Im Zuge des von der Corona-Pandemie verstärkten Wirtschaftsabschwungs haben in den vergangenen Wochen in Deutschland zahlreiche Unternehmen Insolvenz anmelden müssen. Die DWN hatten bereits vor einigen Wochen über die damals bundesweit noch relativ unbeachtete Entwicklung berichtet.
Die im Zuge der Corona-Pandemie erlassenen Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen haben in den vergangenen Wochen nun aber zu einer deutlichen Zunahme der Pleiten geführt. Schätzungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertages zufolge sind inzwischen etwa 20 Prozent aller deutschen Unternehmen akut von einer Pleite bedroht. Neu ist zudem, dass vermehrt auch bekannte Namen Insolvenz anmelden müssen.
Liste aktueller Fälle (nicht vollständig):
Galeria Karstadt Kaufhof – Deutschlands letzter Warenhauskonzern: 28.000 Mitarbeiter sind bundesweit betroffen. Der neue Generalbevollmächtigte von Galeria Karstadt Kaufhof, Arndt Geiwitz, will bei der Rettung des letzten großen deutschen Warenhauskonzerns vorerst ohne staatliche Hilfskredite auskommen. „Wir werden zunächst keine Mittel aus den nun mithilfe der KfW-Bank bereitgestellten Töpfen in Anspruch nehmen“, sagte er der Lebensmittel Zeitung. Der Eigentümer von Galeria Karstadt Kaufhof, René Benko, hatte in dieser Woche zur Unterstützung des Unternehmens noch einmal weitere 140 Millionen Euro überwiesen. Wie lange das Geld reicht, hänge davon ab, wann und in welchem Umfang die Kaufhäuser wieder öffnen dürfen, sagte Geiwitz. Das Unternehmen habe kaum Bankschulden und das Geschäftsmodell stimme.
Restaurantkette Vapiano: In Deutschland sind 55 Restaurants und etwa 3.800 Mitarbeiter von der Insolvenz betroffen. Tagesschau.de schreibt: „Angeschlagen war Vapiano schon vorher. Die Folgen der Corona-Krise, geschlossene Restaurants und Ausgangsbeschränkungen, waren für das Management aber endgültig nicht mehr zu bewältigen.“
Modekonzern Esprit: Vorsorgliche Insolvenz angemeldet, 2.300 Mitarbeiter sind hierzulande betroffen. „Dies ist der richtige Schritt für Esprit, da die Corona-Virus-Pandemie dramatische Auswirkungen auf unser Geschäft hat“, sagte Esprit-Chef Anders Kristiansen laut Mittteilung.
Schuhändler Colloseum aus Oberhausen: Insolvenz angemeldet, 160 Filialen und 2.300 Mitarbeiter betroffen.
AppelrathCüpper: Der traditionsreiche Kölner Modehersteller meldete am Dienstag Insolvenz in Eigenverantwortung an, weil er nicht auf KfW-Darlehen zugreifen konnte. 16 Filialen werden geschlossen, etwa 1000 Mitarbeiter arbeitslos. „Wir waren auf einem guten Weg. Dann hat uns der März mit Corona und den Häuserschließungen kalt erwischt", zitiert die "Textilwirtschaft CEO Lothar Schäfer. „Leider haben wir trotz eines Antrags keinen Zugriff auf KfW-Darlehen erhalten, so dass wir nur noch die Option hatten, eine Insolvenz in Eigenverwaltung anzustreben" wird der Finanzchef des Unternehmens zitiert.
Restaurantkette Maredo: 35 Restaurants werden geschlossen, etwa 900 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz. Ab Mai sollen Restaurants wieder öffnen, weil bis etwa Juli 2020 Kurzarbeitergeld und Zuschüsse der Arbeitsagentur ausgehandelt wurden, um die Angestellten zu bezahlen.
Klinikum in Peine: Löhne können noch 3 Monate ausgezahlt werden, 800 Mitarbeiter bangen um den Arbeitsplatz.
Mehrere Gesellschaften der Münchner Arwe-Gruppe: In Deutschland sind über 1.200 Beschäftigte von den Insolvenzen betroffen, davon viele in Teilzeit. Hinzu kommen rund 1.800 Aushilfskräfte.
Automobilzulieferer Sitronic: 300 Mitarbeiter in Baden-Württemberg und Bayern betroffen.
Autoteile-Onlineshop Pöllath: 450 Mitarbeiter betroffen, Betrieb läuft derzeit weiter.
Sportartikel-Händler YEAH! AG aus Hanau: 420 Mitarbeiter sind bundesweit betroffen, Insolvenzgeld der Arbeitsagentur für die Mitarbeiter
Autozulieferer Moll: Der 1945 gegründete Batteriezulieferer hat die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Coburg beantragt. Der durch die Corona-Krise verursachte plötzliche, massive und dauerhafte Absatzrückgang lasse dem Unternehmen keine andere Wahl. 300 Mitarbeiter sind betroffen.
Mode- und Spielwarenhändler Kanz Financial Holding: Rund 220 Mitarbeiter im Raum Stuttgart betroffen.
Elektro-Autobauer E-Go: Das Aachener Startup hat aufgrund der Corona-Maßnahmen Insolvenz in Eigenverantwortung angemeldet, die Produktion steht wegen der Corona-Maßnahmen seit Ende März steht still.
Autozulieferer Arlington Germany: Insolvenz in Eigenverantwortung, rund 300 Mitarbeiter betroffen, Produktion steht still.
Traditionsunternehmen Kahla Porzellan in Thüringen: Rund 250 Mitarbeiter sind von der Insolvenz betroffen.
Traditionsunternehmen Glas Zange: „Indirekt wegen Corona“, musste Dieter Zange vergangenen Donnerstag vorläufige Insolvenz beim Amtsgericht Weiden beantragen. Er führt den gleichnamigen Glashersteller in vierter Generation und will mit allen 84 Mitarbeitern weitermachen.
Möbelhändler Sitzfeld aus Berlin: Insolvenz, Zahl der betroffenen Mitarbeiter nicht bekannt.
Küchenhändler Brigitte: Insolvenz in Eigenverantwortung, 330 Mitarbeiter betroffen.
Wintermeier GmbH Maschinenbau & Frästechnik: Zahl der betroffenen Mitarbeiter unbekannt.
Kindermodehändler tausendkind: Rund 110 Mitarbeiter sind von der Insolvenz betroffen.
Sandwich Fashion Group: Insolvenz beantragt, Zahl der betroffenen Mitarbeiter unbekannt. „Durch den vollständigen Umsatzverlust nach der Schließung aller Stores und Flächen infolge des Coronavirus (Covid-19) kann der Neustart der Marke nicht fortgesetzt werden“, schreibt das Unternehmen.
Hamann Reifenlager & Service GmbH: Insolvenz Anfang März angemeldet, Zahl der betroffenen Mitarbeiter unbekannt.