Deutschland

Bundesminister will E-Rezeptpflicht ab 2022

Die Bundesregierung hat eine Initiative gestartet, mit der im Prinzip keiner gerechnet hat: Sie will ab 2022 in Deutschland die E-Rezeptpflicht einführen.
20.04.2020 15:38
Lesezeit: 1 min
Bundesminister will E-Rezeptpflicht ab 2022
Eine Ärztin vor dem Computer. (Foto: dpa) Foto: Sebastian Gollnow

Die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat das Patientendaten-Schutzgesetz (PDSG) in das Bundeskabinett eingebracht. Damit hat die Bundesregierung die Einführung der E-Rezeptpflicht ab dem 1. Januar 2022 beschlossen. Diese Rezeptform soll ab diesem Zeitpunkt als Anwendung der sicheren Telematik-Infrastruktur (TI) gelten. Dies ist auch für mittelständische Unternehmen und Startups von wirtschaftlichem Interesse, weil die Bundesregierung dafür eine besondere IT-Infrastruktur erstellen muss, wo möglicherweise Aufträge erteilt werden.

Allerdings kommt für manche Politiker und Beobachter dieses Projekt überraschend. Denn aus ihrer Sicht wollte das Bundesgesundheitsministerium die E-Rezeptpflicht ab Januar 2022 eigentlich nie. Sie rechnen damit, dass das Gesetz im Bundestag noch auf Widerstand stoßen wird.

„Der Vorstoß von Minister Spahn verwundert mich, zumal das Bundesgesundheitsministerium bislang immer die Position vertreten hat, dass eine vollständige Abschaffung des Papierrezeptes nicht geplant sei“, sagte beispielsweise Sabine Dittmar (SPD). „Ich halte das Vorhaben für ambitioniert. Ich werde im parlamentarischen Verfahren genau hinterfragen und prüfen, wie trotz der sinnvollen Digitalisierung sichergestellt wird, dass durch E-Rezepte keine Hürden für ältere Menschen und weniger technikaffine Personengruppen aufgebaut werden“, so die Politikerin.

Tatsächlich sind viele Fragen in dem Gesetzentwurf überhaupt nicht geklärt: Denn werden Patientinnen und Patienten bis Anfang 2022 finanziell in der Lage sein, sich mobile Endgeräte zuzulegen, um an dem neuen System für E-Rezepte teilzunehmen? Außerdem ist nicht klar, ob das Internet in Deutschland bis zu diesem Zeitpunkt schnell genug sein wird, um das riesige Projekt abzuwickeln. Außerdem steht in den Sternen, ob das Netz flächendeckend zur Verfügung steht. Es sieht ganz danach aus, dass das letzte Wort in dieser Frage noch nicht gesprochen ist.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Technologie
Technologie Smart Cities: Fluch oder Segen?
22.12.2025

Smart Cities sind längst keine Zukunftsmusik mehr. In Städten wie Grevenbroich testen Sensoren, Kameras und KI das urbane Leben der...

DWN
Politik
Politik EU-Ukraine-Finanzierung: Milliardenkredit ohne Zugriff auf russisches Vermögen – die Hintergründe
22.12.2025

Die EU sucht nach Wegen, die Ukraine finanziell zu stützen, ohne neue politische Bruchlinien in der Union zu erzeugen. Doch welche Folgen...

DWN
Finanzen
Finanzen DroneShield-Aktie: Drohnenabwehr boomt durch steigende Bedrohungslage
22.12.2025

Die DroneShield-Aktie legt nach starken Zuwächsen weiter zu. Neue Governance-Regeln stärken das Vertrauen der Anleger, während der Markt...

DWN
Politik
Politik Grönland: Trump ernennt Sondergesandten und verschärft den Ton
22.12.2025

Grönland rückt erneut ins strategische Visier Washingtons. Mit der Ernennung eines Sondergesandten sendet US-Präsident Donald Trump ein...

DWN
Politik
Politik Deutschland befindet sich in der größten Rentenkrise seit dem Zweiten Weltkrieg
22.12.2025

Hinter dem Fachkräftemangel wächst eine Rentenlücke, die Deutschlands Wohlstand und Europas Stabilität bedroht. Ein Topökonom warnt...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis auf Rekordhoch: Warum Gold zum Jahresende explodiert
22.12.2025

Gold glänzt wie lange nicht mehr. Der Goldpreis markiert neue Rekorde, während Unsicherheit, Notenbanken und geopolitische Risiken die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OECD: Aufstieg im Arbeitsmarkt für Zugewanderte besonders schwer
22.12.2025

Der OECD-Migrationsausblick 2025 zeigt, wie groß der Einkommensabstand zwischen Zugewanderten und Einheimischen in Deutschland ausfällt....

DWN
Panorama
Panorama Wirtschaftskrise durchkreuzt Winterurlaubspläne der Deutschen
22.12.2025

Hohe Preise, unsichere Konjunktur und veränderte Prioritäten prägen den Winter. Die Wirtschaftskrise zwingt viele Deutsche zu neuen...