklusive gemeinsamer europäischer Anleihen ab. Bundesfinanzminister Olaf Scholz erwähnte diesen strittigen Punkt vor Beginn der Beratungen am Dienstag gar nicht. Er bekräftigte, mit drei Elementen helfen zu wollen - dem Europäischen Rettungsfonds ESM, Krediten der Förderbank EIB sowie einer europäischen Variante des Kurzarbeitergeldes. "Ich hoffe sehr, dass wir das heute zustande bringen."

Alles zusammen ergebe ein ziemlich großes Paket, hatte der SPD-Politiker zuvor schon gesagt. Für die drei Punkte werde es viel Unterstützung im Kreis der Finanzminister geben, die per Video-Schalte beraten. Die Instrumente könnten schnell wirken und die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie abmildern.

Unklar ist, ob die deutlichen Differenzen bei gemeinsamen Anleihen - sogenannten Euro-Bonds oder aktuell Corona-Bonds - zu einem Eklat führen oder ob der Punkt am Ende ausgeklammert wird. Deutschland ist wie schon in der Euro-Krise gegen solche Maßnahmen, die das Schuldenmachen im Süden Europas billiger machen würde. Vor allem in der CDU/CSU ist der Widerstand groß. Hier wird befürchtet, sonst für die Verbindlichkeiten anderer Staaten haften zu müssen. Das würde Experten zufolge auch nicht ohne Grundgesetzänderung gehen.

Euro-Bonds seien der falsche Weg, sagte auch FDP-Finanzpolitiker Florian Toncar. "Sie führen nicht zum Erfolg, weil durch sie alle Mitgliedstaaten den Anreiz verlieren, solide zu wirtschaften." Dem widersprach der Deutsche Gewerkschaftsbund, der die Regierung aufforderte, ihre "Blockadehaltung" aufzugeben. "Wir müssen die Lasten der Krise solidarisch auf viele Schultern verteilen", forderte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell. Ansonsten gehe es in wenigen Monaten wieder um die Rettung des Euro.

ÖSTERREICH: MAN KANN SICH SEIN RETTUNGSBOOT NICHT AUSSUCHEN

Neun von 19 Euro-Ländern hatten zuletzt gemeinsame Schuldeninstrumente gefordert - unter anderem Italien und Spanien. Österreichs Finanzminister Gernot Blümel machte diesen Ländern im ZDF deswegen Vorwürfe. Sie weigerten sich, in bestehende Rettungsboote zu steigen und sagten lieber: "Ich will da nicht einsteigen, ich möchte ein größeres und schöneres und der andere soll es zahlen."

Scholz sagte, die europäische Förderbank EIB solle die Möglichkeit bekommen, mehr Kredite an kleine und mittlere Unternehmen zu vergeben. Dazu müssten zusätzliche Garantien gegeben werden. Außerdem solle der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) eingesetzt werden, der in der Euro-Schuldenkrise ins Leben gerufen wurde und noch 410 Milliarden Euro ausleihen kann. Bis zu zwei Prozent der Wirtschaftsleistung sollen hier als vorsorgliche Kreditlinie abgerufen werden können, um beispielsweise mehr Geld zur Stärkung des Gesundheitssystems zu haben. Italien könnte so aus dem ESM 39 Milliarden Euro erhalten.

Ifo-Chef Clemens Fuest hält Corona-Bonds für nicht praktikabel. Es müsste erst eine Institution geschaffen werden, die solche Anleihen an den Markt bringe. "Das dauert Monate, wenn nicht noch länger", erklärte der Ökonom im ZDF. Der ESM könne dagegen schnell eingesetzt und die Gelder nur an eine Bedingung geknüpft werden: die Bekämpfung der jetzigen Krise.

Italien ist in Europa am stärksten von der Pandemie betroffen. Die Regierung in Rom hatte erst am Montagabend Garantien für Bankkredite im Wert von über 400 Milliarden Euro ausgesprochen, damit Firmen nicht Pleite gehen. Weitere Hilfen hat Ministerpräsident Giuseppe Conte bereits in Aussicht gestellt.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Industrie im Umbruch: Produktion wächst, Aufträge und Beschäftigung sinken
05.11.2025

Die Industrie in Europa zeigt ein uneinheitliches Bild. Einige Länder steigern ihre Produktion, während andernorts Aufträge und...

DWN
Technologie
Technologie „DeepL Agent“: Start-up DeepL startet autonomen KI-Agenten
05.11.2025

Der Kölner KI-Übersetzungsspezialist DeepL hat bislang selbst großen Tech-Konzernen erfolgreich die Stirn geboten. Nun fordert das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Stellenabbau Mittelstand: Jedes vierte Familienunternehmen baut Jobs ab
05.11.2025

Auch bei den Familienunternehmen in Deutschland sind zunehmend Jobs in Gefahr: 23 Prozent der Unternehmer wollen in diesem Quartal...

DWN
Politik
Politik New York: Demokrat Mamdani wird Bürgermeister - eine Niederlage für US-Präsident Trump
05.11.2025

Die liberale Hochburg New York bekommt einen neuen Bürgermeister: Zohran Mamdani ist 34 Jahre alt, Muslim – und präsentiert sich schon...

DWN
Technologie
Technologie Reduzierung von CO2: Deutsche Bahn setzt erstmals Schienen aus „grünem“ Stahl ein
05.11.2025

Die Deutsche Bahn schließt einen Liefervertrag mit dem saarländischen Hersteller Saarstahl für klimafreundlich produzierte Schienen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hybrides Arbeiten: Freiheit mit Nebenwirkungen? Wie Flexibilität nicht zur Belastung wird
05.11.2025

Homeoffice und Büro im Wechsel galten lange als Zukunftsmodell. Doch die vermeintliche Freiheit zeigt zunehmend Risse – von sinkender...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Black Friday 2025: So tricksen Händler Kunden weltweit aus
05.11.2025

Die Jagd nach Schnäppchen wird zur Täuschung. Immer mehr Händler erhöhen ihre Preise schon Wochen vor dem Black Friday, um sie später...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rennen um autonomes Fahren: VW baut in China eigene KI-Chips
05.11.2025

Sorgen vor ausbleibenden China-Chiplieferungen und Entwicklungsdruck bei autonomem Fahren plagen die Autoindustrie. Warum VW nun einen...