Weltwirtschaft

Schlimmste Situation seit Großer Depression: Bald über 20 Millionen Arbeitslose in den USA

Lesezeit: 2 min
10.04.2020 14:30
Corona treibt die US-Wirtschaft in die schlimmste Lage seit der Großen Depression: In Kürze werden mehr als 20 Millionen Amerikaner arbeitslos sein. Die größte Wirtschaftsmacht der Welt steht vor einer massiven Rezession.
Schlimmste Situation seit Großer Depression: Bald über 20 Millionen Arbeitslose in den USA
Detroit, Michigan: Autos rosten auf dem Gelände eines Schrott- und Gebrauchtwagenhändlers vor sich hin. (Foto: dpa)
Foto: Boris Roessler

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Coronavirus-Krise macht der US-Wirtschaft schwer zu schaffen: Wegen der Zuspitzung der Pandemie haben in den Vereinigten Staaten in der dritten Woche in Folge Millionen Menschen einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt. In der Woche bis zum 4. April wurden 6,6 Millionen solcher Anträge registriert, wie das US-Arbeitsministerium mitteilte. Die US-Notenbank Fed will der Wirtschaft noch stärker helfen. Sie kündigte an, über verschiedene Kreditprogramme insgesamt bis zu 2,3 Billionen Dollar (2,1 Billionen Euro) in die Wirtschaft zu pumpen.

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe hatte in den beiden Vorwochen jeweils neue Höchststände erreicht: zuerst 3,3 und dann 6,65 Millionen Anträge. Innerhalb von drei Wochen verloren damit USA-weit mehr als 16 Millionen Menschen ihre Jobs.

Die Erstanträge gelten als Indikator für die kurzfristige Entwicklung des Arbeitsmarkts in der größten Volkswirtschaft der Welt. Sie deuten inzwischen auf einen dramatischen Wirtschaftseinbruch infolge der Corona-Krise hin. Bis vor wenigen Wochen hatte die Zahl der Erstanträge noch regelmäßig unter 100.000 pro Woche gelegen.

Die rasante Ausbreitung des Coronavirus hat das öffentliche Leben in weiten Teilen der USA zum Erliegen gebracht. Die Mehrheit der knapp 330 Millionen Amerikaner unterliegt Ausgangsbeschränkungen. Viele Geschäfte und Betriebe sind geschlossen, Restaurants und Hotels bleiben leer, Flüge sind massenhaft gestrichen, Veranstaltungen abgesagt. Viele Mitarbeiter geschlossener Unternehmen müssen daher Arbeitslosenhilfe beantragen. Entlassungen sind in den USA in der Regel wesentlich schneller möglich als etwa in Deutschland.

Die US-Regierung und der Kongress hatten angesichts der Krise ein gewaltiges Konjunkturpaket auf den Weg gebracht, um rund zwei Billionen Dollar in die leidende Wirtschaft zu pumpen. Damit wurde auch die bislang sehr begrenzte Arbeitslosenhilfe ausgeweitet. Die Lage am US-Arbeitsmarkt verschlechtert sich dennoch weiter.

Die Arbeitslosenquote in den USA ist infolge der Corona-Krise bereits deutlich nach oben gegangen: Sie stieg von 3,5 Prozent im Vormonat auf 4,4 Prozent im März. Aufgrund einer verzögerten Erhebung der Statistik vermitteln diese Daten jedoch noch ein zu rosiges Bild. Die jüngste Zuspitzung am Arbeitsmarkt ist davon nur begrenzt wiedergegeben. Experten gehen inzwischen bereits von einer zweistelligen Arbeitslosenquote aus.

Das gesamte Ausmaß der wirtschaftlichen Verwerfungen der Pandemie ist noch nicht absehbar. Viele Analysten befürchten aber einen dramatischen Einbruch im zweiten Quartal und eine Rezession aufs ganze Jahr betrachtet.

Die US-Notenbank stemmt sich mit ihrem Notprogramm mit aller Macht gegen einen Konjunkturabsturz. «Die Rolle der Fed ist es, soviel Entlastung und Stabilität zu bieten wie wir können», erklärte Notenbankchef Jerome Powell. Mit den Maßnahmen sollen unter anderem kleinere und mittlere Unternehmen sowie Kommunen und Städte gestützt werden. Bei Anlegern kamen die Krisenhilfen der Notenbank gut an - die US-Aktienmärkte reagierten mit deutlichen Kursgewinnen.

Die Fed hatte bereits mit drastischen Zinssenkungen und etlichen anderen Maßnahmen auf die Corona-Pandemie reagiert. Erst am Mittwoch signalisierte die Notenbank eine länger andauernde Nullzinspolitik.

Bis Anfang Februar hatte die US-Konjunktur noch gebrummt, an der Börse wurden Höchststände gemeldet und Experten rechneten mit einem Wirtschaftswachstum von rund zwei Prozent. Doch die rasante Ausbreitung des Coronavirus seit Anfang März machte die guten Konjunkturaussichten zunichte.

Bis Donnerstagmorgen (Ortszeit) gab es in den USA nach Angaben von Forschern der Universität Johns Hopkins mehr als 430.000 bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus. Rund 15.000 Menschen sind demnach landesweit bereits infolge der Pandemie gestorben.

Die Ausbreitung des Coronavirus plagt die Wirtschaft weltweit. Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnte vor dramatischen Auswirkungen: Erwartet werde die schlimmste wirtschaftliche Entwicklung seit der Weltwirtschaftskrise in den 20er und 30er Jahren, sagte die IWF-Direktorin Kristalina Georgieva am Donnerstag in Washington. Es handele sich um eine beispiellose Krise.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Hat von der Leyen Bulgarien Euro- Beitritt unter „Umgehung der Regeln“ in Aussicht gestellt?
05.06.2023

Ein angebliches Telefonat sorgt in Bulgarien für erhebliche politische Unruhe. Dabei soll EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen dem...

DWN
Politik
Politik Grüne Planwirtschaft: Energie-Effizienz-Gesetz wird zum „Wachstumskiller“
05.06.2023

Das Ifo-Institut sieht durch das neue Energie-Effizienz-Gesetz eine Art Wirtschafts-Schrumpfungsprogramm auf uns zurollen. Das eigentliche...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU-Data-Act: Innovativ und souverän oder eher schädlich?
05.06.2023

Kleinen und mittelständischen Unternehmen werden laut Bestrebungen der EU-Kommission durch den Data Act bessere Wettbewerbsbedingungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unternehmen können sich bald für „Klimaschutzverträge“ bewerben
05.06.2023

Mit sogenannten „Klimaschutzverträgen“ will Wirtschaftsminister Habeck Unternehmen subventionieren, die auf eine klimafreundliche,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Aufträge für deutsche Maschinenbauer brechen ein
05.06.2023

Deutsche Maschinenbauer haben mit einer anhaltend schlechten Auftragslage zu kämpfen. Nach einer leichten Erholung im Vormonat gab es im...

DWN
Politik
Politik Im Kosovo rächen sich jetzt alte Fehler des Westens
04.06.2023

Die jüngsten Ausschreitungen im Kosovo hatten zwar einen aktuellen Anlass. Doch die Lunte an das Pulverfass war schon viel früher gelegt....

DWN
Finanzen
Finanzen Amerikas Bankenkrise, Teil 2: Welche Schäden verursachen die Zinsanstiege?
04.06.2023

DWN-Finanzexperte Michael Bernegger beschreibt, welche strukturellen Gründe hinter der Bankenkrise in den USA stehen - und warum diese...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Diebstahl und Gewalt machen US-Einzelhandel unprofitabel
04.06.2023

Der US-Einzelhandel leidet unter der ansteigenden Kriminalität. Der massive Anstieg von Diebstahl und Gewalt vernichtet den Profit. Das...